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Normale Version: dAS relatiVabsolUTE
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Das Relative und das Absolute


Gotteserkenntnis bedeutet Erkenntnis des Absoluten, wörtlich des
„Ungebundenen; Unbedingten" (lat. absolutum, von absolvere,
„loslösen; befreien; überwinden"). Absolut bezieht sich auf das,
was von allen relativen Aspekten frei und unabhängig ist, es gilt
uneingeschränkt und unbedingt.

Wiederum sagt der programmierte Geist der Moderne sogleich,
dass es nichts gibt, was uneingeschränkt und unbedingt („absolut")
gültig sei; alles sei relativ.
Hier liegt erneut der alte Widerspruch vor: Indem man behauptet,
dass es absolut nichts gebe, was uneingeschränkt und unbedingt
gültig sei, behauptet man selbst etwas Uneingeschränktes
und Unbedingtes! Die Aussage, es gebe nichts Absolutes, alles sei
relativ, ist selbst eine absolute Aussage. Über solche widersprüchlichen
Halbwahrheiten sagt die Bhagavad-Gita, dass ihnen „keine
wahre (göttliche) Intelligenz" zugrunde liege.

Etwas Relatives ist nie absolut. Wer eine relative Wahrheit
nimmt und behauptet, sie sei absolut wahr, verkennt das Absolute
und macht sich des Verabsolutierens schuldig. Solche Ansichten,
wie sie von materialistischen Ideologien und fundamentalistischen
Religionen verfochten werden, sind nicht absolut, sondern absolutistisch.
Relativ bedeutet „verhältnismäßig; vergleichsweise; bedingt; je
nach dem Standpunkt verschieden". Das Relative steht mit etwas
anderem in Relation und ist in seiner Gültigkeit von gewissen Bedingungen
abhängig, ist also nicht vorbehaltlos und für alle Menschen
wahr oder zutreffend.

Dies gilt für alle Aspekte des Relativen, sowohl für das Positive
als auch für das Negative. Weder das Negative noch das Positive
sollten verabsolutiert werden. Denn das Negative und das Positive
sind nicht absolut, sondern relativ. Das Absolute ist noch mal etwas
ganz anderes ...
Es lohnt sich, kurz bei der Erkenntnis zu verweilen, dass sowohl
das Negative als auch das Positive nicht verabsolutiert werden
sollten - denn dies geschieht überall! Die materialistische Wissenschaft
verabsolutiert die Materie, der Kommunismus verabsolutiert
den Atheismus, nicht wenige Religionen verabsolutieren ihre
eigenen Vorstellungen und Maßstäbe, usw.

Eine oft unterschätzte Gefahr ist, dass auch positive Erkenntnisse
verabsolutiert werden können. Geschieht dies, dann ist zu
beobachten, dass die entsprechend Neubelehrten oder Neubekehrten
alle anderen Menschen, die nicht diesen Erkenntnissen
folgen, verurteilen. Beispiele hierfür sind das Nichtrauchen und
der Vegetarismus. Nichtrauchen und fleischlose Ernährung sind
zweifellos gut, d.h. förderlich für die eigene Gesundheit, für die
karimsche Entlastung und für spirituelle Befreiung. Doch dies
gilt nicht für alle Menschen. Für einige sind diese Gewohnheiten
„nicht schlecht", da relativ notwendig, und ein sofortiger Verzicht
würde psychologische Störungen verursachen, wäre also in ihrer
momentanen Situation „nicht gut".

Mit dieser Aussage soll aber auch die Relativität des Rauchens
und Fleischessens nicht verabsolutiert werden, denn es ist nicht
egal, ob man Fleisch isst und raucht oder nicht. Diese Dinge sind
in vieler Hinsicht schädlich und daher „schlecht", aber nicht
absolut schlecht. Ebenso ist das Sichenthalten von Fleisch und Nikotin nicht absolut gut. Wer sich aufgrund dieser Tugenden einbildet, „gut" zu
sein und „besser als die anderen", hat seine inneren unheiligen
Neigungen nur verlagert und wird mit den gleichen Problemen in
anderer Form konfrontiert werden.

Noch deutlicher zeigt sich dieses Prinzip in der Frage der sexuellen
Enthaltsamkeit. Auch dieses Dogma hat nur eine relative
Gültigkeit. In vielen Glaubensgruppen wird der Verzicht auf sexuelle
Intimität als Tugend dargestellt und die körperliche Beziehung
von Mann und Frau tabuisiert oder sogar dämonisiert. Wenn man
jedoch betrachtet, was gewisse Männer in ihrem christlichen, jüdischen,
islamischen, buddhistischen oder hinduistischen Patriarchat
an „Ersatzbefriedigung" ausgelebt haben - Unterdrückung
der Frau, Kompensation durch Machtstreben, Perversionen, früher
auch sadistische Folterungen, Steinigungen, Vergewaltigungen
und Hexenverbrennungen im Namen von „Gott" -, dann erkennt
man, dass dieses scheinbar gute Prinzip auch mit schlechten, ja
satanischen Aspekten durchsetzt sein kann.

Die Fragen, ob jemand vegetarisch lebt, nicht raucht oder zölibatär
ist, sind also keine absoluten Kriterien, um das Gottesbewußtsein
eines Menschen zu beurteilen. Das wirkliche Kriterium
lautet: Wie weit lebt ein Mensch in Harmonie mit dem Absoluten?
Die größten Störfaktoren in dieser Harmonie sind Arroganz,
Lieblosigkeit und Absolutheitsansprüche.



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