08.06.2020, 22:52
Die Tonglen- Meditation
Nun, diese Art von Meditation bedeutet im übertragenden Sinne "Mitgefühl empfinden" aber gleichermaßen die
"Transformation von Leid in Liebe"
oder nochmal anders ausgedrückt
"mit dem Herzen zu atmen" .
Sie wurde vor etwa 1000 Jahren vorerst in Indien entwickelt und später auch von tibetischen Dharmalehrern übernommen und in den Westen getragen, um auch dort unterrichtet zu werden. Die damaligen Lamas gingen davon aus, daß der moderne westliche Mensch mithilfe dieser Anleitung ein Werkzeug an die Hand bekäme, mit dem er seinen Alltag neu betrachten und dessen leidvollen Inhalten mit einem klareren Blickwinkel versehen könnte, der letztendlich transformativ und dessen Ergebnis wiederum wandelbar ist.
Es gibt in der Tat erleuchtete Meister, die ihr Leben ausschließlich dieser Meditation widmen, um ein Gleichgewicht der jeweilig vorherrschenden Kräfte sicherzustellen. Ich sprach bereits mit "nette" darüber und sie prangerte an, daß vieles an solchem Wissen auch in wohlgesonnen Bruderschaften und spirituellen Bündnissen einer gewissen Geheimhaltung unterläge, zu denen ohnehin nicht jedermann und im ganz besonderen Frauen, keinen freien Zugang hätten.
Ich muss aber sagen, daß diese Annahme nur sehr bedingt zutrifft und sich in den letzten Jahrzehnten eine Menge in Bezug auf Transparenz und Einweihung gewandelt hat und das Allermeiste, welches ehemals nur Mitgliedern und tatsächlich Eingeweihten zugänglich war, heutzutage doch relativ offen präsentiert wird, unter anderem eben auch diese Meditation, die in entsprechender Weise angewendet für inneren Ausgleich, Frieden und daraus folgend, auch für eine äußere Harmonie sorgen wird. Sinn und Zweck liegen also in der Anschauung des Leids, dessen vorläufiger Akzeptanz und einer schlussendlichen Transformation, auslaufend in der Freigabe einer Lichtfontäne der reinsten Form (Ausatmung !). Ich sprach bereits in ähnlicher Weise von der Raupe, die vorerst angewidert betrachtet, eine liebevolle Hinwendung erfährt, sobald man in ihr auch den zukünftigen Schmetterling erkennen kann. So gibt es natürlich auch noch andere Dinge und Geschehnisse in dieser Welt, von denen man bei der ersten Betrachtung verständlicherweise nicht sehr angetan ist.
Nun, dann ist es oft zweckdienlich, sich dieser Sache anzunehmen und ihr einen zweiten oder dritten Blick zu gewähren. Dies geschieht beim Meditieren in erster Linie mit der Einatmung (!), während man sich das Bild oder den Eindruck der Situation vergegenwärtigt und sich dieses Leid sprichwörtlich
"zu Herzen nimmt".
Vorbereitend ist eine ehrliche Einschätzung wichtig, inwieweit ich so im Allgemeinen überhaupt oder ausreichend Verständnis und Mitgefühl erübrigen kann. Das ist schon deshalb so wichtig, weil es hier nicht darum geht sich unnötig mehr aufzuladen und im schlimmsten Falle zu verstärken, um es dann energetisch-mental betrachtet nicht mehr los zu bekommen. Eine gute Selbsteinschätzung ist ebenso vonnöten, wenn es nun um die Auswahl des eigentlichen Themas geht. Aus diesem Grund empfehle ich zur Einübung vorerst die Art von "leichter Kost", wie z.B. einem kleinen privaten Ärgernis oder Streit.
Ein ungestörter Wohlfühl-Ort ist natürlich Voraussetzung wenn man noch ungeübt ist oder schnell die Konzentration verliert. Auch die Sitz- oder Liegeposition sollte individuell bequem sein, denn ich neige hier nicht zu strengen Vorgaben. Ist dieses nun gefunden, ebenso wie das zu bereinigende Thema, gilt es vorerst die Atmung in eine Gleichmäßigkeit zu bringen, die angenehm und leicht zu halten ist. Mir fiel nämlich schon des Öfteren auf, daß insbesondere bei Anfängern eine zu starke Konzentration auf die Atmung lediglich dazu führt, das sie krampfhaft und unnatürlich erfolgt. Ich empfehle daher - zumindest anfangs - von rythmischen Zählungen abzusehen und sich stattdessen gleich zu Beginn ein beruhigendes Bild vor Augen zu halten und sich emotional darin einzufinden, bis sich die Entspannung ausreichend breit machen konnte...hier stellt sich nun auch die Gewissheit ein, unangreifbar und in jeder Hinsicht geschützt zu sein. In dieser "Distanz zur realen Welt" kann ich mir nun mein Thema vorknöpfen, es vorerst von allen Seiten betrachten, die aufkommenden Gefühle annehmen und einfach durch mich hindurchfließen lassen. Zu Anfang werden die Emotionen noch persönlich (evt. negativ) eingefärbt sein und/oder durchtränkt von der eigenen vorgefestigten Meinung. Hier beginnt nun der eigentliche "Ausstieg" in Form eines wechselndes Standpunktes oder ein sich Hineinversetzen in die Position des Gegenübers. Es bedarf einiger Übung, die Situation aus den Augen des "Feindes" oder der Verursacher zu betrachten. Dieser Begriff ist eigentlich fehl am Platze, doch gebrauch ich ihn hier zum besseren Verständnis.
Nun denke man sich, daß mangelnde Liebe, Angst und Schmerz schon seit Beginn der Inkarnation ursächlich für alle Irrungen der Seelen sind, auch ohne die genauen Details und Umstände kennen zu müssen. Aus der Betrachtung heraus, sich selbst für einen guten und liebevollen Menschen zu halten, ergibt sich auch die Schlussfolgerung, wie gut wir es doch selber hatten, diese Liebe erfahren zu dürfen. Nun, der andere bekam sie offensichtlich nicht, zumindest nicht in gleichem Maße wie man selbst. Allein dieser Fakt kann bereits ein triftiger Grund sein, um Mitgefühl empfinden zu können. Beginne ich nun, mir sein Leid zu Herzen zu nehmen, entsteht auch ein gewisses Verständnis für dessen Handlung und ein Bedürfnis, diesen Mangel an Liebe wieder auszugleichen. Diese eine Person steht nun möglicherweise als Stellvertreter für ALLE seiner Art, die von Liebe unterernährt einen anderen Weg zur Befriedigung suchen und daraus ergeben sich auch alle Situationen, die aus Habgier, Machtsucht und sonstigen Verbitterungen resultieren. Das neue Verständnis dieser Zusammenhänge wirft ein warmes und heilsames Licht auf beide Seiten und stellt eine Form von Gnade dar, die "Täter und Opfer" gleichermaßen segnet.
Nun, in der Regel beende ich die Meditation, wenn sich der Frieden in mir einstellt, aber auch dann, wenn dies vorläufig noch nicht geschehen mag und eine weitere Sitzung erfordert. In beiden Fällen entlasse ich mich selbst in Liebe und gedenke derer im Überfluss, denen es augenscheinlich noch daran mangelt.
Um den Leser hier einzuführen, fand ich im Netz die nun folgende geführte Meditation. Es gibt sicher auch bessere, doch die meisten davon werden in englischer Sprache gehalten. So muss uns dies vorerst genügen, obwohl ich es gut gefunden hätte, das Ganze noch mit etwas Musik zu untermalen. Die etwas längeren Pausen sind allerdings angemessen und geben die benötigte Zeit vor, um sich auf die vorgesprochen Ansagen entsprechend einzustimmen.
So verbleibe ich vorerst mit herzlichen Grüßen und wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg beim Entlassen Ihrer eigenen Lichtfontäne.
Canine