21.07.2020, 00:36
Wahrheit und Wahrheit sind zwei paar Schuhe
Nun, laut Definition sollte Wahrheit etwas Allgemeingültiges sein oder zumindest etwas, das unwiderlegbar beweisbar ist.
Doch gibt es auch Situationen in denen das Eine, aber ebenso sein Gegenteil als wahr zu bezeichnen sind. Als einfaches Beispiel bediene ich mich der Zeit und wenn ich hier jemanden bitte, mir die genaue Uhrzeit zu nennen, dann mag es wohl dieserorts zutreffen, daß es beispielsweise 12 Uhr am Mittag ist und somit erhielt ich auch eine wahre Aussage, natürlich vorausgesetzt man hat ein tadellos funktionierendes Uhrwerk. Telefoniere ich jedoch mit einem Freund am anderen Ende der Welt, so wird es dort irgendwann mitten in der Nacht sein, doch auch seine Auskunft darüber entspricht der vollen Wahrheit. So gesehen ist Wahrheit immer positionsbedingt und von meinem eigenen Standpunkt abhängig. Natürlich ist dies eine Metapher, denn jedem ist klar, daß wir es hier mit einem örtlichen Problem der Wahrheit zu tun haben und man könnte annehmen, daß ließe sich nicht mit anderen Wahrheiten vergleichen, aber das ist ein Irrtum, denn die Wahrheit eines jeden ist immer seinem Standpunkt verpflichtet, der in aller Regel auch exakt seiner persönlichen Erfahrung entspricht. Wir machen allerdings sehr unterschiedliche Erfahrungen und erhalten demnach verschiedene Aussagen darüber, was nun tatsächlich wahr ist.
Hinzu kommt noch die Polarität in der wir leben und einem PingPongDuell gleich, die Wahrheit immerzu hin und her schlagen, das nennt man für gewöhnlich einen Streit auszufechten. Meist kann man sich nur deshalb schlecht einig werden, weil die unterschiedlichen Erfahrungen des Einzelnen dies eben verhindern, denn sie sind ja der ausschlaggebende Grundstein für jede Annahme die man vertritt.
Also liegt der Konflikt nicht in der Wahrheit selbst, die demnach viele (berechtigte) Gesichter hat, sondern in der jeweiligen Person, die keine andere Wahrheit akzeptieren kann als nur die eigene. Das ist bis hierher nicht schwer zu verstehen und jeder kennt diese Pro und Contra Diskussionen, in denen ein beliebiges Thema heiß debattiert wird. Doch lässt man sich nur als Zuschauer drauf ein, wird man feststellen, daß es durchaus eine Bewusstseinsfrage ist, welcher Wahrheit man sich nun anschliessen möchte. Doch ebenso bleibt es eine Glaubensfrage, wenn ich immer nur das glaube, was ich selbst bereits erfahren habe.
So erschließt sich wohl nur den offenen Gemütern eine übergeordnete Wahrheit, die allen persönlichen Erfahrungen und den daran angeknüpften Annahmen trotzt, aber die kennt ja noch niemand von uns, solange nicht alle Erfahrungen gemacht und die Ansichten immer wieder aufs Neue revidiert wurden. Und das ist letztendlich unser aller Weg und Ziel...eine Tatsache über die sich nicht streiten lässt ?
Nun, ich lasse das einfach so stehen und verbleibe vorerst mit freundlichen Grüßen
Canine