Shanaya
20.03.2012, 22:17
Meditation der Vergebung
Mit der im folgenden beschriebenen Meditatonspraxis lässt sich die eigene Fähigkeit, zu vergeben, weiter kultivieren. Darin ist man aufgefordert, Vergebung in dreierlei Weise zu üben. In einem buddhistischen Kloster würde man diese Meditation Hunderte Male wiederholen, bis sie einem zur Selbstverständlichkeit geworden ist.
Setzen Sie sich aufrecht hin, schließen Sie die Augen und atmen Sie ruhig und gleichmäßig. Entspannen Sie sich geistig und körperlich.
Versuchen sie nun mithilfe der Brustatmung, Ihre innere Schranken aufspüren, also jene Gefühle , die blockiert sind, weil sie nicht vergessen haben - ob sich selbst oder anderen. Lassen sie den Schmerz zu, der von diesen Blockaden ausgeht. Atmen sie ruhig ein und aus und verinnerlichen Sie die folgenden Zeilen, während Sie die Bilder und Gefühle, die dabei aufkommen, immer gründlicher und tiefer wahrnehmen.
Andere um Vergebung bitten
Ich habe andere in vielfacher Weise verletzt, sie im Stich gelassen, verraten und ihnen geschadet. Ich habe ihnen vor lauter Kummer und aus Angst, Wut und Verwirrung wissentlich und unwissentlich Schmerz zugefügt.
Lassen sie ihre Erinnerungen zu und führen Sie sich die Art und Weise vor Augen, in der sie andere verletzt haben. Machen sie sich das Leid bewusst, das sie jemanden aus Angst und Verwirrung zugefügt haben. Fühlen Sie ihr Bedauern darüber. Sagen sie sich klar, dass sie sich von dieser Last befreien können, wenn sie um Vergebung bitten.
Bedrückende Erinnerungen aufzuspüren, braucht seine Zeit. Gestehen Sie sich dies zu.
Und wer immer Ihnen in den Sinn kommen mag, sagen Sie zu ihm oder ihr:
Ich bitte um Entschuldigung, bitte vergib mir.
Sich selbst vergeben
Wie ich anderen Leid zugefügt habe, so habe ich auch mir selbst auf vielfältige Weise wehgetan und geschadet. Ich habe mich wissentlich und unwissentlich in Gedanken, Worten und Taten viele Male verraten oder aufgegeben.
Nehmen Sie die Kostbarkeit Ihres Körpers und Ihres Lebens wahr. Betrachten Sie, auf welche Weise Sie sich geschadet und Kummer bereitet haben. Vergegenwärtigen Sie sich die Situationen . Lassen Sie das Bedauern zu, das Sie darüber empfinden und an dem Sie schwer tragen. Sagen Sie sich, das Sie diese Last loswerden können. Verzeihen Sie sich jede einzelne Wunde, die Sie sich zugefügt haben. Sagen Sie mehrmals zu sich:
Dass ich mir durch mein Tun und Lassen aus Angst, Pein und Verwirrung auf vielfältige Weise geschadet habe, verzeihe ich mir von ganzem Herzen.
Anderen vergeben
Man hat mir auf vielfältige Weise durch Gedanken, Worte und Taten wissentlich und unwissentlich Schaden zugefügt, mich ausgenutzt oder im Stich gelassen.
Jeder von uns ist schon einmal betrogen worden.
Vergegenwärtigen Sie sich, in welch vielfältiger Hinsicht Sie diese Aussage bestätigen können. Nehmen Sie das Leid wahr , das Ihnen dadurch zugefügt wurde. Stellen Sie sich nun vor, dass Sie diese schwere Last abwerfen können, wenn Sie sich dazu aufraffen, zu vergeben. Sagen Sie sich wiederholt:
Ich erinnere mich an viele Situationen, in denen mir andere vor lauter Wut, Angst, Schmerz und Verwirrung geschadet und Wunden zugefügt haben. Ich habe darunter lange genug gelitten. Ich vergebe den anderen, soweit ich es kann. Ich verzeihe meinen Peinigern, ich vergebe ihnen.
Wiederholen Sie diese drei Wege der Vergebung geduldig, bis ihr Herz leichter geworden ist.
Sollte der Schmerz Sie überwältigen, sträuben Sie sich nicht gegen seine Kraft , sondern nehmen Sie die ohnmächtige Wut lediglich wahr, in der Sie gefangen sind. Sehen Sie es sich nach, dass Sie noch nicht loslassen können. Vergebung lässt sich nicht erzwingen, es gibt keinen Trick dafür . Setzen Sie einfach die Übung fort und lassen Sie die Worte und Bilder ihre Wirkung tun. In dem Maß, in dem Sie die Vergebungsmeditation in ihr Leben integrieren, werden Sie auch die Vergangenheit loslassen und der Gegenwart mit einer liebenden Güte voller Weisheit begegnen können.
entnommen aus dem Buch: Meditationen, die unser Herz öffnen, Jack Kornfield