22.12.2012, 15:10
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Weihnachtsnewsletter von Gerald Hüther
Der 21. Dezember ist vorbei und die Welt ist nun doch nicht untergegangen. Es sieht so aus, als gehe alles so weiter wie bisher ... Noch nicht einmal auf den Kalender der Maja kann man sich heutzutage noch verlassen. Auf die Versprechungen unserer politischen Anführer ja sowieso nicht, und auch sonst ist weit und breit kein Retter in Sicht, der uns aus dem Schlamassel herausführt, in das wir uns selbst hineinmanövriert haben oder der dem ganzen Theater kurzerhand ein Ende macht. So funktioniert Selbstorganisation: Irgendwann bleibt dem Einzelnen nichts anderes mehr übrig, als das Ruder selbst in die Hand zu nehmen und sich endlich auf das zu verlassen, was nicht von Außen kommt, sondern was sich von Innen, aus ihm selbst heraus zu Wort meldet: auf den Ruf seiner eigenen inneren Stimme. Denn in uns allen gibt es ein tief verankertes Wissen darüber, wie es eigentlich sein müsste, was richtig wäre. Sonst würden wir ja gar nicht merken, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte.
Wie es gemeint sein könnte
Vielleicht ist es ja sogar das, was die Maja gemeint hatten: dass die Welt, so wie wir sie bisher kannten und in der wir uns bisher zurechtzufinden versucht haben, untergeht, sobald wir uns nicht mehr länger an dem orientieren, was uns diese Welt abverlangt, sondern an dem, was uns unsere eigene innere Stimme sagt. Wenn einfach aufhören, weiterhin das zu tun, was wir glauben tun zu müssen und stattdessen das umzusetzen versuchen, wovon wir wissen, dass es uns und andere Menschen glücklicher macht. Dann wäre bald nichts mehr so, wie es bisher war. Die Maja konnten das damals noch nicht, aber sie ahnten offenbar schon, dass die Entwicklung der Menschen auf einen Wendepunkt, auf eine Transformation unseres bisherigen Selbstverständnisses und der Art unseres bisherigen Zusammenlebens zuläuft.
Weshalb die Maja der Meinung waren, dass es ausgerechnet am 21.12.2012 soweit sein würde, bleibt ihr Geheimnis. Aber wer sich gegenwärtig in unserer Welt umschaut, wird sich Eindrucks nicht erwehren können, dass es so wie bisher wohl wirklich nicht mehr lange weitergeht und dass der Umbau alter Denkmuster und Beziehungsstrukturen in vielen Gehirnen und in vielen Bereichen unseres Zusammenlebens in Wirklichkeit ja auch schon längst begonnen hat. Allerdings spielen sich die entscheidenden Veränderungen nicht dort ab, wo man sie sehen, messen, analysieren und über die Medien verbreiten kann. Entscheidend ist vielmehr das, was in den Köpfen der einzelnen Menschen passiert. Und es werden ja immer mehr, die gegenwärtig dabei sind, ihre innere Stimme wiederzuentdecken und ihr zu folgen. Und die sagt ihnen genau das, was nun auch durch die Erkenntnisse von Biologen und Hirnforschern bestätigt wird: Dass es uns als Einzelwesen gar nicht gibt, dass wir alle erst durch andere zu dem geworden sind, was wir heute sind. Dass wir mit allem Lebendigen untrennbarer verbunden sind, als wir das vor uns selbst zuzugeben bereit sind. Dass kein Mensch böse, destruktiv, faul oder lustlos zur Welt kommt, sondern dass in jedem von uns besondere Begabungen und Talente als Potenziale angelegt sind, die niemand allein oder gar auf Kosten von anderen entfalten kann. Dass jeder Mensch einzigartig und unersetzbar ist und dass jeder von uns das Bedürfnis hat, so wie er ist, gesehen und angenommen zu werden, dazugehören zu dürfen, dass ihm Gelegenheit geboten wird, seine Begabungen und Talente zu entfalten und sein Leben selbstverantwortlich zu gestalten.
All das sagt uns unsere Stimme, wenn wir auf sie zu hören beginnen. Und sie sagt uns auch, dass es besser wäre, ihr zu folgen, wo immer es geht und so gut es uns möglich ist, wenn wir in unserem Leben glücklich werden und andere nicht unglücklich machen wollen. Und wir wissen auch, dass ein solches Leben möglich ist, dass wir uns und unser Zusammenleben mit anderen verändern können, wenn wir das wollen.
Was wir tun könnten
Wir könnten aufhören, andere Menschen abzuwerten, könnten jemand werden, der anderen lieber zuhört als ihnen sagt, wo es langzugehen hat. Wir könnten unseren Kindern mehr Gelegenheit bieten, sich mit Hingabe mit etwas zu beschäftigen, was sie interessiert, statt ihnen dauernd etwas beibringen zu wollen. Wir könnten aufpassen, dass ihnen ihre Leidenschaft nicht in der Schule abhanden kommt, weil wir wissen, dass sie die für ihr späteres Leben mehr brauchen als gute Zensuren. Wir könnten wieder anfangen, uns selbst zu entdecken und andere dazu einladen, ermutigen und inspirieren, sich noch einmal für eine neue Erfahrung mit sich selbst, mit anderen Menschen, mit der Natur zu öffnen. Wir könnten auch aufhören, Tiere zu essen und Nahrungsmittel einzukaufen, die von einer profitgierigen Futterindustrie hergestellt und durch die halbe Welt transportiert worden sind. Und wir könnten herauszufinden versuchen, ob es nicht beglückender ist, etwas zu verschenken, als etwas haben zu wollen.
Es gibt noch so viel mehr, was wir tun könnten, damit sich die Welt verändert. Und wir müssen ja auch nicht alles auf einmal versuchen. Es reicht schon, wenn wir mit irgendetwas anfangen. Etwas, was uns hilft, diesem einen Menschen lächelnd in die Augen zu schauen, der uns am Abend im Spiegel entgegenblickt und uns fragt, ob wir diesen Tag so gelebt haben, wie es uns unsere innere Stimme sagt. Wir müssen damit auch nicht warten, bis alle anderen ebenfalls darauf Lust haben, oder bis der große Retter kommt oder der nächste Weltuntergang. Jeder kann heute schon damit beginnen, ein glücklicher Mensch zu werden, einer, der mit sich selbst wieder in einer guten Beziehung ist und der die alte Welt in die Knie zwingt, indem er sich selbst aufrichtet. Schwer ist das nicht, nur anders. Man muss es einfach einmal versuchen. Am besten ab heute. Dann hätten die Maja doch recht gehabt ...
Ich wünsche Euch und Ihnen allen ein besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr.
Gerald Hüther