Transformation....Gehabt Euch wohl!

[Evliya]

@ Evliya
warst du bei der jesus-geschichte dabei--oder woher willst du das denn wissen ?

Ja, ich war dabei. Mehr noch, ich war es, der an das Kreuz genagelt wurde. Ich war es, der mich gekreuzigt hat.

Ich sage es dir, ich bin die Wahrheit und der Weg. Niemand kommt zum Vater, niemand gelangt in das Nirvana außer durch mich. Lüfte den Schleier und du erkennst, dass ich damit nicht meine vergängliche Persönlichkeit meine. Du erkennst, dass ich damit dich meine. Ja, dich, aber paradoxerweise doch nicht dich. Auch nicht mich.

Ich warte auf keinen Aufstieg, ich warte nicht auf das Paradies, ich bin bereits aufgestiegen, ich bin bereits im Paradies.

Ich sehe um mich herum lauter tote Menschen. Menschen, die ständig reden, im Alltag verloren sind, aber nicht leben. Menschen, die nicht erkennen, wer sie sind.

Ich sehe um mich herum Menschen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind, wodoch es nichts zu finden gibt. Ich sehe Menschen, die auf etwas warten, wodoch es nichts zu warten gibt.

An dieser Stelle möchte ich euch die Begegnung zwischen Schams-i Tabriz und Rumi erläutern. Viele kennen Rumi, aber Schams ist ihnen gänzlich unbekannt. Schams war derjenige, der Rumi grundlegend verändert und ihn zu einem wahrhaft Liebenden gemacht hat. Er hat aus Rumi von einer suchenden Persönlichkeit zu einer erleuchteten Persönlichkeit gemacht.

Schams-i Tabriz saß an einem Teich in der Nähe von Rumi's Palast. Rumi näherte sich Schams und trug seine Bücher bei sich. Bis dato hat Rumi ständig in Bücher gelesen, hat sein Wissen hinsichtlich der Spiritualität stets erweitert.

Schams fragte Rumi, was das für Bücher seien. Rumi antwortete, dass das die wichtigsten Bücher für ihn persönlich sind. Ein Werk von seinem verstorbenen Vater, ein Werk das ihm schon seit seiner Kindheit begleitet und noch weitere Werke. Schams sagte Rumi, er solle ihm die Bücher mal geben. Er nahm die Bücher, schaute sie kurz an und schmiss sie alle in den Teich. Rumi sah, wie die Tinte sich im Wasser auflöste, war sehr entsetzt, kniete sich hin und weinte laut.

Ein bösartiger und unsensibler Mann dieser Schams, nicht wahr? Wie kann er Rumi so etwas antun?

Rumi's Wachen wollten Schams festnehmen, doch dieser sagte ihnen, sie sollen sich aus der Sache raushalten. Schams drehte sich zu Rumi und fragte ihn: "Du hast all die Jahre ununterbrochen Bücher gelesen, gelesen und gelesen. Hast du gefunden, was du gesucht hast? Haben sie dich weitergebracht? Bist du zum Liebenden geworden? Sie haben nur dein Wissen erweitert, doch du hast das Wesentliche nicht verstanden. Die Liebe findest du weder im Geschriebenen, noch im Wissen. Die Liebe findest du nur in dir selbst! Verwerfe all dein Wissen und komm mit mir in die Dimension des Nichtwissens. Lass uns die Liebe durch das unmittelbare Leben ergründen."

Diese scheinbar gefühlslose Persönlichkeit hat Rumi transformiert. Schams selber besaß viele spirituelle Fähigkeiten. So nahm er das Buch von Rumis Vater aus dem Teich heraus und zum Erstaunen von Rumi war das Buch völlig trocken. Schams sagte ihm, dass er das Buch nicht wegen dem Inhalt herausgeholt hätte, sondern weil es ein Andenken an Rumis Vater war. Er schien herzlos zu sein, war aber alles andere als das. Rumi hat das Buch nie wieder gelesen. Statt über die Wahrheit nachzudenken, hat er angefangen, die Wahrheit zu leben. So sind seine wichtigsten Werke entstanden.

Warum schreibe ich das hier? Weil sich viele mehr oder weniger in Rumis Situation befinden. Schams-i Tabriz war eine Persönlichkeit, den hier viele nicht mögen würden. Er ist immer sehr direkt gewesen und hat sich nicht davor gescheut, unangenehme Dinge anzusprechen. Gegenüber Heuchler, also denen, die meinen die Wahrheit zu leben und es nicht tun, war er sehr streng, gegenüber den Sanftmütigen war er sehr demütig.

Schams hatte wie gesagt kein Verständnis für die, die sich mit Spiritualität aus Belustigung beschäftigen. In seinen Augen sind solche Menschen unaufrichtiger als die, die sich überhaupt nicht mit Spiritualität beschäftigen. Sie haben den Schlüssel in der Hand, machen aber die Türe in das Transzendente nicht auf.

Auch aus meinem Verständnis heraus ist seine Härte etwas übertrieben, doch sein Werk, nämlich Rumi, spricht für sich. Seine Härte hat Rumi aus muslimische Dogmen befreit und zu einem glänzenden Diamanten geschliffen.

Sue, ich weiß dass du mit deiner Frage meine Persönlichkeit gemeint hast, aber ich habe absichtlich in dieser Form geantwortet. Denn aus der Persönlichkeit heraus ist die Antwort von vorne herein klar. Meine Persönlichkeit war natürlich nicht dabei. Vielleicht hat Jesus überhaupt nicht existiert, es geht aber gar nicht um seine Existenz, sondern um die Botschaft, die die Persönlichkeit Jesus in sich trägt.

Ich möchte allen dazu einladen, sich einen Augenblick zurückzuziehen und über die Gegenwart Gottes - oder wie ihr es auch nennen möchtet - bewusst zu werden. Erkennt wenigstens für diesen Augenblick wer ihr wirklich seid und vergibt euch selbst, sodass ihr andere Menschen vergeben könnt. Es spielt keine Rolle, ob euer Gegenüber euch vergibt. Ihr habt das getan, was in euer Verantwortung liegt. Ob euer Gegenüber euch vergibt, liegt nicht in eurer Macht. Es ist die Verantwortung jedes einzelnen, sich selbst von den eigenen Lasten zu befreien.

Ich vergebe mir, weil ich auf einer bestimmten Art und Weise geschrieben habe. Ich vergebe euch, weil ihr demenstprechend reagiert habt. Ich hoffe, ihr könnt mir auch vergeben. Ich hoffe, ihr geht auch den Weg der Vergebung.