09.11.2016, 10:37
Kannst du Frieden in dir spüren? Weißt du, wie er sich anfühlt? Wie sieht der Ort aus, an dem du ihn in dir findest? Welche Gefühle spürst du mit dem Frieden in dir verbunden? Und welche Gefühle kannst du nicht mehr wahrnehmen, wenn du im Frieden bist?
Viele Menschen wünschen sich Frieden in der Welt und viele Menschen verhalten sich friedlich oder besser gesagt auf physischer Ebene gewaltlos. Und doch erschüttern uns in den letzten Wochen immer wieder Meldungen von Gewalt, die in unserer Nähe stattfindet. Wie kann das sein?
Durch die Ereignisse in den letzten Wochen dazu angehalten, habe ich mich gefragt, was Frieden eigentlich ist. Und so habe ich mich in meiner Seele auf eine Forschungsreise begeben.
Zunächst haben mich meine Geister darauf hingewiesen, dass es einen Unterschied gibt zwischen Gewaltlosigkeit und Frieden. Gewaltlosigkeit ist ein wichtiger und bedeutsamer Schritt, der vor dem Frieden geschieht. Sie ist eine Entscheidung, nicht mit Gewalt auf Gewalt zu reagieren. Doch sie bedeutet noch nicht, dass auch die Energien im Frieden sind.
Frieden ist auch kein Blümchenteppich, der Konflikte einfach nur zudeckt und vermeidet.
Und dann erinnerte ich mich an einen Ort in mir, an dem ich vor einigen Monaten schon einmal tiefen Frieden, vollkommene Freiheit und sehr viel Weiblichkeit gespürt hatte. Es war ein See, der im Mondschein im Wald still vor sich hin glitzerte, ein Ort, zu dem ich kam, nachdem ich jegliches Wollen (Andershabenwollen als ich es vorfinde) abgelegt hatte und in die vollkommene Annahme, Hingabe und Akzeptanz gegangen bin. Es ist ein ganz wunderbarer Ort. Ich habe ihn auf meinem Weg der Heilung meiner Weiblichkeit gefunden.
So scheint mir Frieden ein femininer Aspekt des Universums zu sein. Jegliches Urteil darüber, wie die Dinge zu sein haben, wie ich zu sein habe, was sich ändern sollte und so weiter, war dort abwesend. Auch das Wollen des Friedens selbst, war dort nicht da. Frieden erscheint mir passiv. Er kann nicht gemacht werden. Er ist ohnehin da und wir können uns in ihn gleiten lassen. Und so, wie der Mond … nein … die Mondin nichts „tut“, um zu leuchten, erhellt sie uns doch die Nacht und strahlt in zartem Silber in der Stille.
Ich kann den Frieden in mir spüren, wenn ich jegliches Urteil über Situationen, Menschen und vor allem über mich selbst heraus nehme. Auch mein Urteil über den Krieg und Gewalt, über Täter oder Opfer. Wenn ich Krieg ablehne, erschaffe ich einen Widerstand. Zum einen lege ich dadurch den Fokus auf den Krieg und nähre dadurch diese Energie. Zum anderen bin ich selbst im Kampf (bis hin zum Krieg) mit dem Krieg. Wenn ich hingegen akzeptiere, dass es Krieg gibt und mich in mir im Frieden befinde, nähre ich den Frieden.
Bist du in der Lage, den Krieg zu lieben, zu akzeptieren und in dein Herz zu nehmen? Bist du in der Lage, die (vermeintlich im Außen befindlichen) Kriegstreiber zu lieben, zu akzeptieren und in dein Herz zu nehmen? Bist du in der Lage, die Kriege, die du in dir selbst gegen dich selbst führst, wahrzunehmen, zu lieben, zu akzeptieren, als dein eigen anzuerkennen und in dein Herz zu nehmen? Spürst du das Urteil, das du wann auch immer, in welcher Dimension auch immer gegen dich selbst gesprochen hast? Kannst du auch dieses lieben, akzeptieren und in dein Herz nehmen?
Nach meiner Erfahrung stellt sich der Frieden ganz von selbst ein, wenn wir das Urteil und den Widerstand aus dem, was sich uns zeigt, heraus nehmen. Das ist ganz sicher nicht immer einfach. So ist Geduld mit uns selbst und auch mit unseren Mitmenschen hilfreich im Erschaffen von Frieden.
Ich hatte eingangs geschrieben, dass ich Frieden als einen femininen Aspekt des Universums wahrnehme. Um also kraftvoll wirken zu können, braucht es auch das maskuline Prinzip. Der maskuline Krieger, der sehr wohl etwas will und weiß, dass er hin und wieder töten muss, um Leben auf der materiellen Ebene zu wahren, kam auch zu diesem See im Mondlicht. Er nahm meine innere Frau an die Hand und versprach ihr, sie zu schützen. Im Außen wird sich diese Notwendigkeit umso weniger zeigen, je mehr sich in meinem Inneren diese beiden – die geheilte, gewürdigte Frau und der bewusste, klare Mann – verbinden und ich zu unterscheiden weiß, wer von den beiden in einer entsprechenden Situation in Aktion treten soll.
Um als Kollektiv also etwas anderes zu erschaffen als das, was wir an Gewalt dieser Tage erfahren, erscheint es mir wichtig, die Kriege in jedem einzelnen von uns zu beenden. Jeder Krieg den ein Mensch gegen sich selbst führt, jedes Urteil, das ein Mensch über sich selbst wann und wo auch immer verhängt hat, zeigt sich im Außen. Auch die Kriege, die im kollektiven Unbewussten geführt werden, zeigen sich im Außen. Das kollektive Unterbewusste kann durch jedes Individuum geändert werden. Jeder Mensch, der auf allen Ebenen in Frieden mit sich selbst kommt, ändert das kollektive Feld und strahlt wie die Mondin das Sonnenlicht, den Frieden des Universums aus.
Mögen wir selbst Orte des Friedens sein.
Es freut sich auf dich
Tanja Richter