24.06.2012, 10:09
ANLEITUNG ZU LUZIDEN TRÄUMEN
1. Mächtigkeit des luziden Zustands
2. Auslösen luzider Träume
3. Stabilisieren der luziden Welt
4. Verlängern der luziden Phasen
5. Gefahren luzider Träume
6. Ein Modell der Wirklichkeit
2. Auslösen luzider Träume
3. Stabilisieren der luziden Welt
4. Verlängern der luziden Phasen
5. Gefahren luzider Träume
6. Ein Modell der Wirklichkeit
-1. Motivation dieses Textes
Diesen Text habe ich erstellt, um Leuten, die an luziden Träumen
interessiert sind, meine bisherigen Erfahrungen damit zu vermitteln. Er
enthält ausschließlich Techniken, die von mir selbst oder Freunden
erfolgreich erprobt wurden und ist deshalb relativ persönlich gehalten.
In gewisser Weise ist dieser Text also ein Erlebnisbericht. Einzige Ausnahme
ist Kapitel 6. Natürlich sind meine eigenen Erfahrungen nicht komplett verallgemeinerbar,
aber sie werden sicher dem einen oder anderen helfen, sich schneller in
der anfangs ungewohnten Traumwelt zurechtzufinden.
1.1 Wozu luzide Träume ?
Was sind luzide Träume ? In solchen Träumen ist man sich bewusst, dass man
träumt, man wacht aber trotzdem nicht auf. Das bedeutet, dass man seinen
Traum bis zu einem gewissen Grad selbst steuern oder als bewusster Beobachter
im Hintergrund verfolgen kann. Wozu kann das gut sein ?
Nun, man lernt andere Welten als die Alltagswelt bewusst wahrzunehmen, allein
das ist schon sehr interessant, denn in den Traumwelten gelten völlig
andere Regeln, wie wir noch sehen werden. Außerdem sind Träume natürlich
ein Tor zu unserem Unbewussten, das bedeutet, man steht während eines Traumes
in relativ direktem Kontakt zu seinem Inneren. Wenn man in einem solchen
Zustand luzid wird, kann man seine Innenwelt also gut erforschen. Das sind
für mich die zwei Hauptgründe, mit luziden Träumen zu experimentieren.
Eine Liste interessanter Traum-Experimente findet sich in [4]. Der Sinn des
vorliegenden Textes besteht eher darin, das Know-how zu liefern, um ausgedehnte
luzide Phasen haben zu können.
1. Mächtigkeit des luziden Zustands
Die Handlungsmoeglichkeiten im luziden Zustand sind nahezu unbegrenzt.
Es gilt hier der Satz von John Lilly:
'Im Bereich des Geistes ist das wahr oder wird wahr, was man für
wahr hält, und zwar innerhalb von Grenzen, die empirisch und experimentell
feststellbar sind. Diese Grenzen sind zukünftige Überzeugungen, die
transzendiert werden müssen. Im Bereich des Geistes gibt es keine Grenzen.'
Diese Aussage kann man sich selbst im luziden Zustand bestätigen. Man kann
die luzide Welt nach seinem Willen/Gedanken formen, Gott in seiner Welt
spielen, wenn man will (ob das sinnvoll ist, sei dahingestellt). In
jedem Fall kann man in den Traumwelten die Kraft der Gedanken erkennen...
2. Auslösen luzider Träume
Es gibt diesbezüglich unzählige Techniken (siehe [4]), aber meiner Erfahrung
nach sind nur drei Dinge wirklich notwendig, um luzide Träume zu haben:
1. Gute Traumerinnerung.
Obwohl das vordergründig nicht direkt mit luziden
Träumen zu tun hat, ist es eine notwendige Voraussetzung für luzide Träume,
wie jeder Praktiker bestätigen wird.
Zu diesem Zweck führt man am besten ein Traumtagebuch, wo man morgens recht
bald nach dem Aufwachen (die Erinnerung geht sonst sehr schnell verloren)
Stichworte aller Träume, an die man sich erinnert, einträgt. Nicht
verzweifeln, wenn man sich mal an nichts erinnert. Wenn man täglich seine
Eintragungen macht, steigert sich das Erinnerungsvermögen erstaunlich
schnell.
2. Ernstnehmen der Träume.
Das bedeutet, sich wirklich regelmaessig mit ihnen
auseinanderzusetzen und Träume als eigenständige Welt anzuerkennen. Durch
das Führen eines Tagebuches wird auch dieser Punkt erfüllt. Wenn man
Punkt 1 dann einmal einigermaßen geschafft hat, genügt es auch, nur noch
die luziden oder sonstige aussergewoehnliche Phasen zu notieren, *wenn* man
sich weiterhin ständig in irgendeiner Form mit den Traumwelten
auseinandersetzt.
3. Ausreichend Schlaf !
Das sagt jedenfalls meine Erfahrung. Fast alle meine
luziden Phasen traten morgens auf, nachdem ich schon mindestens 7 Stunden
geschlafen hatte. Je länger, um so besser und um so wahrscheinlicher eine
luzidePhase. Während den echten Erholungsphasen, wo der Körper den Schlaf
braucht, ist an luzide Träume kaum zu denken. Erst wenn das Bewusstsein
(oder wer auch immer) in die Übergangs-Phase zwischen Wachsein und Schlafen
eintritt, wird es interessant. Man kann sich auch mittags oder nachmittags
für 2 Stunden hinlegen, da ist es manchmal möglich, direkt in einen LT
einzutauchen. Die Traum-Qualität ist dann aber meistens etwas chaotischer
als bei LT's, die am Ende der Nachtruhe auftreten.
Sind diese drei Dinge erfüllt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich
luzide Phasen einstellen. Es gibt natürlich auch Techniken, um LT's jederzeit
aus dem Wachzustand heraus auszulösen, aber ich habe noch keine praktische
Erfahrung damit, deswegen darüber nichts...
Also gut, die drei Punkte sind erfüllt, wie löse ich jetzt konkret LT's aus?
Gewöhnlich gar nicht ! Sie kommen normalerweise einfach so, ohne konkreten
Grund. Mitten in einem gewöhnlichen Traum weiß man auf einmal, dass man
träumt und wird luzid. Ganz selten ist es ein merkwürdiges Ereignis im
Traum, das einen 'aufweckt'. Im Traum erscheinen solche 'merkwürdigen
Ereignisse' nämlich dummerweise als durchaus normal, da das Gehirn oder was
auch immer einfach anders arbeitet, ein anderes Denken herrscht vor. Deshalb
halte ich nicht viel davon, sich im Wachzustand jede Stunde zu fragen, ob man
träumt, in der Hoffnung, dass der Traumkoerper das dann auch macht und luzid
wird (das ist eine der Techniken, um LT's auszulösen).
Es gibt allerdings eine Situation, in der man LT's relativ leicht bewusst
Auslösen kann: wenn man morgens im Borderland-Zustand aufwacht, kann man oft
einen luziden Traum bewusst Auslösen, denn da ist das Körpergefühl noch weg
und ein Austritt fällt relativ leicht. Bisher habe ich zwei Möglichkeiten
erfolgreich ausprobiert, um das vom Borderland aus zu schaffen (man sollte das
recht schnell nach dem Aufwachen versuchen, und den physischen Körper dabei
nicht bewegen, dann hat man groessere Erfolgsaussichten !) :
a) Rausdrehen des Traumkoerpers:
man dreht in Gedanken seinen Traumkoerper aus dem physischen Körper, der
total ruhig bleiben muss, raus, lässt ihn z.B. aus dem Bett springen. Das
hört sich sehr abstrakt an, aber in der konkreten Situation hat man oft
ein sehr deutliches Koerpergefuehl des Traumkoerpers, und oft ist durch
Hin-und-Herbewegen ein Austritt (also Abtrennung vom physischen Koerper)
moeglich. Seitliches Rausdrehen funktioniert bei mir am besten. Meistens
landet man dann irgendwo auf dem Boden seines Zimmers. Oft ist die Sicht
anfangs sehr schlecht, man sollte dann so schnell wie moeglich versuchen,
ins Freie zu gelangen (Tip: Rollaeden sind in diesem Zustand durchlaessig),
warum genau ist mir auch nicht klar, aber es hilft einfach. Das Duemmste
ist, aufs eigene Bett zu starren, denn normalerweise liegt niemand drin,
sprich man hat sich in eine andere Welt katapultiert. Das führt zu
ziemlicher Verwirrung, und man bekommt Probleme, sich in der neuen Welt zu
halten. Solange ich in der Naehe meines Ausgangspunkts (meines Zimmers)
war, habe ich auch oft einen starken Sog gespuert, der mich quasi ins Bett
zurueckziehen wollte. Also: so schnell wie moeglich raus aus dem Zimmer,
wenn man diese Technik anwendet. Bei der folgenden Technik ist das egal...
b) Imaginieren:
Augen zu und eine bekannte Szenerie (am besten draussen vor dem eigenen Haus)
so deutlich wie moeglich imaginieren. Das Reinspringen geschieht dann fast
von selbst. Man findet sich auf einmal samt Traumkoerper genau in der Szene
wieder und kann von dort starten. Einfach ausprobieren und den *Koerper*
die Technik lernen lassen, es gibt dabei nicht viel zu verstehen.
für beide Techniken ist es notwendig, schon ein gewisses Gefühl für die
Bewegungen des Traumkoerpers zu haben. Einfach mal im Borderland-Zustand
experimentieren, ist gar nicht so schwer. Man muss sich nur daran gewöhnen,
den Traumkoerper durch Gedankenkraft zu bewegen.
3. Stabilisieren der luziden Welt
Ist man in der Traumwelt luzid geworden, sollte man ein paar Regeln einhalten,
um nicht gleich wieder rauszufliegen (also aufzuwachen oder in einen
nicht-luziden Traum abgleiten).
1. Emotional weitgehend unbeteiligt bleiben !
Das geht los beim luzid werden:
Anfänger freuen sich gewöhnlich sehr darüber und werden sehr aufgeregt
(toll, ich bin luzid !) und fliegen deshalb recht schnell wieder raus. Im Lauf
der Zeit sollten luzide Träume zu etwas 'Normalem' werden, man sollte also
Während dem Zustand nicht davon beeindruckt sein. Hat man den ersten
Augenblick überstanden, kommen die nächsten Hürden: sämtliche
menschlichen Triebe haben im luziden Zustand eine groessere Macht über
als in der Alltagswelt, weil die sozialen Filter wegfallen. Es ist deshalb
nicht leicht, sinnvolle Aktionen durchzuführen, man wird schnell abgelenkt.
Der Traumkoerper muss erstmal etwas diszipliniert werden, er darf sich
nicht einfach wie ein Blatt imWind bewegen, sondern sollte unserem Willen
gehorchen. Das erfordert viel Übung. Hilfreich ist, wenn man sich schon
vorher überlegt hat, was genau man im nächsten luziden Zustand machen
will. Manchmal (bei weitem nicht immer) erinnert man sich dann daran und
kann halbwegs nach einem Plan vorgehen. Wer Probleme hat, sich im Traum an
die Ziele, die man sich im Wachzustand gesetzt hat, zu erinnerten, kann sich
ein Sigill auf seine Hand malen (mit dem Inhalt der geplanten Aktionen) und
es dann in sein Unbewusstes versenken. Der Traumkoerper wird das Sigill auf
seiner Hand sehen und es ohne Probleme verstehen, sprich in die gewünschten
Handlungen umsetzen.
Faustregel: starke emotionale Beteiligung kostet viel Traumenergie und
führt fast immer zu einem vorzeitigen schnellen Ende der luziden Phase.
Ganz deutlich merkt man das bei sexuellen Aktivitäten in einem LT. Solchen
Dingen also möglichst aus dem Weg gehen, auch wenn's schwerfaellt :-)
2. Nichts längere Zeit fixieren !
Die meisten Traumwelten haben die Angewohnheit, flüchtiger als die
Alltagswelt zu sein. Man hat oft das Gefühl, nicht richtig sehen zu
können, weil es verschwommen oder dunkel ist. Das bedeutet, die Wahrnehmung
ist nicht voll auf diese Welt eingestellt. Jetzt darf man einen Fehler nicht
machen: einen Gegenstand der Umgebung für längere Zeit fixieren, um ihn
scharf gestellt zu bekommen. Man fliegt nämlich dann gewöhnlich raus aus
dem Traum, die Welt löst sich auf. Um seine Umgebung zu erkunden, sollte
man besser die Technik des Anhaltepunktes verwenden: man sucht sich einen
Gegenstand der Umgebung als Ausgangspunkt aus, zu dem man regelmäßig
wieder zurückkehrt zwischen dem Betrachten anderer Gegenstände. Jeder
Gegenstand wird nur flüchtig angeschaut ! Damit kann man die Welt
einigermaßen stabilisieren. Die eigenen Hände sind zum Beispiel gut
geeignet als Ausgangspunkt, weil man die meistens bei sich hat :-)
Oft hilft es auch, einfach mal loszulaufen, dann ändert sich nämlich auch
die Umgebung, und die Gefahr des Fixierens ist geringer. Das ist meine
bevorzugte Methode, um mich in der luziden Welt zu halten.
Eine weitere Möglichkeit ist es, irgendwelche Gegenstände kurz (!) zu
berühren, das ergibt auch einen engeren Kontakt zur Traumwelt und somit
eine Stabilisierung.
4. Verlängern der luziden Phasen
Hier ist zu unterscheiden zwischen Techniken, die man Während eines LT's
einsetzt, um ein Rausfliegen zu verhindern, und Techniken, um im
Alltagszustand genügend Energie für luzide Träume sammeln zu können.
a)Techniken im luziden Zustand:
Man kann versuchen, bewusst Einfluss nehmen auf die Helligkeit im Traum. Grob
gesagt, je heller, desto länger dauern dann die luziden Phasen, habe ich
festgestellt (natürlich nur, wenn man die Regeln einhält, um nicht
vorzeitig rauszufliegen).
Wenn man merkt, dass sich die Traumwelt auflöst, kann man sich auch schnell
mit geschlossenen Augen um die eigene Achse drehen, mit etwas Glück landet
man in einer neuen luziden Welt. Hat sich bei mir allerdings nicht gut
bewährt, ich fliege meistens trotzdem raus.
Wenn man direkt nach einer luziden Phase aufwacht, sollte man sich bewusst
sein, dass man möglicherweise noch nicht in der Alltagswelt aufgewacht ist!
Dieser Effekt kann sogar mehrfach auftreten. Man sollte in einer solchen
Situation einen Realität-Test machen, was nicht ganz einfach ist, denn das
Aufwachen wirkt gewöhnlich *sehr* real, oft ist auch die Welt überhaupt
nicht verschwommen. Ein bisher immer gültiges Kriterium, das ich fand,
ist das Gefühl beim Aufstehen. Schwer zu beschreiben, aber das Körpergefühl
ist einfach anders. Ansonsten fällt mir nur noch die Kontinuität der Zeit
ein: je länger die kontinuierliche Ereigniskette ist, an die man sich seit
dem Aufstehen erinnern kann, desto wahrscheinlicher ist man in der
Alltagswelt. Man sieht, luzide Träume können ziemlich verwirrend und
gefährlich werden, wenn man nicht mehr zwischen Alltagswelt und LT's
unterscheiden kann !
Nachtrag: vor kurzem habe ich noch einen anderen Realität-Test ausprobiert,
der relativ sicher zu sein scheint: man hält sich die Nase zu und atmet ein
(bei geschlossenem Mund). Wenn es keine Schwierigkeiten beim Atmen gibt, ist
man im Traumkoerper. Vorteil dieser Technik: man braucht dazu keine große
Konzentration, sie ist schnell und simpel auszuführen, und funktioniert auch,
wenn man in völliger Dunkelheit 'aufwacht'.
b) Verhaltensweisen in der Alltagswelt:
man kann durch obige Techniken luzide Phasen nur bis zu einem gewissen Grad
verlängern, denn irgendwann ist die Traumenergie einfach erschöpft. Die
Frage ist, durch welche Verhaltensweisen in der Alltagswelt kann man
Traumenergie ansammeln und welche Handlungen brauchen Traumenergie auf ?
Dieses Gebiet ist noch ziemlich unerforscht, und jeder von euch ist
aufgefordert, eigene Experimente zu unternehmen. Ein guter Einstiegspunkt
sind sicher Carlos Castanedas Bücher (besonders [2]). Die Anweisungen, die er
von Don Juan erhält, zielen größtenteils darauf ab, Energie zum Träumen
freizusetzen, die gewöhnlich an andere Dinge gebunden ist (zu das Klammern
an materielle oder soziale Werte). Die diesbezüglich wichtigste Technik, die
er beschreibt, ist die Rekapitulation des Lebens [3]. Ziel dabei ist es,
sämtliche Energie, die man in früheren Erlebnissen zurückgelassen hat,
wieder einzusammeln. Dadurch werden die Erlebnisse sozusagen emotions-neutral
gemacht. In letzter Konsequenz führt diese Technik zur Auflösung der
Vergangenheit, die Erinnerungen werden sozusagen freigegeben, und das Ego
wird kleiner bzw. verschwindet ganz. Das kann auch ziemlich furchterregend
sein...
5.Gefahren luzider Träume
Je klarer die luziden Träume werden und je länger die Phasen dauern, desto
schwerer kann es werden, zwischen Traum und Alltagswelt zu unterscheiden. Man
sollte schon einigermaßen fest in der Alltagswelt stehen, sonst könnte man
den Boden unter den Füssen verlieren (was früher oder später aber
wahrscheinlich sowieso passiert :-)
Man kann sich in die Erforschung der Traumwelten ziemlich reinsteigern, also
Vorsicht. Wer sich öfters in diesen Welten aufhält, sollte sich auf alle
Fälle mal [3] zu Gemüte Führen.
6. Ein Modell der Wirklichkeit
Es gibt ein interessantes Realität-Modell, welches zur Einordnung der
Traumwelten besonders gut geeignet ist: das Modell von Castaneda bzw. seinem
Lehrer Don Juan.
1. Das Universum ist eine unendliche Ansammlung von Energiefeldern, die dünnen
Lichtfasern gleichen
2. Auch die Menschen bestehen aus einer unendlichen Zahl von faserförmigen
Energiefeldern. Diese Emanationen bilden ein abgeschlossenes
Agglomerat, das sich als Lichtkugel von der jeweiligen Körpergröße einer
Person darbietet: wie ein großes leuchtendes Ei, mit seitwärts gestreckten
Armen
3. Nur ein sehr kleines Spektrum von Energiefeldern im Innern dieser leuchtenden
Kugel wird erhellt, und zwar von einem intensiv leuchtenden Punkt, der sich an der Oberfläche der Kugel befindet
Lichtfasern gleichen
2. Auch die Menschen bestehen aus einer unendlichen Zahl von faserförmigen
Energiefeldern. Diese Emanationen bilden ein abgeschlossenes
Agglomerat, das sich als Lichtkugel von der jeweiligen Körpergröße einer
Person darbietet: wie ein großes leuchtendes Ei, mit seitwärts gestreckten
Armen
3. Nur ein sehr kleines Spektrum von Energiefeldern im Innern dieser leuchtenden
Kugel wird erhellt, und zwar von einem intensiv leuchtenden Punkt, der sich an der Oberfläche der Kugel befindet
4. Wahrnehmung findet statt, sobald die Energiefelder dieses kleinen,
unmittelbar an den leuchtenden Punkt angrenzenden Spektrums ihr Licht aussenden,
um identische Energiefelder außerhalb der Kugel zu erhellen. Weil nur jene
Energiefelder wahrnehmbar sind, die durch den leuchtenden Punkt erhellt werden,
bezeichnet man diesen Punkt als 'Punkt, wo die Wahrnehmung montiert wird', oder
kurz als *Montagepunkt*
5. Der Montagepunkt kann aus seiner gewohnten Position an der Oberfläche der
leuchtenden Kugel in eine andere Position an der Oberfläche oder im Innern der
Kugel verschoben werden. Weil das Leuchten des Montagepunktes alle
Energiefelder, die es berührt, erhellen kann, wird der Montagepunkt, sobald er
sich in eine neue Position bewegt, sofort neue Energiefelder erhellen und mithin
wahrnehmbar machen. Diese Wahrnehmung bezeichnet mal als *Sehen*
6. Sobald der Montagepunkt sich verschiebt, ermöglicht er die Wahrnehmung einer
ganz anderen Welt, die ebenso faktisch und objektiv ist wie die Welt, die wir
normalerweise wahrnehmen. Der Zauberer kann in jene andere Welt gehen, um sich
dort Energie und Lösungen für allgemeine und besondere Fragen zu holen -
oder um das Unvorstellbare zu schauen
7. Die Zauberer streben nach dem Ziel, einen Zustand absoluter Bewusstheit zu
erreichen, um alle Möglichkeiten der Wahrnehmung zu erfahren, die uns Menschen
offenstehen. Zu diesem Bewusstseinszustand gehört sogar eine andere Art zu
sterben.
Auch gewisse praktische Kenntnisse gehörten zu der Lehre über die Beherrschung
des Bewusstseins. So lehrte Don Juan mich die notwendigen Methoden, um den
Montagepunkt zu bewegen. Zu diesem Zweck hatten die Zauberer alter Zeiten zwei
große methodische Systeme ersonnen: das *Träumen*, nämlich die Kontrolle und
praktische Nutzung der Träume; sowie das *Pirschen*, nämlich die Kontrolle des
Verhaltens [in der Alltagswelt]
[das war jetzt mal ganz grob die Erklärung der Wahrnehmung. Jetzt zu den
Träumen, prägt Euch dazu Punkt 4 bis 6 genau ein]
Don Juan und das Träumen
Eine große Entdeckung der alten Zauberer war, dass der Montagepunkt [Mp] sich
im Schlaf sehr leicht verschiebt. Dies führte sie zu einer weiteren
Erkenntnis:
dass die Träume durchaus etwas mit dieser Verschiebung zu tun haben. Die alten Zauberer *sahen*: je grösser die Verschiebung,
desto ungewöhnlicher der Traum- und umgekehrt.
Deshalb ersannen sie raffinierte Techniken, um eine
Verschiebung des Montagepunktes zu erzwingen. So nahmen sie etwa Pflanzen ein,
die veränderte Bewusstseinszustände hervorrufen können; sie setzten sich
Zuständen wie Hunger, Erschöpfung oder Stress aus; und sie suchten vor allem
ihre Träume zu kontrollieren. Auf diese Weise, und vielleicht ganz
unwissentlich, begründeten sie die Kunst des Träumens. [..]
Die Zauberer betrachten das *Träumen* als eine hochentwickelte Kunst. Nämlich
die Kunst, den Mp absichtlich aus seiner üblichen Position zu verschieben, um
den Bereich dessen zu steigern und zu erweitern, was der Mensch wahrnehmen kann.
Die alten Zauberer gründeten diese Kunst auf fünf Bedingungen, die sie im
Energiefluss menschlicher Wesen *sahen*.
Sie *sahen* erstens, dass nur jene Energiefasern, die direkt durch den Mp
hindurchgehen, zu kohärenten Wahrnehmungen zusammengesetzt werden können.
Sie *sahen* zweitens, dass - wenn der Mp in eine andere Position verschoben
wird, und sei die Verschiebung noch so gering - andere und ungekannte
Energiefasern durch ihn hindurchgehen, die das Bewusstsein aktivieren; dadurch
kommt es zu einer Zusammensetzung dieser ungekannten Energiefelder zu einer
klaren, kohärenten Wahrnehmung.
Sie *sahen* drittens, dass der Mp - bei gewöhnlichen Träumen - sich leicht von
selbst in eine andere Position an der Oberfläche oder im Innern der leuchtenden
Eigestalt verschiebt.
Sie *sahen* viertens, dass der Mp veranlasst werden kann, sich in Positionen
außerhalb der leuchtenden Eigestalt zu bewegen: in die Energiefasern des
gesamten Universums.
Und die *sahen* fünftens, dass es durch Disziplin moeglich ist, im Schlaf, bei
gewöhnlichen Träumen, eine systematische Verschiebung des Montagepunktes zu
erreichen und einzuüben [!!!]