01.09.2012, 19:54
"Wer ist es, der denkt?
Lichtenberg hielt dafür, lieber zu sagen: "Es denkt", so wie man sagt, "es blitzt". Alles existiert ja nur, insofern es Teil hat am unendlichen Bewußtsein; die Art, in der es teil hat, läßt es dann eben als Sonne, Planet, Vogel, Fels, Büffel oder Mensch erscheinen, ist schließlich nur eine der Umgruppierungen des großen "es denkt".
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Was immer an Krankheit, Schmerz, Unrast und Sorge in uns arbeitet, es ist die Bemühung des Geistes, irgend etwas Verlogenes oder Fehlerhaftes heranzutreiben, nachdem es mikrobengleich sich dort festgesetzt hatte.
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Schon in dem Maße, wie wir nach wahrer Einsicht streben, wird diese auch imstande sein, in uns zu strömen, und ihr proportional weichen die Irrtümer. Diese gehen, und neue Gedankenelemente bilden neues, feineres Fleisch-reineres Blut. In dieser Weise regeneriert sich der Körper. Schmerz, leiblich oder geistig, ist das Warnungssignal, daß etwas Falsches versucht, sich unserem ewigen Wesen einzuverleiben;
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Unechtheit ist imitierte Wahrheit und daher noch schädlicher als schlechthin Erlogenes.
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Der Grund, warum man nicht lügen soll, ist also gar nicht so abstoßend "ethisch", sondern einfach, um Krankheit und Elend zu vermeiden; weil Lüge und Tod eben identisch sind. In Lügen denken, heißt in einer falschen Richtung denken: Krummes, Unfruchtbares in unseren Körper hineinleben, das dem Aufbau seiner ewigen Elemente entgegensteht. Aus je mehr Unechtem wir bestehen, desto schwerer vermögen wir überhaupt noch eine Wahrheit zu erkennen, wenn sie uns begegnet... grotesk... kindisch... lächerlich - oder am liebsten unwissenschaftlich werden wir sie nennen... letzteres schüchtert ja auch am besten die verstörte Herde der anderen Hereingefallenen ein; denn gar nichts zu glauben, verdeckt jede Unwissenheit und ist noch billiger, als alles zu glauben. Der Mut zur Wahl ist es, der den besseren Menschen charakterisiert: "Nicht Mangel an Verstand... nicht Mangel an Vernunft... Mangel an Urteilskraft ist, was man gemeinigleich Dummheit nennt" (Kant)
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Relativ echt und unverdorben ist der Mensch, der überhaupt noch weiß, wann er lügt. Bei ihm ist die Lüge gleichsam von Erkenntnis eingekapselt wie eine Trichine im Fleisch. Den meisten ist aber der ganze Organismus schon so völlig durchlogen, daß sie solch reinliche Scheidung gar nicht mehr vorzunehmen imstande sind. Das Wesen der Lüge ist eben die Täuschung, nicht nur das bewußt falsche Wort... auch Selbsttäuschungen; eine Lüge, die wir im guten Glauben in uns hineinbauen, versperrt ebenso wie jede andere den in Wahrheit aufbauenden Elementen je und je den wertvollen Lebensraum. Viele Lügen, die sich kaum mehr auf den Beinen erhalten können, werden oft wieder zu Kräften gebracht mit dem frischen Blut einer Wahrheit; wie man völlig überzüchtete und nicht mehr lebensfähige Kaninchenrassen mit dem reinen Typus kreuzt, weil sie sonst rettungslos eingehen müßten.
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Die Lügen, von uns selbst alltäglich dem Kosmos in Wort, Atem, Gebärde und Leben geliefert, sind aber wieder gar der Rede nicht wert gegen alle jene, an die wir unbewußt glauben, um sie glaubend auszuwirken in uns und dadurch wieder in andere um uns. Es ist eine psychische Seuche. Graue Haare, Runzeln, jedes Verfallszeichen der Körperzellen sind solch materialisierte Irrtümer; Zeichen, daß falsche Vorstellungen vorübergehend sich im Bewußtsein festgesetzt haben."
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Lichtenberg hielt dafür, lieber zu sagen: "Es denkt", so wie man sagt, "es blitzt". Alles existiert ja nur, insofern es Teil hat am unendlichen Bewußtsein; die Art, in der es teil hat, läßt es dann eben als Sonne, Planet, Vogel, Fels, Büffel oder Mensch erscheinen, ist schließlich nur eine der Umgruppierungen des großen "es denkt".
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Was immer an Krankheit, Schmerz, Unrast und Sorge in uns arbeitet, es ist die Bemühung des Geistes, irgend etwas Verlogenes oder Fehlerhaftes heranzutreiben, nachdem es mikrobengleich sich dort festgesetzt hatte.
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Schon in dem Maße, wie wir nach wahrer Einsicht streben, wird diese auch imstande sein, in uns zu strömen, und ihr proportional weichen die Irrtümer. Diese gehen, und neue Gedankenelemente bilden neues, feineres Fleisch-reineres Blut. In dieser Weise regeneriert sich der Körper. Schmerz, leiblich oder geistig, ist das Warnungssignal, daß etwas Falsches versucht, sich unserem ewigen Wesen einzuverleiben;
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Unechtheit ist imitierte Wahrheit und daher noch schädlicher als schlechthin Erlogenes.
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Der Grund, warum man nicht lügen soll, ist also gar nicht so abstoßend "ethisch", sondern einfach, um Krankheit und Elend zu vermeiden; weil Lüge und Tod eben identisch sind. In Lügen denken, heißt in einer falschen Richtung denken: Krummes, Unfruchtbares in unseren Körper hineinleben, das dem Aufbau seiner ewigen Elemente entgegensteht. Aus je mehr Unechtem wir bestehen, desto schwerer vermögen wir überhaupt noch eine Wahrheit zu erkennen, wenn sie uns begegnet... grotesk... kindisch... lächerlich - oder am liebsten unwissenschaftlich werden wir sie nennen... letzteres schüchtert ja auch am besten die verstörte Herde der anderen Hereingefallenen ein; denn gar nichts zu glauben, verdeckt jede Unwissenheit und ist noch billiger, als alles zu glauben. Der Mut zur Wahl ist es, der den besseren Menschen charakterisiert: "Nicht Mangel an Verstand... nicht Mangel an Vernunft... Mangel an Urteilskraft ist, was man gemeinigleich Dummheit nennt" (Kant)
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Relativ echt und unverdorben ist der Mensch, der überhaupt noch weiß, wann er lügt. Bei ihm ist die Lüge gleichsam von Erkenntnis eingekapselt wie eine Trichine im Fleisch. Den meisten ist aber der ganze Organismus schon so völlig durchlogen, daß sie solch reinliche Scheidung gar nicht mehr vorzunehmen imstande sind. Das Wesen der Lüge ist eben die Täuschung, nicht nur das bewußt falsche Wort... auch Selbsttäuschungen; eine Lüge, die wir im guten Glauben in uns hineinbauen, versperrt ebenso wie jede andere den in Wahrheit aufbauenden Elementen je und je den wertvollen Lebensraum. Viele Lügen, die sich kaum mehr auf den Beinen erhalten können, werden oft wieder zu Kräften gebracht mit dem frischen Blut einer Wahrheit; wie man völlig überzüchtete und nicht mehr lebensfähige Kaninchenrassen mit dem reinen Typus kreuzt, weil sie sonst rettungslos eingehen müßten.
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Die Lügen, von uns selbst alltäglich dem Kosmos in Wort, Atem, Gebärde und Leben geliefert, sind aber wieder gar der Rede nicht wert gegen alle jene, an die wir unbewußt glauben, um sie glaubend auszuwirken in uns und dadurch wieder in andere um uns. Es ist eine psychische Seuche. Graue Haare, Runzeln, jedes Verfallszeichen der Körperzellen sind solch materialisierte Irrtümer; Zeichen, daß falsche Vorstellungen vorübergehend sich im Bewußtsein festgesetzt haben."
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