03.08.2011, 09:20
Alexander Berzin
März 2006
Übersetzung ins Deutsche: Tara Dorn
Mara in der Hindu-Mythologie
In der Hindu-Mythologie wird Mara (tib. bdud) mit Kama (tib. ‘ dod-pa‘i lha), dem Gott des Begehrens gleichgesetzt. Diese Gleichsetzung wird auch im Buddhismus anerkannt. Die Kalachakra-Buddhafigur hat zum Beispiel Kama, der alle vier Maras respräsentiert, unter seinem rechten Fuß. Kama war einer der Söhne von Krishna und Rukmini und Kamas Frau war Rati. Die Götter sandten Kama, um Shiva aus seiner Meditation zu wecken, damit er Interesse an Paravati nehmen und ein Kind namens Karttikeya haben könne, welches als fähig prophezeit wurde, in einem Alter von sieben Tagen den Dämonen Taraka zu töten. Um Shiva zu wecken, schoss Kama fünf Pfeile mit seinem Bogen ab. Diese Pfeile sollten jemanden
exstatisch (tib. dga‘ -byed) machen,
begierlich (tib. sred-byed) werden lassen,
betäuben (tib. rmongs-byed), was vielleicht nahelegt, jemanden verrückt oder senil zu machen,
mager, ausgemergelt und ausgetrocknet (tib. skem-byed) machen, was in diesem Kontext heißen könnte, ausgezehrt, hungrig und durstig zu machen, sodass jemand die Meditation aufgibt. In anderen Kontexten könnte das heißen, dass es das Werk Maras ist, wenn wir austrocknen und keine Feuchtigkeit (der Tränen) des Mitgefühls haben.
leblos machen (tib. `chi-byed), was in diesem Kontext Shiva vielleicht besorgt machen könnte, er könnte sterben während er meditiert, sodass er aus Angst davor aufstehen würde.
Diese fünf werden die fünf Arten der Ärgernisse genannt, die das Werk Maras sind.
Shiva war verärgert und verbrannte Kama mit einem Feuerblitz aus seinem dritten Auge zu Dörrfleisch. Dann aber gestattete Shiva auf Ersuchen von Rati, dass er als Pradyumna wiedergeboren werde. Als Pradyumna sechs Jahre alt war, stahl ihn der Dämon Shambara, der ihn ins Meer warf, da es eine Vorhersage gab, dass er Shambara töten würde. Pradyumna wurde von einem Fisch verschluckt, aber ein Fischer fing den Fisch und gab den Knaben, den er im Magen des Fisches fand, Shambaras Geliebter Mayadevi, die ihn aufzog. Mayadevi entwickelte Begehren für Pradyumnas Schönheit, aber Pradyumna schalt sie, da er sie als seine Mutter ansah. Sie eröffnete ihm, dass er der Sohn von Krishna und Rukmini sei und dass Shambara ihn ins Meer geworfen hatte. Pradyumna wurde auf Shambara wütend und tötete ihn indem er seine Fähigkeit der Emanationen benutzte. Dann nahm ihn Mayadevi zum Haus Krishnas mit und Pradyumna und Mayadevi wurden Mann und Frau.
Daher kann Mara in der Form eines göttlichen Wesens personifiziert werden. In der buddhistischen Kosmologie residiert er auf den höchsten Höhen des göttlichen Bereichs der Ebene des Sinnesbegehrens (Bereich des Begehrens), dem Gipfel des Meru-Berges. Dieser wird der Himmel derer genannt, die die Macht der Emanationen über andere besitzen (tib. gZhan-`phrul dbang-byed, Skt. Paranirmita-vashavartin). Buddhisten erklären diesen Himmel gewöhnlich so, dass dort Götter sind, die die Macht haben, die Emanationen anderer zu genießen, aber die tibetischen Ausdrücke und die Begriffe in Sanskrit machen mehr Sinn, wenn sie in Übereinstimmung mit den Hindu-Mythen verstanden werden.
Mara in der buddhistischen Mythologie
Im Buddhismus verkörpert Mara daher die falschen nicht-buddhistischen Ansichten, die die letzten waren, die Buddha mit seinem dritten Weisheitsauge zu überwinden hatte. Das ist analog zu der Erzählung in der Hindu-Mythologie, dass Shiva Kama mit dem Feuerstrahl seines dritten Auges zerstörte als dieser versuchte, Shiva zu stören.
Mehrere Berichte in verschiedenen Sutras beschreiben den Sieg Buddhas über Mara. Zum Beispiel kommt Mara im Sutra des Bestrebens (Pali: Padhana Sutta) im Pali-Kanon zu Shakyamuni, als Shakyamuni asketische Praktiken machte und sagte: „Du bist so dünn und blass. Suche keine Befreiung und Erlösung – was bedeuten würde die Welt zu verlassen ‑ sondern bleibe in der Welt und tue Gutes“. Mit anderen Worten, er versucht Shakyamuni zu überreden, ein weltliches Leben zu führen, wenn auch eins, in dem er sich damit beschäftigt anderen zu helfen. Mara sandte eine Armee aus, um Shakyamuni zu besiegen. Shakyamuni zählt die Armeen Maras so auf: Sinnliches Begehren, Unzufriedenheit, Hunger und Durst, Verlangen, Trägheit, Angst, unentschlossenes Schwanken (Zweifel), Rastlosigkeit, Verlangen nach den vergänglichen Dingen des Lebens (Gewinn, Lob, Ehre und Ruhm) sowie sich selbst zu loben und andere herabzusetzen. Buddha sah, dass er aufhören müsse sich mit Gedanken über diese Dinge zu identifizieren, um all dies zu überwinden.
Später erscheint Mara als armer Bauer und als alter schniefender Brahmane, die Welt symbolisierend. Shakyamuni erkennt, dass Mara in allen Aggregaten, die erscheinen, vorhanden ist, sagte Mara aber, dass er sich nicht verstecken könne. Shakyamuni sieht in ihm die bedauernswerte Kreatur, die er ist, wie sie sich in der mitleiderregenden Form des Bauern und des Brahmanen darstellt. Mara erscheint dann als Naturkatastrophe und als gefährliche Wildtiere. Shakyamuni hat aber keine Todesangst. Mara schickt dann seine drei Töchter, die versuchen sollen Shakyamuni zu verführen, jedoch ohne Erfolg. Mara versucht dann Shakyamuni auszutricksen, indem er mit ihm übereinstimmt, dass der Tod nichts ist, das zu fürchten wäre und man ihn daher ignorieren könne. Mit Hilfe dieser Überlegung versucht er Shakyamuni zu überzeugen, dass das Leben lang sei und man es einfach genießen solle. Shakyamuni verneint, da die Lebensspanne kurz ist, sodass man so leben soll, als stünde der Kopf in Flammen – und das bedeutet dann auch ggf. persönliche Gefahr zu ignorieren. Da das Leben jederzeit plötzlich enden kann, muss man sofort Nutzen aus seinem wertvollen menschlichen Leben ziehen. Dann gibt Mara auf und schleicht sich davon.
Die vier Maras
Der Begriff mara stammt von der Sanskrit-Wurzel mr, die „ ermorden“ bedeutet. Daher ist Mara dasjenige, das mordet oder uns begrenzten Wesen Hindernisse bereitet und ebenso unseren konstruktiven Handlungen, die zu den drei spirituellen Zielen einer der besseren Wiedergeburten, Befreiung und Erleuchtung führt. Mara wird auch als das erklärt, das „ein Ende macht“ (tib. mthar-byed, Skt. antaka) – nämlich das, was ein Ende der spirituellen Praxis herbeiführt.
Es gibt vier Arten von Mara:
der Mara des Todes (der Herr des Todes),
der Mara der störenden Emotionen und Geisteshaltungen,
der Mara der Aggregat-Faktoren der Erfahrung (die fünf Aggregate),
der Mara als Sohn der Götter
Der Mara des Todes
Der Tod verursacht natürlich das größte Hindernis für unsere Praxis. Es ist nicht sicher, ob wir in unseren nächsten Leben wertvolle menschliche Wiedergeburten mit Ruhepausen und Bereicherungen haben werden, die uns eine ungehinderte Praxis erlauben. Aber auch im Falle einer solchen Wiedergeburt müssen wir unseren spirituellen Pfad wieder als Kind beginnen. Noch dazu kommt der Tod, unkontrollierbar am Ende eines jeden Lebens.
So wird Mara auch als Yama (tib. gShin-rje), der „Herr des Todes“ (tib.`Chi-bdag), bezeichnet, während im Anuttarayoga-Tantra-System Buddha Yamantaka (tib. gShin-rje gshed) ist, der „Einzige, der Yama ein Ende“ macht. Im Tantra aber ist Yama nicht nur der Tod selbst, sondern es gibt drei Ebenen von Yama, die auf die drei Ebenen eingehen, die mit dem Tod befasst sind:
der äußere Yama, der der Tod selbst ist.
der innere Yama ist die störenden Emotionen und Geisteshaltungen, die die karmische Hinterlassenschaft aktivieren, uns so in eine nachfolgende Wiedergeburt treiben und den Geburt-Tod-Kreislauf verewigen.
der verborgene oder geheime Yama ist der dreifältige subtilste konzeptionelle Geist, der Erscheinungen von wahrer Existenz hervorbringt: Die Schwelle (tib. nyer-thob, dem Erreichen nahe, schwarze Erscheinung), Licht-Streuung (tib. mched, heller werdend, rote Erscheinung) und Erstarren der Erscheinung (tib. snang, Erscheinung, weiße Erscheinung). Jede Wiedergeburt beginnt mit diesem dreifältigen subtilsten Geist, der Erscheinungen von wahrer Existenz hervorbringt. Auf Unwissenheit basierend glauben wir, dass die vorgegaukelten Erscheinungen mit der Realität übereinstimmen und greifen nach wahrer Existenz und all den störenden Emotionen und Geisteshaltungen, die auf dieser Unwissenheit und dem Greifen basieren.
Es gibt sechs Unzulänglichkeiten, die Hindernisse für unser spirituelles Studium und die Praxis verursachen, wenn wir uns den Tod nicht vergegenwärtigen:
wir werden die Dharma-Maßnahmen nicht gegenwärtig halten,
auch wenn wir sie uns gegenwärtig halten, werden wir sie nicht in die Praxis umsetzen,
auch wenn wir den Dharma in die Praxis umsetzen, werden wir ihn nicht sehr rein ausführen,
unsere Entschlossenheit ernsthaft zu jeder Zeit zu praktizieren wird nachlassen,
durch unsere destruktiven Handlungen werden wir uns selbst behindern, Befreiung zu erlangen,
zur Zeit unseres Todes werden wir mit Bedauern sterben.
Wir praktizieren den Dharma nicht rein, da wir von den acht vergänglichen Dingen des Lebens (tib. `jig-rten-paì chos-brgyad, die acht weltlichen Dharmas) gefangen sind, wenn wir uns den Tod nicht vergegenwärtigen. Wir sind erfreut und begeistert vom ersten Faktor der folgenden Paare und unerfreut, niedergeschlagen oder enttäuscht vom zweiten:
Lob oder Kritik,
Hören guter oder schlechter Neuigkeiten - einschließlich der Nachricht, oder fehlenden Nachricht von Menschen, die wir lieben und dem Hören wohlklingender Töne oder von unangenehmen Lärm,
Gewinne oder Verluste – wie von Geld oder Besitz,
wenn Dinge gut gehen oder schlecht –wie gesund sein und glücklich oder krank sein und bedrückt.
[Siehe: Unbehagen über die acht vergänglichen Angelegenheiten des Lebens zerstreuen.]
Wir können Gleichmut bezüglich der acht vergänglichen Dingen im Leben erlangen, indem wir die zehn juwelengleichen tiefsten Geisteshaltungen der Kadam-Tradition (tib. bka’-gdams phugs-nor bcu) annehmen. Es sind die vier vertrauenswürdigen Annahmen (tib. gtad-pa bzhi), die drei diamantharten Überzeugungen (tib. rdo-rje gsum) und die reifen Geisteshaltungen in Bezug auf Ausgestoßenwerden, Finden und Erreichen (tib. bud-rnyed-thob gsum).
Die ersten vier vertrauenswürdigen Annahmen sind:
als unsere tiefsten Lebensanschauungen, gewillt zu sein mit völligem Vertrauen die Dharma-Maßnahmen zu akzeptieren,
als unsere tiefste Geisteshaltung zu den Dharma-Maßnahmen, gewillt zu sein, mit völligem Vertrauen sogar ein Bettler zu werden,
als unsere tiefste Geisteshaltung dazu, ein Bettler zu werden, gewillt zu sein, mit völligem Vertrauen auch zu akzeptieren zu sterben,
als unsere tiefste Geisteshaltung zum Tod, gewillt zu sein mit völligem Vertrauen sogar ohne Freunde und allein in einer leeren Höhle zu sterben.
Die drei diamantharten Überzeugungen sind:
unsere Dharma-Praxis weiterzuführen ohne dabei die Überlegung anzustellen, was andere darüber denken was wir tun,
stets die Verbindung zu tiefem Gewahrsein und zu unseren Verpflichtungen aufrecht zu erhalten,
ununterbrochen fortzufahren, ohne in unsinnige Sorgen zu verfallen.
Die reifen Geisteshaltungen dazu, ausgestoßen zu sein, finden und erreichen sind:
bereit zu sein, von der sozialen Stellung sogenannter „normaler“ Menschen ausgeschlossen zu sein,
bereit zu sein, uns in der Stellung von Hunden wiederzufinden,
völlig mit dem Erreichen des göttlichen Ranges eines Buddha befasst zu sein.
Auf einer tieferen Ebene können wir natürlich nur mit dem Verständnis von Leerheit den Mara des Todes überwinden, sodass wir Befreiung erlangen und dem samsarischen Tod und der Wiedergeburt nicht länger unterworfen sind.
Der Mara der störenden Emotionen und Geisteshaltungen
Entwickeln wir störende Emotionen und Geisteshaltungen (tib. nyon-mongs, Skt. klesha), verursachen sie ein sehr großes Hindernis für unser spirituelles Studium und die Praxis. Die Wichtigsten sind sehnsüchtiges Verlangen oder Anhaftung, Feindseligkeit oder Wut, Naivität, Stolz, störendes, unentschlossenes Schwanken und störende Geisteshaltungen mit einer Auffassung, wie einer verblendeten Ansicht über ein vergängliches Netzwerk.
Haben wir eine dieser störenden Emotionen oder Geisteshaltungen, sollten wir Tonglen (tib. gtong-len, geben und nehmen) praktizieren. Wir denken an alle anderen, die dieselbe störende Emotion oder Geisteshaltung haben und wie dies ein Problem nicht nur für uns, sondern für jeden ist. So zu denken ist vernünftig, weil – da es ein Problem aller samsarischen Wesen ist und wir eines dieser Wesen sind – wir dieses Hauptproblem von jedermann angehen sollten. Es ist, als ob wir als Frau einem Vorurteil am Arbeitsplatz begegnen. Ein Vorurteil Frauen gegenüber ist nicht unbedingt nur Problem für uns alleine, sondern das Problem aller Frauen. Daher sollten wir, um unser Problem mit dem Vorurteil gegenüber uns als eine Frau loszuwerden, dieses Problem des Vorurteils gegenüber allen Frauen auf uns nehmen.
In der Unterweisung „Schulung der Geisteshaltung in sieben Punkten“ (tib. Blo-sbyong don-bdun-ma) von Geshe Chekawa (tib. dGe-bshes `Chad-kha-ba) ist eine der vier Handlungen (tib. sbyor-ba bzhi) bezüglich dessen, wie man widrige Bedingungen in den Pfad zur Erleuchtung umwandeln kann Folgende: Man gibt schädigenden Geistern (Maras) Opfergaben und bittet sie, uns noch schwierigere Umstände zu geben. Diese Praxis des „Fütterns des Dämon“ ist daher so etwas wie Tonglen. Aber hier praktizieren wir zuerst das „Geben“ und bitten dann den Dämon, uns zu helfen, mehr Leiden von anderen auf uns zu nehmen.
[Siehe: Allgemeine Erklärung des „Schulung der Geisteshaltungen in sieben Punten“ , Teil 1: Die ersten vier Punkte.]
Im Vajrayogini und einigen anderen tantrischen Opferritualen ist das Füttern des Dämons Teil davon, verschiedenen Gästen zu opfern, besonders Gästen, die unsere Feinde sind.
Der Mara der Aggregate
Der Mara der Aggregate bezieht sich auf die befleckten Aggregate (tib. zag-bcas-kyi phung-po) als Beispiel für das allumfassende, beeinflussende Leiden (tib. khab-byed-kyi sdug-bsngal) des Samasara. Zur Erinnerung: Im Pali Sutta erkennt Buddha Shakyamuni den Mara in allen Aggregaten.
Im Text „Schatzhaus spezieller Themen des Wissens“ (tib. Chos mngon-paì mdzod, Skt. Abhidharmakosha), definiert Vasubandhu „befleckte Phänomene“ als nichtstatische Phänomene, die von einer störenden Emotion oder Geisteshaltung herkommen. Werden solche Gegenstände als Objekte entweder durch unseren eigenen begrenzten Geist oder den eines anderen wahrgenommen, sind das Ergebnis weitere störende Emotionen oder Geisteshaltungen am mentalen Kontinuum, das diese (Objekte) wahrnimmt. Ebenso sind die fünf Aggregat-Faktoren, die in Begleitung von störenden Emotionen oder Geisteshaltungen auftreten, befleckt. Daher spezifiziert Vasubandhu befleckten Phänomene alle als nichtstatische (vergängliche) Phänomene, anders als die der vierten edlen Wahrheit.
In „Eine Anthologie spezieller Themen des Wissens“ (tib. Chos mngon-pa kun-las btus-pa, Skt. Abhidharmasamuccaya), führt Asanga dies näher aus, wobei Vasubandhus Definition nur eine der Kategorien befleckter Phänomene ist. Er schließt Aggregat-Faktoren mit ein, die durch Begehren herausgeschleudert wurden und diejenigen, die weitere samsarische Situationen mit sich bringen. Daher ist die Sachlage so, dass die Aggregat-Faktoren unserer Erfahrung vom Begehren und der Unwissenheit (die das werfende Karma aktiviert) stammt. Sie tragen Unwissenheit in sich und halten die Unwissenheit aufrecht.
[Siehe: Befleckte und unbefleckte Phänomene.]
Folglich ist die „Hardware“ unserer Aggregate – unsere begrenzten Körper und geistigen Anlagen – der Mara der Aggregate, da sie uns durch mehr und mehr Leiden begrenzen und unsere Gelegenheiten zur Befreiung abtöten.
Der Mara als Sohn der Götter
Ursprünglich scheint Mara als der Sohn der Götter sich auf Mara als Kama zu beziehen, der der Sohn des Gottes Krishna war, und seinen Versuch Shiva zu behindern. Im Buddhismus wird dieser Mara als verblendete Sichtweisen der Nicht-Buddhisten angesehen oder vom Prasangika-Gesichtspunkt aus sogar als die Sichtweisen der niederen buddhistischen Lehrsysteme, die auch wenn sie hilfreich sind, zu überwinden sind.
Dieser Mara kann sich auch auf die zweiundsechzig falschen Sichtweisen (tib. lta-ba ngan-pa, schlechte Sichtweisen) beziehen, die von den achtzehn nicht-budhhistischen Extremisten (tib. mu-stegs, Skt. tirthika) vertreten werden.
[Siehe: Die zweiundsechzig falschen Sichtweisen.]
Maitreya führt weiters im Text „Filigranschmuck der Verwirklichungen“ (tib. mNgon-rtogs-rgyan, Skt. Abhisamayalamkara) sechsundvierzig Fehler an, die Störungen bei der Entwicklung von Weisheit verursachen, die für Bodhisattvas (tib. sbor-baì skyon) maßgeblich sind. Diese Fehler werden auch als Werk Maras, des Sohnes der Götter angesehen.
[Siehe: Sechsundvierzig Störungen, die Hindernisse bei spirituellen Studien und Praxis verursachen.]
Die vier Maras nach dem Kalachakra
Butön (tib. Bu-ston Rin-chen grub) erklärt in dem Text „Anmerkungen zum höchsten Mandala des glorreichen Kalachakra, Quelle aller guten Eigenschaften“ (tib. dPal dus-kyi‘khor-lo‘i dkyil-chog yon-tan kun-‘byung-gi zin-bris), dass die vier Maras die folgenden Bedeutungen im Kalachakra haben:
Der Mara der Aggregate bezieht sich auf die Schleier des Körpers, welche auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des Wachzustandes zugeschrieben werden können
Der Mara der störenden Geisteshaltungen bezieht sich auf die Schleier der Rede, die auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des Traumzustandes zugeschrieben werden können.
Der Mara des Herrn des Todes bezieht sich auf die Schleier des Geistes, die auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des traumlosen Tiefschlafzustandes zugeschrieben werden können.
Der Mara als Sohn der Götter bezieht sich auf das äußere Eindringen in die Unwissenheit (tib. phyi-rol-gyi ma-rig-pa la `jug-pa), das sich möglicherweise auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des vierten Zustandes, des Gipfelzustands der Glückseligkeit, bezieht. Vielleicht bezieht sich dies auf die Schleier der Unwissenheit, die uns veranlassen, unsere subtilen Energien mit der Glückseligkeit des Orgasmus zu entladen. Erreichen wir das unwandelbare glückselige Gewahrsein der Leerheit, dann besitzen wir das zölibatäre Verhalten der Realität (tib. de-kho-na nyid-gyi tshangs-spyod) mit dem wir nie eine Verlagerung von der unwandelbaren Glückseligkeit (tib. mi-’gyur-baì bde-ba) erleben und nie die Glückseligkeit des orgastischen Ergusses (tib. dzag-bde) erfahren. Das kommt daher, dass unser Geist in der Klaren Licht-Verwirklichung des der Leerheit vertieft bleibt und diesen Zustand nicht mit dem Erzeugen des dreifältigen subtilsten Erscheinungs-hervorbringenden Arten des konzeptuellen Geistes, der mit orgastischem Erguss gleichzusetzen ist, verlässt. Diese Verwirklichung wird als „Vajra-Stab (tib. rdo-rje dbyug-pa) habend, um die Maras zu überwinden“ bezeichnet. Entsprechend dem Kalachakra ist der Besitz eines Vajra-Stabes eine der zehn Eigenschaften eines Vajra-Meisters.
http://www.berzinarchives.com/web/de/arc...orces.html
März 2006
Übersetzung ins Deutsche: Tara Dorn
Mara in der Hindu-Mythologie
In der Hindu-Mythologie wird Mara (tib. bdud) mit Kama (tib. ‘ dod-pa‘i lha), dem Gott des Begehrens gleichgesetzt. Diese Gleichsetzung wird auch im Buddhismus anerkannt. Die Kalachakra-Buddhafigur hat zum Beispiel Kama, der alle vier Maras respräsentiert, unter seinem rechten Fuß. Kama war einer der Söhne von Krishna und Rukmini und Kamas Frau war Rati. Die Götter sandten Kama, um Shiva aus seiner Meditation zu wecken, damit er Interesse an Paravati nehmen und ein Kind namens Karttikeya haben könne, welches als fähig prophezeit wurde, in einem Alter von sieben Tagen den Dämonen Taraka zu töten. Um Shiva zu wecken, schoss Kama fünf Pfeile mit seinem Bogen ab. Diese Pfeile sollten jemanden
exstatisch (tib. dga‘ -byed) machen,
begierlich (tib. sred-byed) werden lassen,
betäuben (tib. rmongs-byed), was vielleicht nahelegt, jemanden verrückt oder senil zu machen,
mager, ausgemergelt und ausgetrocknet (tib. skem-byed) machen, was in diesem Kontext heißen könnte, ausgezehrt, hungrig und durstig zu machen, sodass jemand die Meditation aufgibt. In anderen Kontexten könnte das heißen, dass es das Werk Maras ist, wenn wir austrocknen und keine Feuchtigkeit (der Tränen) des Mitgefühls haben.
leblos machen (tib. `chi-byed), was in diesem Kontext Shiva vielleicht besorgt machen könnte, er könnte sterben während er meditiert, sodass er aus Angst davor aufstehen würde.
Diese fünf werden die fünf Arten der Ärgernisse genannt, die das Werk Maras sind.
Shiva war verärgert und verbrannte Kama mit einem Feuerblitz aus seinem dritten Auge zu Dörrfleisch. Dann aber gestattete Shiva auf Ersuchen von Rati, dass er als Pradyumna wiedergeboren werde. Als Pradyumna sechs Jahre alt war, stahl ihn der Dämon Shambara, der ihn ins Meer warf, da es eine Vorhersage gab, dass er Shambara töten würde. Pradyumna wurde von einem Fisch verschluckt, aber ein Fischer fing den Fisch und gab den Knaben, den er im Magen des Fisches fand, Shambaras Geliebter Mayadevi, die ihn aufzog. Mayadevi entwickelte Begehren für Pradyumnas Schönheit, aber Pradyumna schalt sie, da er sie als seine Mutter ansah. Sie eröffnete ihm, dass er der Sohn von Krishna und Rukmini sei und dass Shambara ihn ins Meer geworfen hatte. Pradyumna wurde auf Shambara wütend und tötete ihn indem er seine Fähigkeit der Emanationen benutzte. Dann nahm ihn Mayadevi zum Haus Krishnas mit und Pradyumna und Mayadevi wurden Mann und Frau.
Daher kann Mara in der Form eines göttlichen Wesens personifiziert werden. In der buddhistischen Kosmologie residiert er auf den höchsten Höhen des göttlichen Bereichs der Ebene des Sinnesbegehrens (Bereich des Begehrens), dem Gipfel des Meru-Berges. Dieser wird der Himmel derer genannt, die die Macht der Emanationen über andere besitzen (tib. gZhan-`phrul dbang-byed, Skt. Paranirmita-vashavartin). Buddhisten erklären diesen Himmel gewöhnlich so, dass dort Götter sind, die die Macht haben, die Emanationen anderer zu genießen, aber die tibetischen Ausdrücke und die Begriffe in Sanskrit machen mehr Sinn, wenn sie in Übereinstimmung mit den Hindu-Mythen verstanden werden.
Mara in der buddhistischen Mythologie
Im Buddhismus verkörpert Mara daher die falschen nicht-buddhistischen Ansichten, die die letzten waren, die Buddha mit seinem dritten Weisheitsauge zu überwinden hatte. Das ist analog zu der Erzählung in der Hindu-Mythologie, dass Shiva Kama mit dem Feuerstrahl seines dritten Auges zerstörte als dieser versuchte, Shiva zu stören.
Mehrere Berichte in verschiedenen Sutras beschreiben den Sieg Buddhas über Mara. Zum Beispiel kommt Mara im Sutra des Bestrebens (Pali: Padhana Sutta) im Pali-Kanon zu Shakyamuni, als Shakyamuni asketische Praktiken machte und sagte: „Du bist so dünn und blass. Suche keine Befreiung und Erlösung – was bedeuten würde die Welt zu verlassen ‑ sondern bleibe in der Welt und tue Gutes“. Mit anderen Worten, er versucht Shakyamuni zu überreden, ein weltliches Leben zu führen, wenn auch eins, in dem er sich damit beschäftigt anderen zu helfen. Mara sandte eine Armee aus, um Shakyamuni zu besiegen. Shakyamuni zählt die Armeen Maras so auf: Sinnliches Begehren, Unzufriedenheit, Hunger und Durst, Verlangen, Trägheit, Angst, unentschlossenes Schwanken (Zweifel), Rastlosigkeit, Verlangen nach den vergänglichen Dingen des Lebens (Gewinn, Lob, Ehre und Ruhm) sowie sich selbst zu loben und andere herabzusetzen. Buddha sah, dass er aufhören müsse sich mit Gedanken über diese Dinge zu identifizieren, um all dies zu überwinden.
Später erscheint Mara als armer Bauer und als alter schniefender Brahmane, die Welt symbolisierend. Shakyamuni erkennt, dass Mara in allen Aggregaten, die erscheinen, vorhanden ist, sagte Mara aber, dass er sich nicht verstecken könne. Shakyamuni sieht in ihm die bedauernswerte Kreatur, die er ist, wie sie sich in der mitleiderregenden Form des Bauern und des Brahmanen darstellt. Mara erscheint dann als Naturkatastrophe und als gefährliche Wildtiere. Shakyamuni hat aber keine Todesangst. Mara schickt dann seine drei Töchter, die versuchen sollen Shakyamuni zu verführen, jedoch ohne Erfolg. Mara versucht dann Shakyamuni auszutricksen, indem er mit ihm übereinstimmt, dass der Tod nichts ist, das zu fürchten wäre und man ihn daher ignorieren könne. Mit Hilfe dieser Überlegung versucht er Shakyamuni zu überzeugen, dass das Leben lang sei und man es einfach genießen solle. Shakyamuni verneint, da die Lebensspanne kurz ist, sodass man so leben soll, als stünde der Kopf in Flammen – und das bedeutet dann auch ggf. persönliche Gefahr zu ignorieren. Da das Leben jederzeit plötzlich enden kann, muss man sofort Nutzen aus seinem wertvollen menschlichen Leben ziehen. Dann gibt Mara auf und schleicht sich davon.
Die vier Maras
Der Begriff mara stammt von der Sanskrit-Wurzel mr, die „ ermorden“ bedeutet. Daher ist Mara dasjenige, das mordet oder uns begrenzten Wesen Hindernisse bereitet und ebenso unseren konstruktiven Handlungen, die zu den drei spirituellen Zielen einer der besseren Wiedergeburten, Befreiung und Erleuchtung führt. Mara wird auch als das erklärt, das „ein Ende macht“ (tib. mthar-byed, Skt. antaka) – nämlich das, was ein Ende der spirituellen Praxis herbeiführt.
Es gibt vier Arten von Mara:
der Mara des Todes (der Herr des Todes),
der Mara der störenden Emotionen und Geisteshaltungen,
der Mara der Aggregat-Faktoren der Erfahrung (die fünf Aggregate),
der Mara als Sohn der Götter
Der Mara des Todes
Der Tod verursacht natürlich das größte Hindernis für unsere Praxis. Es ist nicht sicher, ob wir in unseren nächsten Leben wertvolle menschliche Wiedergeburten mit Ruhepausen und Bereicherungen haben werden, die uns eine ungehinderte Praxis erlauben. Aber auch im Falle einer solchen Wiedergeburt müssen wir unseren spirituellen Pfad wieder als Kind beginnen. Noch dazu kommt der Tod, unkontrollierbar am Ende eines jeden Lebens.
So wird Mara auch als Yama (tib. gShin-rje), der „Herr des Todes“ (tib.`Chi-bdag), bezeichnet, während im Anuttarayoga-Tantra-System Buddha Yamantaka (tib. gShin-rje gshed) ist, der „Einzige, der Yama ein Ende“ macht. Im Tantra aber ist Yama nicht nur der Tod selbst, sondern es gibt drei Ebenen von Yama, die auf die drei Ebenen eingehen, die mit dem Tod befasst sind:
der äußere Yama, der der Tod selbst ist.
der innere Yama ist die störenden Emotionen und Geisteshaltungen, die die karmische Hinterlassenschaft aktivieren, uns so in eine nachfolgende Wiedergeburt treiben und den Geburt-Tod-Kreislauf verewigen.
der verborgene oder geheime Yama ist der dreifältige subtilste konzeptionelle Geist, der Erscheinungen von wahrer Existenz hervorbringt: Die Schwelle (tib. nyer-thob, dem Erreichen nahe, schwarze Erscheinung), Licht-Streuung (tib. mched, heller werdend, rote Erscheinung) und Erstarren der Erscheinung (tib. snang, Erscheinung, weiße Erscheinung). Jede Wiedergeburt beginnt mit diesem dreifältigen subtilsten Geist, der Erscheinungen von wahrer Existenz hervorbringt. Auf Unwissenheit basierend glauben wir, dass die vorgegaukelten Erscheinungen mit der Realität übereinstimmen und greifen nach wahrer Existenz und all den störenden Emotionen und Geisteshaltungen, die auf dieser Unwissenheit und dem Greifen basieren.
Es gibt sechs Unzulänglichkeiten, die Hindernisse für unser spirituelles Studium und die Praxis verursachen, wenn wir uns den Tod nicht vergegenwärtigen:
wir werden die Dharma-Maßnahmen nicht gegenwärtig halten,
auch wenn wir sie uns gegenwärtig halten, werden wir sie nicht in die Praxis umsetzen,
auch wenn wir den Dharma in die Praxis umsetzen, werden wir ihn nicht sehr rein ausführen,
unsere Entschlossenheit ernsthaft zu jeder Zeit zu praktizieren wird nachlassen,
durch unsere destruktiven Handlungen werden wir uns selbst behindern, Befreiung zu erlangen,
zur Zeit unseres Todes werden wir mit Bedauern sterben.
Wir praktizieren den Dharma nicht rein, da wir von den acht vergänglichen Dingen des Lebens (tib. `jig-rten-paì chos-brgyad, die acht weltlichen Dharmas) gefangen sind, wenn wir uns den Tod nicht vergegenwärtigen. Wir sind erfreut und begeistert vom ersten Faktor der folgenden Paare und unerfreut, niedergeschlagen oder enttäuscht vom zweiten:
Lob oder Kritik,
Hören guter oder schlechter Neuigkeiten - einschließlich der Nachricht, oder fehlenden Nachricht von Menschen, die wir lieben und dem Hören wohlklingender Töne oder von unangenehmen Lärm,
Gewinne oder Verluste – wie von Geld oder Besitz,
wenn Dinge gut gehen oder schlecht –wie gesund sein und glücklich oder krank sein und bedrückt.
[Siehe: Unbehagen über die acht vergänglichen Angelegenheiten des Lebens zerstreuen.]
Wir können Gleichmut bezüglich der acht vergänglichen Dingen im Leben erlangen, indem wir die zehn juwelengleichen tiefsten Geisteshaltungen der Kadam-Tradition (tib. bka’-gdams phugs-nor bcu) annehmen. Es sind die vier vertrauenswürdigen Annahmen (tib. gtad-pa bzhi), die drei diamantharten Überzeugungen (tib. rdo-rje gsum) und die reifen Geisteshaltungen in Bezug auf Ausgestoßenwerden, Finden und Erreichen (tib. bud-rnyed-thob gsum).
Die ersten vier vertrauenswürdigen Annahmen sind:
als unsere tiefsten Lebensanschauungen, gewillt zu sein mit völligem Vertrauen die Dharma-Maßnahmen zu akzeptieren,
als unsere tiefste Geisteshaltung zu den Dharma-Maßnahmen, gewillt zu sein, mit völligem Vertrauen sogar ein Bettler zu werden,
als unsere tiefste Geisteshaltung dazu, ein Bettler zu werden, gewillt zu sein, mit völligem Vertrauen auch zu akzeptieren zu sterben,
als unsere tiefste Geisteshaltung zum Tod, gewillt zu sein mit völligem Vertrauen sogar ohne Freunde und allein in einer leeren Höhle zu sterben.
Die drei diamantharten Überzeugungen sind:
unsere Dharma-Praxis weiterzuführen ohne dabei die Überlegung anzustellen, was andere darüber denken was wir tun,
stets die Verbindung zu tiefem Gewahrsein und zu unseren Verpflichtungen aufrecht zu erhalten,
ununterbrochen fortzufahren, ohne in unsinnige Sorgen zu verfallen.
Die reifen Geisteshaltungen dazu, ausgestoßen zu sein, finden und erreichen sind:
bereit zu sein, von der sozialen Stellung sogenannter „normaler“ Menschen ausgeschlossen zu sein,
bereit zu sein, uns in der Stellung von Hunden wiederzufinden,
völlig mit dem Erreichen des göttlichen Ranges eines Buddha befasst zu sein.
Auf einer tieferen Ebene können wir natürlich nur mit dem Verständnis von Leerheit den Mara des Todes überwinden, sodass wir Befreiung erlangen und dem samsarischen Tod und der Wiedergeburt nicht länger unterworfen sind.
Der Mara der störenden Emotionen und Geisteshaltungen
Entwickeln wir störende Emotionen und Geisteshaltungen (tib. nyon-mongs, Skt. klesha), verursachen sie ein sehr großes Hindernis für unser spirituelles Studium und die Praxis. Die Wichtigsten sind sehnsüchtiges Verlangen oder Anhaftung, Feindseligkeit oder Wut, Naivität, Stolz, störendes, unentschlossenes Schwanken und störende Geisteshaltungen mit einer Auffassung, wie einer verblendeten Ansicht über ein vergängliches Netzwerk.
Haben wir eine dieser störenden Emotionen oder Geisteshaltungen, sollten wir Tonglen (tib. gtong-len, geben und nehmen) praktizieren. Wir denken an alle anderen, die dieselbe störende Emotion oder Geisteshaltung haben und wie dies ein Problem nicht nur für uns, sondern für jeden ist. So zu denken ist vernünftig, weil – da es ein Problem aller samsarischen Wesen ist und wir eines dieser Wesen sind – wir dieses Hauptproblem von jedermann angehen sollten. Es ist, als ob wir als Frau einem Vorurteil am Arbeitsplatz begegnen. Ein Vorurteil Frauen gegenüber ist nicht unbedingt nur Problem für uns alleine, sondern das Problem aller Frauen. Daher sollten wir, um unser Problem mit dem Vorurteil gegenüber uns als eine Frau loszuwerden, dieses Problem des Vorurteils gegenüber allen Frauen auf uns nehmen.
In der Unterweisung „Schulung der Geisteshaltung in sieben Punkten“ (tib. Blo-sbyong don-bdun-ma) von Geshe Chekawa (tib. dGe-bshes `Chad-kha-ba) ist eine der vier Handlungen (tib. sbyor-ba bzhi) bezüglich dessen, wie man widrige Bedingungen in den Pfad zur Erleuchtung umwandeln kann Folgende: Man gibt schädigenden Geistern (Maras) Opfergaben und bittet sie, uns noch schwierigere Umstände zu geben. Diese Praxis des „Fütterns des Dämon“ ist daher so etwas wie Tonglen. Aber hier praktizieren wir zuerst das „Geben“ und bitten dann den Dämon, uns zu helfen, mehr Leiden von anderen auf uns zu nehmen.
[Siehe: Allgemeine Erklärung des „Schulung der Geisteshaltungen in sieben Punten“ , Teil 1: Die ersten vier Punkte.]
Im Vajrayogini und einigen anderen tantrischen Opferritualen ist das Füttern des Dämons Teil davon, verschiedenen Gästen zu opfern, besonders Gästen, die unsere Feinde sind.
Der Mara der Aggregate
Der Mara der Aggregate bezieht sich auf die befleckten Aggregate (tib. zag-bcas-kyi phung-po) als Beispiel für das allumfassende, beeinflussende Leiden (tib. khab-byed-kyi sdug-bsngal) des Samasara. Zur Erinnerung: Im Pali Sutta erkennt Buddha Shakyamuni den Mara in allen Aggregaten.
Im Text „Schatzhaus spezieller Themen des Wissens“ (tib. Chos mngon-paì mdzod, Skt. Abhidharmakosha), definiert Vasubandhu „befleckte Phänomene“ als nichtstatische Phänomene, die von einer störenden Emotion oder Geisteshaltung herkommen. Werden solche Gegenstände als Objekte entweder durch unseren eigenen begrenzten Geist oder den eines anderen wahrgenommen, sind das Ergebnis weitere störende Emotionen oder Geisteshaltungen am mentalen Kontinuum, das diese (Objekte) wahrnimmt. Ebenso sind die fünf Aggregat-Faktoren, die in Begleitung von störenden Emotionen oder Geisteshaltungen auftreten, befleckt. Daher spezifiziert Vasubandhu befleckten Phänomene alle als nichtstatische (vergängliche) Phänomene, anders als die der vierten edlen Wahrheit.
In „Eine Anthologie spezieller Themen des Wissens“ (tib. Chos mngon-pa kun-las btus-pa, Skt. Abhidharmasamuccaya), führt Asanga dies näher aus, wobei Vasubandhus Definition nur eine der Kategorien befleckter Phänomene ist. Er schließt Aggregat-Faktoren mit ein, die durch Begehren herausgeschleudert wurden und diejenigen, die weitere samsarische Situationen mit sich bringen. Daher ist die Sachlage so, dass die Aggregat-Faktoren unserer Erfahrung vom Begehren und der Unwissenheit (die das werfende Karma aktiviert) stammt. Sie tragen Unwissenheit in sich und halten die Unwissenheit aufrecht.
[Siehe: Befleckte und unbefleckte Phänomene.]
Folglich ist die „Hardware“ unserer Aggregate – unsere begrenzten Körper und geistigen Anlagen – der Mara der Aggregate, da sie uns durch mehr und mehr Leiden begrenzen und unsere Gelegenheiten zur Befreiung abtöten.
Der Mara als Sohn der Götter
Ursprünglich scheint Mara als der Sohn der Götter sich auf Mara als Kama zu beziehen, der der Sohn des Gottes Krishna war, und seinen Versuch Shiva zu behindern. Im Buddhismus wird dieser Mara als verblendete Sichtweisen der Nicht-Buddhisten angesehen oder vom Prasangika-Gesichtspunkt aus sogar als die Sichtweisen der niederen buddhistischen Lehrsysteme, die auch wenn sie hilfreich sind, zu überwinden sind.
Dieser Mara kann sich auch auf die zweiundsechzig falschen Sichtweisen (tib. lta-ba ngan-pa, schlechte Sichtweisen) beziehen, die von den achtzehn nicht-budhhistischen Extremisten (tib. mu-stegs, Skt. tirthika) vertreten werden.
[Siehe: Die zweiundsechzig falschen Sichtweisen.]
Maitreya führt weiters im Text „Filigranschmuck der Verwirklichungen“ (tib. mNgon-rtogs-rgyan, Skt. Abhisamayalamkara) sechsundvierzig Fehler an, die Störungen bei der Entwicklung von Weisheit verursachen, die für Bodhisattvas (tib. sbor-baì skyon) maßgeblich sind. Diese Fehler werden auch als Werk Maras, des Sohnes der Götter angesehen.
[Siehe: Sechsundvierzig Störungen, die Hindernisse bei spirituellen Studien und Praxis verursachen.]
Die vier Maras nach dem Kalachakra
Butön (tib. Bu-ston Rin-chen grub) erklärt in dem Text „Anmerkungen zum höchsten Mandala des glorreichen Kalachakra, Quelle aller guten Eigenschaften“ (tib. dPal dus-kyi‘khor-lo‘i dkyil-chog yon-tan kun-‘byung-gi zin-bris), dass die vier Maras die folgenden Bedeutungen im Kalachakra haben:
Der Mara der Aggregate bezieht sich auf die Schleier des Körpers, welche auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des Wachzustandes zugeschrieben werden können
Der Mara der störenden Geisteshaltungen bezieht sich auf die Schleier der Rede, die auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des Traumzustandes zugeschrieben werden können.
Der Mara des Herrn des Todes bezieht sich auf die Schleier des Geistes, die auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des traumlosen Tiefschlafzustandes zugeschrieben werden können.
Der Mara als Sohn der Götter bezieht sich auf das äußere Eindringen in die Unwissenheit (tib. phyi-rol-gyi ma-rig-pa la `jug-pa), das sich möglicherweise auf den subtilen kreativen Energie-Tropfen des vierten Zustandes, des Gipfelzustands der Glückseligkeit, bezieht. Vielleicht bezieht sich dies auf die Schleier der Unwissenheit, die uns veranlassen, unsere subtilen Energien mit der Glückseligkeit des Orgasmus zu entladen. Erreichen wir das unwandelbare glückselige Gewahrsein der Leerheit, dann besitzen wir das zölibatäre Verhalten der Realität (tib. de-kho-na nyid-gyi tshangs-spyod) mit dem wir nie eine Verlagerung von der unwandelbaren Glückseligkeit (tib. mi-’gyur-baì bde-ba) erleben und nie die Glückseligkeit des orgastischen Ergusses (tib. dzag-bde) erfahren. Das kommt daher, dass unser Geist in der Klaren Licht-Verwirklichung des der Leerheit vertieft bleibt und diesen Zustand nicht mit dem Erzeugen des dreifältigen subtilsten Erscheinungs-hervorbringenden Arten des konzeptuellen Geistes, der mit orgastischem Erguss gleichzusetzen ist, verlässt. Diese Verwirklichung wird als „Vajra-Stab (tib. rdo-rje dbyug-pa) habend, um die Maras zu überwinden“ bezeichnet. Entsprechend dem Kalachakra ist der Besitz eines Vajra-Stabes eine der zehn Eigenschaften eines Vajra-Meisters.
http://www.berzinarchives.com/web/de/arc...orces.html