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Die Akte: Pirat - Druckversion

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Die Akte: Pirat - anamala - 23.02.2011

Lieber Gott,
Ich weiß, ich habe viele Fehler gemacht, die nicht wieder gut zu machen sind. Ich habe vieles abgebrochen, aus Willkür und Mangel an Lebenserfahrung, dass sich nicht mehr ändern lässt. Ich habe viele Chancen besessen, doch keine davon habe ich mir zugesprochen und für etwas Positives genutzt. In meinen Lebensbereichen habe ich unweigerlich versagt.

Der Grund, und dass lässt sich nicht mehr leugnen, war ich immer Ich selbst: Meine Angst, mein Selbsthass und mein Stolz waren die Wegbereiter einen falschen Weg zu wählen. Denn ich hatte ja eine Wahl und habe mich bewusst gegen Dich entschieden!!!
Statt zu lieben und zu leben, dem Fortschritt der Menschheit zu dienen und dem Familienglück treu zu sein, habe ich mich von dem Leben abgewandt und Dir den Rücken gekehrt.

Niemand ist schuld; keine Religion, keine Staatsmacht, keine falsche Erziehung. Denn Du hast mir alles, was ich zum Leben brauche, fürsorglich in die Wiege gelegt. Ich hatte einen Kopf zum Denken und ein Herz zum Fühlen. Doch ich habe sie beide nicht genutzt.

Stattdessen habe ich den Tod eingeladen, als meinen einzigen und besten Freund: Drogenkonsum, wechselnde Sexualpartner, Ungehorsamkeit gegenüber allem Anstand und Verstand: Kein Respekt vor Erziehungs- und Ordnungsstrukturen. Machtmissbrauch.

Ich habe, auch wenn zunächst unbewusst, gegen alle und jeden rebelliert, die mir helfen wollten aus diesem Selbstmordzug auszusteigen. Habe Freundschaften gekündigt, Schulen geschmissen, Pillen geschmissen, alles verflucht was sich in dieser sinnlosen, vergessenen Welt abmühte und abplagte um das Leben zu leben, was uns die Natur und der liebe Herrgott zugedacht haben.

Ich habe mich sogar über all jene erhoben, habe über sie gespottet und gelacht, weil ich in dem Unglauben war, die bessere Wahl getroffen zu haben mit meinem Lebensstil. Denn Ich war glücklich, schien sogar frei zu sein und unabhängig.

Wenn ich in die Augen der Leute blickte, wo der Glanz des Lebens, im zunehmenden Alter, sich durch Mühsal und Sorge trübte, gab mir das insgeheim die Bestätigung eine richtige Wahl getroffen zu haben, und dass das Leben nach Gesellschaftsnorm und Wiederholung ein klägliches Leben ist.

Ein Leben, das nicht lebenswert ist ohne die Frische der Abenteuer, die das Leben in sich birgt. Ein Leben, das nicht sucht, nicht nach Schätzen gräbt, nach keinem tieferen Sinn erforscht, keine neuen Enthüllungen aufdeckt, keine Grenzenlosigkeit kennt und keine neuen Ufer betritt. Nur sinnloses „Geblabla“ und zunehmender Perfektionismus in Wiederholung!!!

Alles Schein habe ich gedacht! Falsche Programmierung im Menschheits-Entwicklungssystem ! Steige aus, solange du kannst! Lebe solange du lebst! Freue Dich und habe Spaß, denn morgen könnte es Dir genauso ergehen, morgen kannst du bereits ins Gras beißen und mit den Würmern verkehren. Also hisse die Flagge hoch oben auf deinem Lebensschiff im Sein des Piraten-Wagemutigen.

Eine schlimme unheilbare Krankheit, ein Todesfall in der Familie oder gar ein Unfall könnten dich zu jeder vollen Stunde für immer zur Strecke bringen. Angst vor dem Ende, vor dem Tod, vor dem ungelebten Glück!!! Davor lebendig begraben zu werden, wenn ich meine Träume aufgebe und ein Leben nach Mustern lebe, um alle anderen glücklich zu machen, bloß nicht mich selbst.

Nein!!! Schrie der Pirat in mir! Und so schmiss ich mich unweigerlich und unaufhaltsam in das Leben. Nichts war mir fremd mehr, nichts ließ ich unausprobiert. Die Angst schien zu versieben je mehr ich danach gierte mich zu erfahren und zu erleben. Wer ich bin, war nicht mehr wichtig. Coolness und Style wurden zu meiner Marke, meine Arroganz zum Überleben!

Ich dachte, ich bin der König, hielt mich für unsterblich und einmalig auf diesem Planten. Dann bist du gekommen Lieber Herr Gott und hast mich geheilt von meinem Irrtum, meiner Wahnvorstellung, meinem falschen Glauben. Die Schleier der Illusionen und Massenverblendungen rieselten wie Schuppen vor meine Augen.

Und zunächst, noch im Prozess des Erwachens, als langsam die Ausnüchterung begann, glaubte ich nicht an das was Du mich lehren wolltest. Ich kämpfte weiter gegen Dich, hielt es für einen bösen Scherz, einen Fluch, eine Strafe jenseits aller menschlichen Vorstellungen.

Ich schrie und wandt mich, denn meine Todesstunde war nah. Die Glocken der Läuterung erschallten tief in meinem Herzen, die Flammen des Fegefeuers sprangen hinauf zu meiner Seele. Die Wahrheit hüllte mich unerbittlich in ihrer Beschaffenheit ein bis ich kapitulierte und Alles Verstand.

Pirat