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Normale Version: Geistig behindert ?
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Geistig behindert ?
Eine Geschichte und die Essenz, welche ich daraus zog
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Vorab nun die Geschichte, die ich vor etlichen Jahren erleben durfte und einer Freundin zu verdanken habe, die mich per Telefonat um Hilfe bat. Es ging um ihren achtjährigen Sohn mit Down-Syndrom, für den sie halbtags einen Betreuungsort suchte, der ihren Sohn auch angemessen schulen und fördern sollte. Sie fand auch einen solchen, der nach der Waldorf-Pädagogik ihr Interesse weckte. Das Problem bestand nun darin, daß sie zwar einen Termin zur Besichtigung bekam, sich aber kurz darauf den Fuß brach und dementsprechend nicht Autofahren, geschweige denn gut laufen konnte. Hier kam nun ich ins Spiel, weil sie mich dringendst darum bat, an ihrer Stelle dorthin zu fahren, um mit meiner  Erfahrung medizinischer Einrichtungen betreffend, zu einer Einschätzung zu gelangen. Ihr Vertrauen ehrte mich sehr und so kam ich dieser Bitte auch gerne nach.
Als ich dort eintraf wurde ich bereits erwartet und man war auch darüber informiert, daß ich lediglich ein "Stellvertreter" war. Dennoch wurde ich sehr freundlich über die Abläufe informiert, die Konzepte wurden ausgiebig erklärt und alle Räumlichkeiten der verschiedenen Gebäude gezeigt. Da es dann mittlerweile schon gegen Mittag war, wurde ich sogar zum Essen geladen und bekam somit auch gleich das gemeinsame Einnehmen und die Qualität der Mahlzeit mit. Alles was jetzt noch fehlte, um meinen bisher guten Eindruck abzurunden, war die Besichtigung der AußenAnlage mit all ihren Gärten und dem selbstangebauten Gemüse.
Nun, mir fiel schon beim Mittagessen ein junger, blasser Mann im Rollstuhl auf und ich fragte das Personal, ob es in Ordnung wäre, ihn zu meiner Begleitung und seiner eigenen Spazierfahrt mitnehmen zu dürfen. Darüber war man sehr erfreut, denn sein persönlicher Betreuer war bereits seit Tagen krank und man selber schon mehr als ausgelastet.
Er wäre ohnehin sehr pflegeleicht und schüchtern. Sprechen würde er mit Fremden sogut wie gar nicht.
Das war ein Trugschluss wie sich zeigte, denn während ich den Rollstuhl vor mir her schob, plauderte ich auf ihn ein, als ob er ein alter Bekannter wäre, erzählte dies und das, machte meine Witze und bekam auch seine Antwort in Form von lautem Gelächter und vielen Worten, die mein Verstand zwar nicht immer gut deuten konnte, meine Seele aber durchaus, weil es ein Herz zu Herz Gespräch unter Männern war.
Die Anlage dort war ausnehmend schön, das Wetter prächtig und alles stand in voller Blüte. An einem Teich machten wir kurz Rast und ich bemängelte, daß dort keine Fische ansässig wären, plötzlich sagte er "DA" und zeigte auf einen Frosch, den ich ohne sein hindeuten gar nicht bemerkt hätte. Mir wurde plötzlich bewusst, wie wach doch sein innerer Geist war, trotz seiner sehr eingeschränkten Möglichkeit, dies sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Seine Augen leuchteten wie die eines Kindes zu Weihnachten und ich war tief berührt von dieser kindlichen Freude und Entzückung.
Er trug einen BaumwollBeutel bei sich, indem sich, außer Unmengen von Süßigkeiten, auch ein Protokollheft für die Eltern befand. Darin wurde im Grunde sein alltägliches Befinden, die Anzahl der Toilettengänge und ähnliche Besonderheiten eingetragen. Er reichte mir nun (neben einer klebrigen Lakritzschnecke) Kugelschreiber und das Heft, weil es ihm sehr wichtig erschien, dies alles für ihn dort einzutragen. Natürlich tat ich das auch, indem ich ihm Wort für Wort vorlas, was ich da niederschrieb und er nickte lächelnd vor sich hin. Unter anderem schrieb ich, daß die Bratwurst zum Mittag grauselig trocken, das Gemüse jedoch wiederum sehr lecker war. Ich schrieb den Eltern aber auch, daß mich dieser Tag sehr bereichert hat und daß in ihrem Sohn ein sehr wacher Geist und ebenso beeindruckende Seele stecken würde.
Wir machten uns nun langsam auf den Rückweg...man hatte uns  tatsächlich schon vermisst, denn die Zeit war wie im Fluge vergangen. Beim Abschied gab er zu verstehen, daß er Hilfe bräuchte um kurz aufzustehen, weil er mich umarmen wollte. Das tat er dann auch, während er wortwörtlich zu mir sagte: "Du bist süß ".
Alle Umherstehenden mussten lauthals lachen, weil sie scheinbar etwas Anrüchiges darin fanden, denn sie haben nicht wirklich verstanden, daß er eigentlich diesen Nachmittag mit mir meinte, den er so sehr genossen hatte, wie sonst nur diese Süßigkeiten in seinem Beutel. Einen anderen Ausdruck als "süß" konnte er dafür nicht finden und ich war ein weiteres Mal nun tief bewegt über seine Fähigkeit, das Glück in den einfachsten Dingen zu empfinden.
Diese Begegnung hat mir vieles gezeigt unter anderem, daß ich an diesem Tag ein demütiger Schüler im Angesicht dieser schlichten und mutigen Seele sein durfte, aber vor allem, daß eben nicht der Geist "behindert" ist, sondern vielmehr der funktionsgestörte Körper und oft auch das Verständnis so mancher MitMenschen.
Ohne Frage hat es einen lebenslangen Eindruck bei mir hinterlassen und erstaunlicherweise brauchte es dafür einen gebrochenen Fuß und einen erkrankten Betreuer, um mich zu dieser interessanten SeelenBegegnung hinführen zu können.
Mit herzlichsten Grüßen
Canine

nette

Das berührt mich sehr, mein lieber Canine
Vielen Dank am TeilHaben an diesem besonderen Augenblick des Lebens...
Es erinnert mich an unsere vielen Gespräche, worauf es ankommt im Leben und was Wahrhaftigkeit wirklich bedeutet.
Da es keine Zufälle gibt, sollte es einfach geschehen, auch damit sogar ich mich daran erinnere, worauf es ankommt...
Zeit und Verstehen, Mitgefühl und ein wenig Demut aufbringen in den kleinen Dingen, die das Herz und die Seele erfreuen und bereichern
und vielleicht sogar voranbringen, was oftmals nicht bemerkt wird..
Vielen Dank für diesen wirklich bereichenden Beitrag...
Fühlen Sie sich mal allerliebst in den Arm genommen...
Herzlichst
Ihre nette

Heart
Danke lieber Canine,

das sind so besondere Erlebnisse auf einer tieferen Ebene. Oft wissen wir auch nicht, ob es eine uns vertraute Seele aus einem anderen Leben ist und diese Begegnung stattfinden sollte, da es keine Zufälle gibt, sondern eine Situation geschaffen wurde, damit es stattfinden kann.

Ich war in einem Verein, wo wir Schwerstkranke und Sterbende besucht oder begleitet haben. Ich habe in einem Krankenhaus Besuche gemacht. In einem Bett lag eine ältere Frau, wir kannten uns nicht. Sie sagte zu mir: "Wie schön, dass Du kommst, ich habe schon so sehr auf Dich gewartet und ich hätte noch so vieles zu erzählen, aber mir fehlt die Kraft". Diese Begegnung habe ich nie vergessen, als ob ich in dem Moment mit ihr in einem gemeinsamen, übergeordneten Raum war.

Liebe Grüße
von Elke
Vielen Dank liebe nette und Elke,
aber wie Sie beide sicher wissen, gibt das Aufschreiben und Nachlesen solcher Ereignisse meist nur minimal wieder, was man tatsächlich in diesen Momenten empfindet. Dafür gibt es ja kaum die richtigen Worte, aber es ist schön zu wissen, daß ich ja nicht der Einzige bin, der von tiefgreifenden Begegnungen berichten kann und deshalb auch nur wenig erklären muss. 
freund
Mit herzlichsten Grüßen 
Canine
Lieber Canine,

das Tolle ist, dass wir hier in diesem Raum, ohne uns zu sehen, den Menschen hinter den Worten erfühlen. Früher wurden von den großen Dichtern und Denkern Briefe geschrieben, sicher wußten sie, dass darin sehr viel mehr enthalten ist. Es ist ja immer auch eine besondere Energie und so inspirierten sie sich oft gegenseitig, denke ich.

Liebe Grüße
von Elke
Danke herzmalen lieber Canine
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Ein wundervoller Beitrag der mein Herz erwärmt hat.
Solche Begegnungen,die Erfahrung und Liebe die du dabei erfahren hattest,
bleiben immer in deinem Herzen,sie leuchten auch wenn wir es nicht sehen können.
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Auch ich hatte vor vielen Jahren bei meiner beruflichen Tätigkeit,
solch eine Erfahrung machen dürfen,als ich eine zeitlang mit "geistig behinderten"
Menschen zusammengearbeitet hatte. Ich hatte nicht das Gefühl,dass ich nicht
verstanden wurde,manches dauerte etwas länger aber wir kamen immer ans Ziel.
Wenn unser Herz zum Herzen spricht gibt es keine "Behinderungen".
*
Herzlichst  Sabine   16
Vielen Dank, liebe Sabine und Elke
Das sind wundervolle Resümees, die ich Wort für Wort unterschreiben kann. 
In tiefer Verbundenheit und mit herzlichen Grüßen
Canine  freund