26.01.2011, 19:24
Die Orcas singen Mundart
Grosse Schwertwale schwimmen nicht stumm durchs Meer, sondern verständigen sich mit ihrer Familie durch Gesänge. Forscher haben nun festgestellt, dass sie sogar die Dialekte anderer Familien nachahmen können.
Der Schwertwal (Orcinus orca), auch als Orca bekannt, kommt in allen marinen Gewässern vor. Sie können bis zu 55 k/mh schnell schwimmen.
Video der Orca-Gesänge
In der Meerenge nahe Vancouver Island lebt der als blutrünstiger Killerwal bekannte Orca sehr friedlich. Dort jagt er keine grossen Beutetiere wie Robben, Wale oder Delfine, die er auf grausame Art und Weise tötet, sondern Fisch. «Die von uns beobachteten Orcas fressen vor allem Lachs, sind an der Küste ortsansässig, und ihre Jungen bleiben ein Leben lang bei der Mutter», sagt die Biologin Brigitte Weiss von der Universität Wien, die für ihre Dissertation die Tiere an Kanadas Westküste untersucht hat.
Der Orca oder Grosse Schwertwal ist die grösste Delfinart der Welt. Wenn die massigen, tonnenschweren Tiere auf offener See ihre eleganten Sprünge machen, fallen sie durch ihre originelle Schwarzweissfärbung und ihre mächtige Rückenflosse von bis zu 1,7 Metern auf. Nicht zu sehen, dafür aber je nach Frequenz und Entfernung mehr oder weniger gut zu hören ist, was Orcas unter Wasser treiben.
Pfeifen in hohen Tönen
Da die Sicht im durch Wind aufgepeitschten Meer schlecht ist, verständigen sich die Tiere mit Tönen. Dabei pfeifen, quietschen oder klicken sie unterschiedlich laut und lang. Bekannt sind solche Rufe vor allem beim Grossen Tümmler, der ebenfalls zu den Delfinen gehört und durch die Fernsehserie «Flipper» berühmt geworden ist.
Mit Unterwassermikrofonen des OrcaLabs hat die Wiener Forscherin auf einer Fläche von 50 Quadratkilometern die Gesänge der Orcas mehrere Sommer lang belauscht. Dabei hat sie 30 000 Rufe aufgenommen und ausgewertet. Wenn es möglich war, versuchte sie, die geräuschmachende Familie anhand individueller Muster der Rückenflosse zu identifizieren. Auf diese Weise liess sich der Laut einem bestimmten Clan zuordnen.
Sprachschatz von 20 «Wörtern»
Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass Orcas tatsächlich in Dialekten kommunizieren, die sich umso stärker ähneln, je näher die Tiere verwandt sind. Das Besondere ist, dass die Orcas, anders als etwa die Riffbarsche, die ebenfalls Dialekte haben, sich im geografisch gleichen Gebiet aufhalten. «Sie behalten ihre Mundart und vermischen die unterschiedlichen Dialekte nicht», erklärt der Akustikexperte Friedrich Ladich von der Universität Wien, der die Dissertation über die Gesänge der Orcas an der Küste vor Vancouver Island wissenschaftlich betreut hat.
Dennoch sind Orcas in der Lage, die Rufe anderer Familienclans zu imitieren. Allerdings würde dies nur selten vorkommen, sagt die Forscherin, deren Ergebnisse im Journal «Marine Mammal Science» online veröffentlicht worden sind. Bisher hätte man solche Rufimitationen bei Meeressäugern nur von Grossen Tümmlern gekannt.
«Extrem laut»
Das Sprachrepertoire der Orcas ist relativ klein. «Im übertragenen Sinn benutzen Orcas etwa 20 Wörter, verwenden davon aber nur 12 bis 14 regelmässig», erklärt Brigitte Weiss. Sie setzen diese zum Beispiel für unterschiedliche Situationen bei der Jagd oder Paarung ein. Warum sie die Rufe einer anderen Familie nachahmen, sei bisher unklar. Es könnte sein, um Kontakt mit Artgenossen aus einem anderen Clan aufzunehmen. Oder einfach aus Spass, ähnlich wie ein Kind, das aus Freude an der Sache auch etwas nachbrabbele.
Damit Orcas überhaupt Laute erzeugen können, haben sie spezielle Membranen – ähnlich unseren Stimmbändern. Diese Struktur im Nasengang wird durch das hin- und herpressen von Luft in Schwingungen versetzt. Die dabei erzeugten Laute unterschiedlicher Frequenz sind je nach Wasserbedingungen sogar zehn Kilometer weit hörbar.
Bei Meeressäugern zeigen Buckelwale die komplexesten Stimmäusserungen, da sie viele Laute hervorbringen und kombinieren können. «Im Gegensatz zum Orca benutzen Buckelwale zur Produktion von Tönen höchstwahrscheinlich ihren Kehlkopf», sagt Friedrich Ladich. Der Gesang der Buckelwale besteht aus Strophen, die sich regelmässig wiederholen und im Laufe der Jahre verändern. Mit einer Lautstärke von 190 Dezibel gehören sie zu den grössten Lärmmachern im Tierreich. Aber auch ein Orca kann bis zu 170 Dezibel laut rufen. «Das ist extrem laut», sagt Brigitte Weiss. Es entspreche, auf Werte in der Luft umgerechnet, einem startenden Flugzeug.
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur...y/16714759
Grosse Schwertwale schwimmen nicht stumm durchs Meer, sondern verständigen sich mit ihrer Familie durch Gesänge. Forscher haben nun festgestellt, dass sie sogar die Dialekte anderer Familien nachahmen können.
Der Schwertwal (Orcinus orca), auch als Orca bekannt, kommt in allen marinen Gewässern vor. Sie können bis zu 55 k/mh schnell schwimmen.
Video der Orca-Gesänge
In der Meerenge nahe Vancouver Island lebt der als blutrünstiger Killerwal bekannte Orca sehr friedlich. Dort jagt er keine grossen Beutetiere wie Robben, Wale oder Delfine, die er auf grausame Art und Weise tötet, sondern Fisch. «Die von uns beobachteten Orcas fressen vor allem Lachs, sind an der Küste ortsansässig, und ihre Jungen bleiben ein Leben lang bei der Mutter», sagt die Biologin Brigitte Weiss von der Universität Wien, die für ihre Dissertation die Tiere an Kanadas Westküste untersucht hat.
Der Orca oder Grosse Schwertwal ist die grösste Delfinart der Welt. Wenn die massigen, tonnenschweren Tiere auf offener See ihre eleganten Sprünge machen, fallen sie durch ihre originelle Schwarzweissfärbung und ihre mächtige Rückenflosse von bis zu 1,7 Metern auf. Nicht zu sehen, dafür aber je nach Frequenz und Entfernung mehr oder weniger gut zu hören ist, was Orcas unter Wasser treiben.
Pfeifen in hohen Tönen
Da die Sicht im durch Wind aufgepeitschten Meer schlecht ist, verständigen sich die Tiere mit Tönen. Dabei pfeifen, quietschen oder klicken sie unterschiedlich laut und lang. Bekannt sind solche Rufe vor allem beim Grossen Tümmler, der ebenfalls zu den Delfinen gehört und durch die Fernsehserie «Flipper» berühmt geworden ist.
Mit Unterwassermikrofonen des OrcaLabs hat die Wiener Forscherin auf einer Fläche von 50 Quadratkilometern die Gesänge der Orcas mehrere Sommer lang belauscht. Dabei hat sie 30 000 Rufe aufgenommen und ausgewertet. Wenn es möglich war, versuchte sie, die geräuschmachende Familie anhand individueller Muster der Rückenflosse zu identifizieren. Auf diese Weise liess sich der Laut einem bestimmten Clan zuordnen.
Sprachschatz von 20 «Wörtern»
Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass Orcas tatsächlich in Dialekten kommunizieren, die sich umso stärker ähneln, je näher die Tiere verwandt sind. Das Besondere ist, dass die Orcas, anders als etwa die Riffbarsche, die ebenfalls Dialekte haben, sich im geografisch gleichen Gebiet aufhalten. «Sie behalten ihre Mundart und vermischen die unterschiedlichen Dialekte nicht», erklärt der Akustikexperte Friedrich Ladich von der Universität Wien, der die Dissertation über die Gesänge der Orcas an der Küste vor Vancouver Island wissenschaftlich betreut hat.
Dennoch sind Orcas in der Lage, die Rufe anderer Familienclans zu imitieren. Allerdings würde dies nur selten vorkommen, sagt die Forscherin, deren Ergebnisse im Journal «Marine Mammal Science» online veröffentlicht worden sind. Bisher hätte man solche Rufimitationen bei Meeressäugern nur von Grossen Tümmlern gekannt.
«Extrem laut»
Das Sprachrepertoire der Orcas ist relativ klein. «Im übertragenen Sinn benutzen Orcas etwa 20 Wörter, verwenden davon aber nur 12 bis 14 regelmässig», erklärt Brigitte Weiss. Sie setzen diese zum Beispiel für unterschiedliche Situationen bei der Jagd oder Paarung ein. Warum sie die Rufe einer anderen Familie nachahmen, sei bisher unklar. Es könnte sein, um Kontakt mit Artgenossen aus einem anderen Clan aufzunehmen. Oder einfach aus Spass, ähnlich wie ein Kind, das aus Freude an der Sache auch etwas nachbrabbele.
Damit Orcas überhaupt Laute erzeugen können, haben sie spezielle Membranen – ähnlich unseren Stimmbändern. Diese Struktur im Nasengang wird durch das hin- und herpressen von Luft in Schwingungen versetzt. Die dabei erzeugten Laute unterschiedlicher Frequenz sind je nach Wasserbedingungen sogar zehn Kilometer weit hörbar.
Bei Meeressäugern zeigen Buckelwale die komplexesten Stimmäusserungen, da sie viele Laute hervorbringen und kombinieren können. «Im Gegensatz zum Orca benutzen Buckelwale zur Produktion von Tönen höchstwahrscheinlich ihren Kehlkopf», sagt Friedrich Ladich. Der Gesang der Buckelwale besteht aus Strophen, die sich regelmässig wiederholen und im Laufe der Jahre verändern. Mit einer Lautstärke von 190 Dezibel gehören sie zu den grössten Lärmmachern im Tierreich. Aber auch ein Orca kann bis zu 170 Dezibel laut rufen. «Das ist extrem laut», sagt Brigitte Weiss. Es entspreche, auf Werte in der Luft umgerechnet, einem startenden Flugzeug.
Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/wissen/natur...y/16714759