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Spiegel schauen ist nicht schwer, Spiegel putzen dagegen sehr - Druckversion

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Spiegel schauen ist nicht schwer, Spiegel putzen dagegen sehr - Rosi - 31.03.2012

Spiegel schauen ist nicht schwer, Spiegel putzen dagegen sehr
Veröffentlicht am 31. März 2012 by Angelika
Schneewittchen und die 7 Zwerge, ein liebenswertes Märchen und alle bangen um das schöne Schneewittchen. Die guten alten Märchen die wir so lieben sind doch in Wahrheit wunderschöne Spiegel für uns, denn sie erzählen vom täglichen Leben und was wir daraus machen. Alle möchten wir Schneewittchen oder der wunderbare Prinz sein, ja, wir sind es auch und wie gut wir uns in der Opferrolle von Schneewittchen erkennen und im schönen Prinzen der die Welt wieder in Ordnung bringt. Alle wünschen wir uns die niedlichen 7 Zwerge die uns anhimmeln und lieben. Oh, ich vergaß ganz die böse böse Stiefmutter und wenn die endlich ihr verdientes Ende bekommt, schließen wir zufrieden das Buch und träumen weiter.

Was sind Märchen eigentlich außer dass sie meistens unsere inneren Wünsche nach Gerechtigkeit und Liebe nähren? Bei näherer Betrachtung sind sie grandiose psychologische und auch spirituelle Kunstwerke die uns wundervolle Spiegel zeigen.

Ein Spiegel ist das Gute darin, das Gute in uns, der andere spiegelt das Böse .. ja aber, ich will das Böse ja nicht, ich bin doch nicht böse!!

Kaum etwas hat uns mehr entzweit und uns von unserem Selbst getrennt wie die Sprache, denn durch sie lernten wir die Einteilung in gut und böse. Wir begannen damit die Welt zu trennen und trennten uns selber gleich mit.

Was wäre wenn wir uns die böse Stiefmutter und ihren Spiegel einmal ansehen? Sie ist schön, aber stolz und hochmütig … warum wurde sie es? Was hat sie so verletzt dass sie diese Dunkelheit in sich zuließ und lebte. Sie bekommt irgendwann Angst vor Schneewittchen, den Zwergen und auch dem Prinzen, denn die sind gut, liebevoll und schön und werden von allen geliebt. Was geht denn noch in ihr vor? Sie ist eifersüchtig, fühlt sich in ihrem Selbstwert herabgesetzt, beiseite geschoben, sie fühlt sich nicht angenommen, verletzt, gekränkt. Immer wieder befragt sie den Spiegel der Eitelkeit und der erzählt ihr dass sie noch immer die schönste (beste) im ganzen Land sei.

So lebt sie weiter ihr Spiel und wähnt sich in Sicherheit, bis, ja bis eines Tages der Spiegel etwas ganz anderes sagt: „Du bist schön, aber die/der andere ist tausendmal schöner als du.“ Neid und Wut wucherten hell empor im Inneren der Königin und sie hatte nur einen Gedanken: Schneewittchen musste weg aus ihrem Leben. Was denn auch geschah und immer wieder tötet sie die andere, bis diese endlich strahlend schön vor ihr steht und sie sich in die eigene Glut der Dunkelheit und Angst begeben muss. Die böse Königin stirbt und damit auch alles Dunkle der Welt gleich mit.

Dieser berühmte Spiegel in den wir alle blicken, der hat es in sich, denn alle Märchengestalten sind in uns selber vorhanden. Wir sehen uns selber darin entgegen, in all unserer Schönheit und den dunklen Flecken. Die eigenen Ängste, Unsicherheiten, die eigenen Schwächen und Fehler blicken uns daraus genau so an, wie die innere Schönheit, die Liebe, das Sanfte und Offene, die Wahrheit und Reinheit, die Tapferkeit und das Lichtvolle. Wir erliegen noch sehr gerne der Versuchung im Spiegel nur das Schöne von uns zu sehen. Das Unangenehme das sich darin spiegelt, erkennen wir ´vielleicht´ auch in uns, doch dann wir drehen den Spiegel nur zu gerne um damit sich der andere das anschauen soll. Wie viel wir doch dabei versäumen für uns selber, das erkennen wir meist erst sehr spät.

Du bist mein Spiegel, jetzt schau du hinein, ich hab es ja erkannt, aber ich dreh in zu dir hin damit du gefälligst hineinschaust. Was mache ich denn mit dieser Geste eigentlich? Wenn ich immer nur den Spiegel umdrehe und auf den anderen zurückwerfe, was sehe ich dann wirklich? Richtig, die Rückseite des Spiegels und da ist nichts was ich sehen kann außer eine braune oder schwarze Fläche. Wie kann ich mich also selber erkennen, wenn ich mich nicht wirklich genau in diesen Spiegel betrachte? Sich darin ungeschminkt anzublicken, heißt dass ich mich meiner eigenen Dunkelheit stellen muss, genau der, die ich beim anderen bemerke. Der Spiegel ist doch dazu da, mich damit auseinander zu setzen und auch wenn es schmerzhaft ist, auch wenn es beschämend sein kann, selbst wenn ich mich nur zu gerne abwenden würde um nicht über die glühenden Kohlen zu gehen…. wenn ich mich ehrlich darin anblicke, meines klar erkenne und heile, dann wird mein Spiegelbild mir eines Tages meine wahre Schönheit zeigen, den göttlichen Funken der ich bin.

Jürgen Treiber.pixelio-de
Wenn ich das lerne, werde ich den Spiegel nicht mehr dem anderen zudrehen, denn ich kann ihn dann an meine Seite rufen und wir schauen gemeinsam hinein. Gemeinsam ehrlich in den Spiegel zu gucken, ehrlich alle Schattenseiten zu heilen, im Bewusstsein der Liebe für mich und den anderen … dazu dienen Spiegel .. darum bist du hier und ich hier und wir alle hier …. Es kann auch sein dass der eine einige seiner dunklen Flecken schon geputzt hat und kann mir helfen meine zu klären und umgekehrt gilt natürlich das selbe ..

Das ist der wahre Beginn den Weg wirklich gemeinsam zu gehen … der Weg wird breiter und flacher auf diese Weise, wir räumen gemeinsam die Steine und Äste die uns behindern weg, wir durchwaten gemeinsam den Schlamm bis wir das klare saubere Wasser erreichen. Einmal nehme ich deine Hand und stütze dich, das nächste Mal reichst du mir deine Hand, manchmal hast du Blasen die ich dir zeige, dann wieder ich und du zeigst sie mir … Liebe ist auch das …

Immer wenn einer die dunkle Stelle im Spiegel erblickt, gilt es hinzuschauen und wir können es gemeinsam tun und sind füreinander da, bis dieser Fleck wieder rein ist… es liegt an uns ob wir das zusammen tun oder doch wieder den Spiegel umdrehen … doch irgendwann wird es keinen mehr geben der uns spiegelt und dann bin ich alleine mit den fleckigen Spiegel …

Spiegel putzen … irgendwann gilt es damit anzufangen .. Unser aller dunklen und schwachen Seiten wollen erkannt und geheilt werden, es ist nichts Schwaches und Weiches oder Furchterregendes daran wenn wir es zugeben und sie annehmen. Es ist befreiend, stärkend und erlösend … und wenn wir es gemeinsam tun in Liebe, bringt uns das wirklich in die Einheit die wir endlich erfahren wollen … nach der wir uns sehnen …