Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich mal wieder mit einer Freundin. Sie bat mich um eine Idee, wie sie eine energetische Tür schließen könne, bei der es ihr schwer fiel, sie hinter sich zu zu machen. Der erste, der mir dazu als hilfreich einfiel, war Vater Tod. Er ist der tollste Überdieschwellehelfer, den ich kenne. Doch meine Freundin meinte, der sei ihr zu hart. Ihr falle bei Vater Tod immer das Gerippe mit dem schwarzen Umhang und der Sense ein. Und ich antwortete, dass ich genau den meine.
Und dann kam ich ins Schwärmen.
Ich bin ihm in meiner jetzigen Inkarnation bereits ein paar Mal begegnet. Und immer hat die Begegnung mit ihm in mir ein tiefes Gefühl von Liebe, Geborgenheit und Dankbarkeit hinterlassen. Er kam nicht nur bei solchen Gelegenheiten, wenn es darum ging, eine Seele - egal ob Mensch oder Tier - aus ihrem Körper zu befreien, sondern auch in Situationen, in denen es galt, etwas loszulassen. Ich fand, die Art und Weise seiner Arbeit jedes Mal sehr beeindruckend. Doch ich glaube, ich erzähle einfach entlang der Ereignisse in meinem Leben.
Meine Begegnungen mit Vater Tod
Eine Initiation
Das erste Mal lernte ich ihn kennen als an einem Tag ein Freund von mir und am nächsten mein Stiefvater starben. Damals war ich mir meiner spirituellen Natur noch nicht bewusst. Der Tod trat so massiv in mein Leben, dass ich nicht umhin kam, mich mit dem Sterben und dem, was wohl danach kommen mag, auseinander zu setzen. So nahm ich auch das Buch Leben nach dem Tod: Die Erforschung einer unerklärlichen Erfahrung von Raymond A. Moody in die Hand, welches dazu führte, dass ich begann, mich der Idee einer geistigen Welt zu öffnen. Schon bei dieser ersten Begegnung fiel mir auf, dass sich die Umstände, um die Tode herum so ereigneten, dass es für die Menschen, die er berührte, am leichtesten war, mit dem Tod der Menschen, die er holte, umzugehen.
Am Rand des Lebens
Die nächste Begegnung mit ihm hatte ich einige Jahre später. Damals streifte er mich und lehrte mich zum einen, wie wir ihn "rufen" und zum anderen dass es immer unsere Entscheidung ist (auf welcher Ebene auch immer), die ihn holt. Mir ging es viele Jahre nicht gut, hier auf dieser Erde. Ich wusste weder, was ich hier sollte, noch was ich mit diesen - wie ich damals fand - irrsinnigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen überhaupt zu tun habe. Ich hatte so wenig Energie und war so tief in der Depression, dass ich des Lebens vollkommen müde war. Das ging so lange und so weit, dass ich morgens aufwachte und darüber nachsann, wie meine Beerdigung zu organisieren sei.
Dann ging ich einmal spazieren. Auf dem Heimweg ging ich auf dem Bürgersteig an einer vierspurigen Straße. Die Autos fuhren recht zügig und eines von ihnen wurde abgedrängt, so dass es auf den Gehweg ausweichen musste. Es verfehlte mich um einen knappen Meter und ich wusste, dass er nun sehr nah war, der Tod. In jener Zeit hielt ich mich mit gelegentlichem Kellnern finanziell knapp über Wasser. Und dann ... während ich am Tresen stand und auf die Getränke wartete, die ich zum Gast bringen wollte, kam aus der Tiefe der Erde ein Gedanke in mir hoch. "Nein, Tanja, du willst gar nicht sterben, du willst nur anders leben!" Und so entschied ich mich für das Leben. Bald kam dann auch die erste Schamanin in mein Leben und brachte mir einen großen Teil meiner Seele wieder zurück, die schon dorthin gegangen war, "wo es so schön glitzert". Vater Tod ließ mich ziehen, denn es war meine Entscheidung, inkarniert zu bleiben.
Eine neue Matrix
Danach hatte ich lange Zeit nichts mehr mit ihm zu tun. Ich erforschte mich selbst, folgte meinen Sehnsüchten, begann mich selbst ernst zu nehmen und lieben zu lernen. Es ging mir immer besser. (By the way ... inzwischen spüre ich ein tiefes Glücklichsein, Lebensfreude und fühle mich eingebettet in die Harmonie des Seins.) Und eines Tages kam ich auf meinem Weg an einen Punkt, an dem es galt, meine alte "Matrix" zu verlassen, aus der Dualität von "gut und böse" auszusteigen und mich vollkommen neu zu strukturieren. So machte ich Die Reise ins Schwarze Land. Während dieser Meditation fühlte ich mich mehrere Minuten lang so, als würde ich sterben. Ich starb tatsächlich. Es ging zu Ende. Und dann sah ich leeres Land ... nur grüne Wiese und eine Sonne, die am Horizont aufging und hörte die Worte: "Dies ist euer neuer Spielplatz für neue Schöpfungen - eine ganz andere Matrix."
Vater Tod hat mir geholfen, über diese Schwelle zu gehen. Er hat die alten Fäden abgeschnitten, so dass sich der Raum für das Neue entfalten konnte. Ich dankte ihm und wir gingen wieder ein/e jede/r unserer Wege.
Ein Scherbenhaufen
Nur ein paar Wochen später wachte ich an einem Sonntag Morgen auf und spürte, dass mal wieder sterben dran war. Geübt darin, nahm ich meinen Mut zusammen (ein bisschen Angst hatte ich ja schon noch vor ihm) und bat ihn, seines Amtes zu walten. Keine fünf Minuten später rief mich eine damalige Freundin an, die eine besondere Nähe zur Energie der Göttin Kali in sich trägt. Kali ist die indische Göttin des Todes und der Zerstörung. Wir gingen ein Stück am Alten Hafen spazieren, setzten uns in ein Café und tranken ein Gläschen Sekt. Während wir den Sonntag so genossen, redeten wir über mein damaliges Projekt, die Zauberschule zur Zeitenwende. Ich hatte schon vorher einige Hinweise bekommen, dass meine Idee so nicht funktioniert, doch ich war noch nicht bereit, darauf zu hören. Bei Sekt und einem wundervollen Ausblick erklärte mir meine Freundin, warum das mit der Zauberschule nicht funktionieren kann. Als ich nach Hause ging, hielt ich in meinen Händen einen kleinen Trümmerhaufen der Zauberschulenscherben und es tat fast gar nicht weh. Ich hatte verstanden, wo das Problem lag und konnte loslassen. (Bald darauf trat mein Seelen(t)raum ins Leben.) Ich fühlte mich gut aufgehoben und freundlich geführt und war entzückt darüber, wie leicht sich sterben anfühlen kann, wenn wir es zulassen.
Verjüngungskur
Langsam wurde Vater Tod zu einem Freund. Ich experimentierte mit ihm und bat ihn zum Beispiel, mal durch meinen Körper zu gehen und alles mitzunehmen, was meinen Körper belastet. Zugegeben, es fühlt sich schon recht eigenartig an, wenn der Tod durch den Körper zieht, aber auch er meinte, dass dies eine Verjüngungskur sei und es hilfreich wäre, dies ab und an zu tun.
Besuch bei Vater Tod
Mit einer anderen Freundin reiste ich dann mal schamanisch zu Vater Tod. Bei meinem Besuch bei ihm habe ich ihn in einem kahlen Land gesehen. Er lebte dort in einer kleinen Hütte und freute sich über unseren Besuch. Er lud mich ein, Platz zu nehmen und sagte mir, dass er es inwzischen etwas leid wäre, ewig so alleine zu sein. Er hatte diese Einsamkeit für uns auf sich genommen, damit er uns über die Jahrtausende so gut wie möglich dienen konnte, indem er uns holen kam, wenn wir unser Leid hier auf Erden nicht mehr ertragen wollten. So tut er es auch heute noch. Wenn wir auf irgendeiner Ebene unseres Seins zutiefst nicht mehr wollen, kommt er uns holen und trägt uns über die Schwelle aus dem Alten in etwas Neues.
Eva & der Tod
Die letzte wirklich wichtige Begegnung mit ihm hatte ich, als er meine Katze Eva holte. Ich weiß noch, dass ich knapp zwei Wochen vorher zu meinem Freund sagte, dass ich sehr traurig sein würde, wenn Eva irgendwann gehen wird. An einem Montag machte ich eine Loslassmeditation und erlaubte allem aus meinem Leben zu gehen, was gehen möchte. Am Mittwoch tappelte meine kleine Zauberkatze auf die Straße und ließ sich überfahren. Sie war sofort tot, denn sie wurde am Kopf getroffen. Und nicht ich fand sie, sondern mein Freund. Er kümmerte sich großartig um sie und um mich und später machten wir ein kleines Ritual für sie.
Sie hatte mich lange begleitet und wir liebten einander bedingungslos. Tiere sind wunderbare Lehrer. Sie (und auch meine Mutter, doch das ist ein anderes Thema) hat mich das gelehrt: bedingungslose Liebe. Sie hat viel für mich mitgetragen in meinen traurigsten Zeiten und sie war ganz sicher krank. Doch ich konnte mir keine Operationen für sie leisten und wollte ihr auch den Stress nicht antun. Allerdings wäre ich auch nicht in der Lage gewesen, sie einschläfern zu lassen. Zu sehr habe ich an ihr gehangen und dachte offensichtlich, dass mit ihr auch die Liebe gehen würde.
Und so gab es wieder viele Aspekte, die in diesem Tod lagen. Beide ... sowohl Vater Tod als auch Katze Eva haben meine Entscheidung, mein Loslassen abgewartet. Der Tod kam schnell und schmerzlos. Nicht ich musste sie finden und von der Straße aufheben, denn dazu wäre ich damals vermutlich nicht in der Lage gewesen. Es wurde sich auf allen Ebenen um sie und um mich und auch um meinen Freund wirklich gut gekümmert. Ich spürte das Loch, das dieses kleine, zarte Wesen in mir hinterlassen hatte deutlich und auch schmerzhaft. Und dennoch ... auch darin lag viel Weisheit, denn ich hatte diesen Raum für die bedingungslose Liebe für diese Katze reserviert. Da war kein Platz für Menschen. Doch es war an der Zeit für mich, auch Menschen lieben zu lernen.
Ein weises, gütiges, freundliches Wesen
Ich kann nur sagen, ich liebe Vater Tod. Er ist ein weises, gütiges, freundliches Wesen und kümmert sich darum, dass Leben stattfinden kann. Leben heißt Bewegung, Veränderung. Wenn wir es zulassen, dann findet er den leichtesten Weg für alle Beteiligten. Trauer gehört zum Abschied dazu. Selbstverständlich. Doch die ändert nichts an der Liebe, die Vater Tod für uns Menschen hat. Holen wir ihn aktiv in unser Leben, als ein Teil des Lebens selbst, können wir erstaunliche Erfahrungen mit ihm machen und zu Freunden werden. Kämpfen wir gegen ihn an, tut er seine Arbeit dennoch, nur für uns selbst ist es dann eben ein Kampf, denn dann hat er keine Chance, es uns leicht zu machen. Lassen wir ihn zu, wird alles weich und fließend.
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