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XXX
Walten im Einklang mit der Gesetzmässigkeit/
Ist Walten ohne Gewalt.
Unter Waffen gehen heißt Untergang.
Hinter strengen Herren tobt strengere Herrschung/
Hinter großen Heeren folgt größere Verheerung.
Wahrhafter Kämpfer begnügt sich mit der Entscheidung.
Aus scheidet er Erraffung.
Er brüstet sich nicht mit seiner Tat/
Und vermeidet ihre Berühmung.
Sein Kampf entspricht der Gesetzmässigkeit.
Nicht treibt ihn Äußeres zum Äußersten.
Ist Äußerstes erlangt/ so ging Einklang verloren.
Was nicht im Einklang ist/ hat schnell ausgeklungen.
XXXI
Waffen sind Werkzeuge der Trauer/
Verächtlich dem Leben Achtenden.
Nicht drängt der Durchdrängte zu ihnen.
Waffen sind Werkzeuge der Trauer.
Nur gezwungen braucht sie der Erhabene.
Sein Kampf entspricht der Gesetzmäßigkeit.
Beruhung ist des Erhabenen Weise/
Nichts weiß er von der Weise der Waffenfreudigen.
Waffenfreude ist Mordfreude.
Wen Mordfreude erfüllt/ den hat Leben verlssen.
Freudenfeier hat Ehrenplatz links.
Trauerfeier hat Ehrenplatz rechts.
Ist Sieg/ so steht die Truppe links/ der Führer rechts.
Sein Platz entspricht der Trauerfeier.
Tötung heißt Trauer schaffen.
Wessen Handwerk Tote schafft/
Der sei wie bei Trauerfeier.
XXXII
Wesen/ beschlossen/ ist namenlos.
Namenloses Nichts/
Denoch durch nichts auf der Welt zu bewältigen.
Verstünde ein König es zu wahren/
Das Volk verstummte/ wie vor Ehrfurcht vor Erhabenem.
Frei von Führern/ die Rechte schaffen/
Schüfe es Rechtschaffenheit aus sich.
Wesen/ durchdrängend/ wird nahmbar.
Nambare Vielfalt/ dennoch den Vielen Waltungen weisend.
Verstünden sie Waltung zu erkennen/
Ihr Erdensein wäre frei von Wirrnis.
Des Wesens Beziehung zum Erdensein ist vergleichbar
Den Bächen und Flüssen/
Drängend ins Beschlossene des Meeres.
XXXIII
Andere erkennen verlangt Wahrnehmung/
Sich kennen verlangt Einsicht.
Andere bezwingen verlangt Stärke/
Sich bezwingen verlangt Durchdrängung.
Wer einsichtig ist/ ist unerschöpfbar.
Wer durchdrungen ist/ ist unbezwingbar.
Nicht aufgeben Beruhung heißt währen.
Nicht Sterben mit dem Tode heißt ewig sein.
XXXIV
Nichts ist/ das Wesen nicht durchdrängt/
Alle Dinge wartend/ allgegenwärtig.
Alles Lebens Entfaltung nährt Wesen/
Keine Entfaltung durch Wesens Durchdrängung.
Ist Entfaltung erreicht/ nicht drängt es sich auf
Beherrschend alles/ nicht spielt es den Herrscher.
Es gleicht dem Nichtigsten/ ist Nichts/
Es ist unansehnlich.
Nichts ist/ das nicht rückkehrt in sein Nichts/
Es ist unübersehbar.
Also der Erwachte:
Er entfaltet sich ohne Aufdrängung.
Er erhebt sich nicht/
Durchdrängung macht ihn erhaben.
XXXV
Der Durchdrängte ist fähig/
Die große Ordnung wieder herzustellen.
Er wird Sammelpunkt und verweigert sich keinem.
Er wirkt Beruhung und Schwere/ die leicht macht.
Klang und Sang läßt den Vorübergehenden lauschen.
Das Namenlose schein aber unansehnlich/ nichts nütz.
Nach ihm sehen/ heißt nichts erblicken.
Nach ihm hören/ heißt nichts erhorchen.
Doch ständig benützt/
Wächst seine Nützlichkeit ins Beständige.
XXXVI
Will man nehmen/
Muß man vorher gegeben haben.
Will man schwächen
Muß man vorher gekräftigt haben.
Will man beschränken/
Muß man Ausdehnung abwarten.
Will man messen/
Muß man Maßstab wissen.
Dies erkennen/
Heißt die geheimen Zusammenhänge erkennen.
Wahre Härte ist nur ein Grad von Zartheit.
Wahre Zartheit ist nur ein Grad von Härte.
Wie der Fisch nicht leben kann ohne Wasser/
So ist nicht Leben/
Wo nicht Gesetzmäßigkeit herrscht.
XXXVII
Wesen kenn nicht Tun um Äußerliches/
Wesen äußert Nicht-Tun/
Doch ist nichts Wesentliches ohne sein Tun.
Könige und Führer/ äußerten sie Nicht-Tun/
Alle Geschöpfe würde verwandeln Ursprünglichkeit.
Wären Begehrden/
Ursprünglichkeit lenkt sie zur Einfalt.
Einfallt kennt nicht Tun um Äußerliches/
Einfalt äußert Nicht-Tun.
Nicht-Tun erregt Beruhung/
Beruhung erwirkt Gesetzmässigkeit.
Zweites Buch
XXXVIII
Gesetzmässigkeit tut nicht gesetzmäßig/
Daher Gesetzmässigkeit.
Gesetze tun gesetzmäßig.
Daher nicht Gesetzmäßigkeit.
Gesetzmäßigkeit waltet und ist ohne Ton.
Gesetze verwalten und sind voll Tun.
Der Gesetzmäßige wirkt/ ohne Tun.
Der Gesetzliche bewirkt/ und tut.
Gesetzlichkeit verwaltet/ Waltendes wird vergewaltet.
Darum:
Fehlt Gesetzmäßigekeit/ erscheint Liebe.
Fehlt Liebe/ erscheint Wohlwollen.
Fehlt Wohlwollen/ erscheint Schicklichkeit.
Fehlt Schicklichkeit/ erscheint Gesetzlichkeit.
Gesetzlichkeit ist verdorrte Form von Gesetzmässigkeit.
Gesetzlichkeit ist äußerlich Gesetzmäßigkeit.
Also der Erwachte:
Ihn lenkt Durchdrängtes/ nicht Verdorrtes/
Lenkt Innen/ niucht Außen.
Bewirkt Außen Blindnis/
Wirkt Innen Sicht.
XXXIX
Gesetzmässigkeit ist Walten des All-Einen.
So erstand die Große Ordnung.
So erstand der Erde Entschlossenheit.
So erstand Entfaltungsmöglichkeit.
So erstand Fruchtbarkeit.
Alle Geschöpfe lenkt das All-Eine ins Leben.
Allen Lenkern gibt das All-Eine Richtmaß.
So gesetzmäßig waltet das All-Eine.
Ohne die Große Ordnung wäre nicht All.
Ohne Beschlossenheit wäre nicht Erde.
Ohne Entfaltungsmöglichkeit wäre nicht Leben.
Ohne Fruchtbarkeit wäre nicht Dauer.
Ohne Leben ist nicht Durchdrängung.
Ohne Richtmaß ist nicht Lenkung.
Herrschen geschieht durch Dienen.
Das Hohe fußt im Niederen.
Darum wahrt der Lenker Niedrigkeit/
Beschlossenheit/ Gesetzmäßigkeit
Erkennen der Teile verschafft noch nicht Erkennen des Ganzen.
Wer das All-Eine wart/ entgleitet nicht.
Weder wird man ihn preisen wie Überspitztes/
Noch wird man ihn wegwerfen wie stumpfes.
XXXX
Wesen/ indem es eingeht/
entfaltet es sich
Indem es ruht/ wirkt es Wesen.
Allheit entspringt dem Sein/
Sein entruht dem Nichtsein.
XXXXI
Der Durchdrängte ist Wesentlich/
Der Halbdurchdrängte ist es bald/ bald nicht.
Der Verdorte lacht über Wesentliches.
Lachte er nicht/ es wäre nicht das Wesentliche.
Und also wurde gesagt:
Wer erleuchtet ist/ ist undurchdringlich.
Wer sich entfaltet/ geht ein.
Wer aufgetan ist/ ist beschlossen.
Wer erhaben ist/ fußt tief.
Wer durchdrungen ist/ ist leer.
Wer beruht/ beunruhigt/
Und wenige ersehnen sein Los.
Das unändernd Währende ändert fortwährend.
Endloses Viereck zeigt nicht Ecken.
Endloses Gefäß zeigt nicht Grund.
Endloser Klang zeigt nicht Töne.
Endloses Bild zeigt nicht Form.
Wesen ist verborgen.
Es ist allen Sichtbares Anfang/
Alles Sichtbaren Ende.
XXXXII
Ruhe schuf Bewegung/
Bewegung schuf Befruchtung/
Befruchtung schuf Freiheit/
Frucht schuf Vielheit.
Vielheit offenbart das große Dunkel/
Das Vielheit offenbarte.
Vielheit erstrebt die große Helle/
Der Vielheit entstrebt.
Der Atem der Ruhe eint Vielheit.
Die Vielen lieben nicht Beruhung/
Verachten Nichtbeachtung/
Nicht ertragend/ daß Bodenloses sie trägt.
So geschieht es/ daß Manches wächst/
indem es minder wird/
Daß manches Minder wird/ indem es wächst.
Fülle verdrängt Leben/
Entleert von Leere ist unlebend lebend.
XXXXIII
Das Nachgiebige überwindet das Starre.
Das Nichtsichtbare durchdringt das Sichtbare.
So wird das Tätige des Nicht-Tuns ersichtlich.
Aussagen ohne Worte/ Auswirken ohne Tun/
Wenigen gelingt es.
XXXXIV
Ruhm oder Wesen/
Was steht näher?
Wesen oder Reichtum/
Was gilt mehr?
Halte wesen und verliere Jenes.
Halte Jenes und verliere Wesen/
So naht Verdorrung/ naht Leblosigkeit.
Haben verhindert Erhaben.
Reichtum verhindert Erreichen.
Wer Fülle meidet/ erreicht Erfüllung.
Wer inne hält/ erhält innen Halt.
So naht Durchdrängung/
naht Todlosigkeit.