29.11.2010, 20:09
Das innere Kind umarmen
Uns allen wohnt ein Kind inne, das wir im Laufe unseres Lebens vielleicht gepflegt, vielleicht aber auch vernachlässigt haben. Gerade Menschen mit viel Verantwortung und Führungsaufgaben geben dem Kind in sich oftmals nicht genug Raum. Menschen, die aufgrund schwieriger Lebensumstände schnell erwachsen werden mussten, haben ihr inneres Kind oftmals abgetrennt und isoliert – wie ein verlorener Seelenanteil schwebt es dann im Raum, immer noch mit uns verbunden, aber nicht im Frieden mit uns. Dann kann es passieren, dass das Kind sich auf eine Weise Gehör verschafft, die belastend wird. Äußern kann sich das in kindlichen Verlustängsten, in starkem Verlangen nach Anerkennung und Lob, in einem Mangel an Sicherheitsgefühl und Geborgenheit, in einer grundsätzlichen emotionalen Bedürftigkeit – kurzum: wir fühlen uns verstärkt auf andere angewiesen und können uns selbst nicht mit dem Frieden nähren, den wir uns so sehr wünschen. Nicht selten bürden wir dann unserem Partner, unseren Freunden oder schlicht unserem Gegenüber auf, das Kind in uns zu trösten, zu beruhigen oder zufriedenzustellen.
Alles was Du brauchst, ist in Dir
Das innere Kind braucht aber nicht das Gegenüber, braucht nicht Deinen Partner oder einen Trost von außen. Das innere Kind braucht nur Deine Aufmerksamkeit, Deine Liebe und Deine Aufrichtigkeit. Es braucht ein Zuhause und dieses Zuhause ist in Deinem Herzen. Es gibt zahlreiche Übungen und Rituale, das innere Kind zu besuchen und wieder auf eine Weise in Dein Leben zu integrieren, die diese Wunde schließt.
Manchmal ist das innere Kind sehr verletzt oder verstört, weil in der Kindheit traumatische Dinge passiert sind. Es ist wichtig, wenn Du das weisst, dass Du Hilfe in Anspruch nimmst, um den Schmerz, der im Kontakt mit Deinem inneren Kind aufsteigen könnte, angemessen verarbeiten zu können. Es kann also nötig sein, einen Therapeuten, Schamanen, Geistheiler oder wen auch immer Du für eine vertrauenswürdige Instanz hältst, zu konsultieren. Das innere Kind in einer Übung anzusprechen, kann also unter Umständen nur dann sinnvoll sein, wenn Du den nötigen Halt durch eine zweite Person hast. Die folgende Übung versteht sich als eine für jene, die keinen überwältigenden Schmerz befürchten müssen und für jene, die bereits Hilfe erhalten und daher aufgefangen sind:
Eine Übung ist, das innere Kind innerhalb einer Meditation oder eines Rituals anzusprechen und ihm, möglichst mehrfach über einen längeren Zeitraum, ein Versprechen zu geben. Das Versprechen richtet Deine Aufmerksamkeit auf einen Seelenanteil in Dir, der zur Kenntnis genommen werden will. Es ist wichtig, dass Du dem was Du versprichst, auch tätig nachgehst. Das heißt, wenn Du versprichst, Dich dem Spielerischen zu öffnen, dann versuch das auch in Deinem Alltag zu tun.
Wenn Du versprichst, zuzuhören, dann höre zu. Versprich nur das, was Du auf eine für Dich praktikable und angenehme Weise auch halten kannst. Es ist besser, ein kleines Versprechen zu geben, das Du halten kannst, als viele große, die Dich unnötig unter Druck setzen. Erfahrungsgemäß ist es meist so: sobald Du Deinem inneren Kind versprichst, ihm zuzuhören, werden Dir zu den unmöglichsten Zeiten Dinge einfallen, die Du unbedingt tun willst.
Es kann sein, dass Du plötzlich Deine alte Liebe zum Reiten oder zum Tanzen wieder entdeckst. Es kann sein, dass Du Deine alte Murmelsammlung im Keller wieder findest und Dir das die Tränen in die Augen treibt. Oder Du bekommst eine Botschaft im Traum. Oder Du möchtest plötzlich unbedingt ein Jugendbuch lesen.
Dein inneres Kind wird Deine Einladung, zu Dir zu sprechen, annehmen. Rechne damit!