15.09.2011, 11:45
Wir leben in einer Welt, die von Konzernen und Giganten im Finanzsektor dominiert wird. Es gibt verschiedene Listen, eine davon nennt sich „Global 2000“, in denen die größten Privatunternehmen genannt werden – mit Unsätzen, Gewinnen und dem Wert des Anlagevermögens. Auch bei den gelisteten Konzernen ist es kaum möglich, die wahren Besitzer zu eruieren. Doch das weltweit mit Abstand mächtigste Privatunternehmen findet in diesen Verzeichnissen nicht die geringste Erwähnung. Obwohl es in den Vereinigten Staaten beheimatet ist, sind selbst für US-Senatoren die Besitzverhältnisse nicht einsehbar. Für den amerikanischen Staat gibt es keine rechtliche Grundlage, die Bücher einzusehen. Nachdem dieses Unternehmen der Welt Leitwährung kontrolliert, wäre es für uns alle von Interesse zu wissen, wer dahinter steckt, wem sie eigentlich gehört: Die Federal Reserve Bank der Vereinigten Staaten.
Der Name ist irreführend. „Federal“ bedeutet „bundesstaatlich“, hat mit dem Staat aber genauso wenig zu tun wie der Kurierdienst „Federal Express“. Selbst der überwiegenden Mehrzahl der US-Bürger ist es keinesfalls bewusst, dass es sich bei ihrer Notenbank um ein rein privates Unternehmen handelt, dem durch den Federal Reserve Act von 1913 das unwiderrufliche Recht übertragen wurde, die US-amerikanische Währung in Umlauf zu setzen. Zwar besteht gegenüber dem US-Kongress eine beschränkte Rechenschaftspflicht, doch stehen amerikanischen Behörden keine Möglichkeiten offen, die Bücher der amerikanischen Notenbank einzusehen. Um Informationen über Aktionen der Fed in Teilbereichen zu erlangen, wurde im Vorjahr ein eigenes Gesetz, der Dodd-Frank-Act, verabschiedet. Doch, wie erwähnt, Einsicht erlaubt dies nur in ausgewählte Bereiche. Ohne nennenswerte Beachtung durch die Medien, wurde dadurch übrigens einer der größten Finanzskandale der jüngeren Geschichte aufgedeckt: Zwischen Dezember 2007 und Juli 2010 stellte die Fed einer Auswahl amerikanischer und internationaler Banken mehr als 16 Billionen Dollar an Krediten zur Verfügung. 354 Milliarden davon gingen an die Deutsche Bank.
Bei der Bank von England handelt es sich übrigens um die älteste Notenbank in privater Hand. Gegründet wurde sie im Jahr 1694, kurz nachdem Wilhelm von Oranien zum englischen König gekrönt wurde. Laut einem Eintrag bei Wikipedia, wurde die Bank im Jahr 1946 verstaatlicht. Wem sie bis dahin gehörte, ist nicht bekannt.
Auf Betreiben von Alexander Hamilton, wurde im Jahr 1790 von der damals jungen amerikanischen Regierung einer Gruppe von privaten Bankern das Recht zur Gründung einer Zentralbank übertragen. Sie trug den Namen: First Bank of the United States. Die Lizenz hatte eine Laufzeit von zwanzig Jahren und wurde 1810 nicht verlängert. Die Namen der Besitzer dieser Bank werden bis heute geheim gehalten.
Nach einem kostspieligen Krieg gegen England, wurde im Jahr 1816 erneut eine Lizenz für eine private Notenbank vergeben. Sie ging als Second Bank of the United States in die Geschichte ein. Wieder wurde die Lizenz nach zwanzig Jahren nicht verlängert. Wieder blieben die Inhaber ungenannt.
Was die Besitzverhältnisse betrifft, sieht es mit der Federal Reserve Bank nicht anders aus. Ein ausgesprochener Gegner des Federal Reserve Systems, Senator und Präsidentschaftskandidat Ron Paul, erklärte in mehreren Interviews, dass es ihm nicht möglich war herauszufinden, wer die Besitzer dieser Bank nun tatsächlich sind. Wenn diese Information sogar für Senatoren unzugänglich ist, so können wir wohl davon ausgehen, dass es sich beim Aufdecken der Besitzverhältnisse um eine Unmöglichkeit handelt.
Ich fürchte, den meisten Menschen ist es keineswegs bewusst, was die Geheimhaltung der Namen der Inhaber der weltweit führenden Notenbank, dem weltweit finanzkräftigsten Privatunternehmen, letztendlich bedeutet. Ben Bernanke ist zwar der Vorsitzende und steht dem US-Kongress auch regelmäßig für Fragen zur Verfügung, doch sollten wir nicht davon ausgehen, dass er in erster Linie den Inhabern dieser Bank zu Rechenschaft verpflichtet ist? Die Vereinigten Staaten sind mit mehreren Billionen Dollar bei der Federal Reserve Bank verschuldet und die Bürger haften mit ihrer Arbeitskraft, die besteuert wird. Weder die Politiker noch die Steuerzahler dürfen wissen, bei wem sie verschuldet sind. Und wenn die Namen dieser Banker nicht bekannt sind, wie verlässlich sind die Behauptungen des Forbes Magazins, dass es sich bei Carlos Slim um den reichsten Mann der Welt handelt, gefolgt von Bill Gates und Warren Buffett? Was nützt Demokratie, wenn es für die Wähler nicht einsehbar ist, wer die mächtigsten Männer in ihrem Land sind? Wer wagt es hier noch, von lächerlichen Verschwörungstheorien zu sprechen, wenn hinter dem Geldsystem des militärisch mächtigsten Staats der Welt Männer stecken, deren Namen Geheimhaltung unterliegen? Wenn es sich bei der Privatisierung der Kontrolle über die Währungspolitik und der lückenlosen Geheimhaltung der Namen der Verantwortlichen um keine Verschwörung handelt, was für ein Begriff ließe sich sonst dafür verwenden?
Nicht zuletzt, weil es sich beim US-Dollar noch immer um die weltweite Leitwährung handelt, reicht der Einfluss dieser Banker natürlich weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus. Und der Rest der Welt lässt sich immer wieder von unsinnigen Berichten über Skandale aus dem amerikanischen Showbusiness mitreißen, anstatt zu hinterfragen, in wessen Händen die Geldausgabe liegt.
Dass die von Forbes regelmäßig veröffentlichte Liste der weltweit größten Unternehmen die Fed nicht einschließt, liegt in erster Linie daran, dass dort nur börsennotierende Konzerne gelistet werden. Die Besitzer der Fed ziehen es vor, alle Anteile für sich selbst zu behalten.
Die Deutsche Bundesbank befindet sich, was die Besitzverhältnisse betrifft, in einem merkwürdigen Sonderstatus. Grundsätzlich scheint es sich um eine öffentliche Einrichtung zu handeln. Der § 27 im Gesetz über die Deutsche Bundesbank besagt auch, dass der Reingewinn, nach Schaffung von Rücklagen, an den Bund abzuführen ist. Allerdings, im § 12 steht folgendes geschrieben:
Die Deutsche Bundesbank ist bei der Ausübung der Befugnisse, die ihr nach diesem Gesetz zustehen, von Weisungen der Bundesregierung unabhängig. Soweit dies unter Wahrung ihrer Aufgabe als Bestandteil des Europäischen Systems der Zentralbanken möglich ist, unterstützt sie die allgemeine Wirtschaftspolitik der Bundesregierung.
Es handelt sich somit um eine öffentliche Einrichtung, die jedoch nicht der Bundesregierung untersteht. Um dies zu verstehen, bedarf es vermutlich eines Juristengehirns.
Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa handelt es sich natürlich bei der Ausgabe von Buchgeld um das lukrativste Geschäft aller Zeiten. Zentralbanken stellen den Geschäftsbanken lediglich Mittel zur Sicherung der geforderten Mindestreserven zur Verfügung. Allein in den USA, dem mit knapp 55 Billionen Dollar höchstverschuldeten Land der Welt, führt dies zu einer Zinsleistung allein in diesem Jahr von rund 3,7 Billionen Dollar (oder $ 11.743 pro Bürger, wie die US-Schuldenuhr ausweist). In welchen Kanälen diese unglaublichen Zinseinnahmen letztendlich verschwinden, dabei handelt es sich ebenfalls um eines der großen Mysterien der modernen Wirtschaftswelt. Hauptsache, der Bürger zahlt weiter. Und an wen er bezahlt, scheint ihn dabei nicht einmal sonderlich zu interessieren.