Nun, wenn etwas auseinandergeht oder sich auflöst, sei es eine Beziehung oder dergleichen, dann nur deshalb, weil es danach strebt sich neu zu formieren, d.h. daß der Zustand nach seiner Auflösung eine neue Gestalt annehmen möchte und meist fühlte es sich nicht grundlos dazu "gedrängt", sonst wäre es schließlich beisammengeblieben. Oft dient es der Verbesserung eines Umstandes, der häufig nur aus Kompromissen und zweckdienlicher Coexistenz aufrechterhalten wurden.
Die Beobachtung, daß sich heutzutage immer mehr solcher Auflösungen zutragen, muss dementsprechend aber gar nicht so "negativ" betrachtet werden, denn es zeugt von einem Reifeprozess innerhalb der Gesellschaft, in Bezug des Loslassens nichtdienlicher Anhaftungen, die jeder Neugestaltung vorausgehen. Um etwas zu "kämpfen" hat in diesem Zusammenhang noch selten einen "Sieger" hervorgebracht, ohne gleichermaßen einen "Besiegten" zu erzeugen. Ich weiß natürlich, wie es auf der Paarebene verstanden wird und es klingt auch sehr löblich, um die Liebe zu
"kämpfen", ja möglicherweise stört mich auch nur dieser sprachliche Ausdruck, denn eigentlich ist ja etwas anderes damit gemeint, nämlich der Wunsch diese Auflösung zu verhindern und die Liebe zu erneuern, bzw. ihr die ursprüngliche Wahrheit zurückzugeben. Dies ist aber etwas völlig anderes und niemals durch "Kampf" zu erreichen, denn in diesem Gebrauch liegt die "Eroberung" zugrunde, der sich dann immer einer "geschlagen" geben muss. Das hat wenig mit selbstloser Liebe zu tun, auch wenn sehr heroisch klingt. Ein Herz "geschenkt" zu bekommen klingt da schon ganz anders, weil es nunmal
"Frei- und -Willig" geschieht.
Selbst eine Beziehung, die aus Gleichgültigkeit auseinandergeht, findet eine neue "Gültigkeit" die wohl besser passt, sonst wäre es den Beiden ja nicht gleich, im Sinne von egal.
Das Problem, wenn man überhaupt so sagen kann, ist also nicht die schnelle Trennung einer ohnehin oberflächlichen Beziehung, sondern vielmehr der URSPRUNG durch das allzu schnelle Zusammenfinden, ohne die nötige Zeit des richtigen Kennenlernens und das ist wohl unserer schnelllebigen Zeit anzurechnen. Viele Kontakte werden über das Internet geknüpft und diese Option bietet eine Unzahl an Möglichkeiten, tagtäglich und weltweit neue Bekanntschaften zu machen, selbst wenn 90 % nicht nach meinem Geschmack wären, wenn ich sie direkt und leibhaftig vor mir hätte. Dennoch ist diese Auswahl sehr verlockend im Vergleich zu damaligen Zeiten, als man die Menschen ausschließlich in seiner unmittelbaren Umgebung kennen- und liebenlernen konnte . Was nun im Übermaß vorhanden ist, wird auch weniger gewertschätzt, so ist das ja mit allen Dingen die wir kennen und da macht auch der "MenschenMarkt" keine Ausnahme, egal wie scheußlich das klingt. Nun, der LernFaktor liegt wohl genau in dieser Erkenntnis, inklusive der gelebten Erfahrung, bis man ihrer überdrüssig ist und so wird es auch sein...früher oder später.
Jeder andere, der diesen Prozess verfolgt, kann da leider gar nichts ausrichten, außer sich selbst und vielleicht noch dem Partner treu zu bleiben. ?
So, und die jungen Generationen, die bereits mit diesem technischen Schnickschnack aufgewachsen sind, würden ja sowieso nicht behaupten, dass hier eine unglückselige Veränderung vorliegt...derartiges kann natürlich nur jemandem auffallen, der auch in beiden "ZeitEpochen" lebte und damit ein differenziertes Verhalten überhaupt erst feststellen kann. Ich befürchte allerdings, da wird in fünfzig Jahren auch kein Hahn mehr nach krähen.
So bleibt der vernünftige Umgang mit jeder neuen Errungenschaft wohl immer die Herausforderung einer Zeit, die mit allen Raffinessen dem erwünschten Bewusstsein leider oft vorauseilt.
Aber was hat das Ganze nun mit dem besagten "Reinigungsprozeß" zu tun?
Ich habe darüber nachgedacht und würde es vielleicht so formulieren...
Die "Langlebigkeit" der letzten Generation betraf nicht nur die Technik, wie zum Beispiel Autos und Fernsehgeräte, denn alles war teuer, wurde gewertschätzt, gepflegt und sollte dementsprechend ein Leben lang halten, so auch die Beziehungen. Diese Mentalität wurde abgelöst durch eine Art von
"ZeitrafferDasein". Ich würde es nicht unbedingt als "Wegwerfgesellschaft" bezeichnen, obwohl das in mancher Hinsicht so erscheinen mag, doch vorwiegend bleibt es ein Phänomen, daß trotz aller technischen Hilfsmitteln, die den Alltag doch erleichtern und somit auch Freizeit gewährleisten sollten, die ZEIT trotzdem immer knapper wird...sie rast nur so dahin ...Tick Tack Tick Tack...und Zeit ist nunmal Geld ...man kommt ja kaum zum Atmen, so schnell entwickelt sich etwas Neues. Und dann man muss auch ständig auf dem Laufenden bleiben, sich aktualisieren etc...Tick Tack und du bist Out, wenn du's nicht tust.
Vielleicht ist es lediglich der ZEIT- MANGEL, der einem kaum einen Moment zum Nachdenken gibt. Was ist denn wirklich wichtig im Leben ? Der Job, das Gehalt und die Beförderung ?
Dies sind Dinge, die wir uns klarmachen müssen.
BEREINIGEN wir doch zuerst unsere Vorstellung von dem, was es bedeutet WIRKLICH zu leben.
So sollte die Zeit unsere
Dienerin sein und nicht umgekehrt. Nehmen wir sie uns doch einfach, nicht nur um den anderen RICHTIG kennenzulernen, ihn wertzuschätzen und dankbar zu sein, sondern auch um zu erkennen, daß nichts von ewiger Dauer ist, zumindest nicht auf dieser Ebene.
Freundlichst
Canine