29.12.2012, 04:12
Unendlich ist alles, was ein Anfang, aber kein Ende hat, z. B. die Zahl Pi. Auch Raum und Zeit haben einen Anfang - der Urknall - aber sie haben kein Ende.
Ewig steht für Raum- und Zeitlosigkeit, also für etwas, das weder einen Anfang, noch ein Ende hat. Wir können etwas Ewiges nicht mit dem Verstand begreifen. Alles, was wir begreifen können, hat einen Anfang: Der Urknall. Vor dem Urknall gab es nichts, absolut nichts. Es herrschte Ewigkeit, also Zeit- und Raumlosigkeit. Dass der Urknall, nämlich ein Ereignis mit einem Anfang, stattgefunden hat, bedeutet nicht, dass die Ewigkeit verschwunden ist. Der Urknall fand innerhalb der Ewigkeit statt, er wird von ihr umschlossen. Der Urknall und das darauf Folgende, auch wir, sind ein Potenzial innerhalb dieser Ewigkeit.
Wir sind diese Ewigkeit, der Mensch unterliegt jedoch einer Täuschung. Er nimmt sich als etwas Vergängliches wahr - er indentifiziert sich mit der Form. Bereits Albert Einstein beschrieb diesen Bewusstseinszustand:
"Ein menschliches Wesen ist Teil des Ganzen, genannt „Universum“, begrenzt in Raum und Zeit. Es erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas, das von dem Rest getrennt ist, eine Art von optischer Täuschung seines Bewusstseins.
Mit der Form meine ich alles Vergängliche. Alles um uns herum ist vergänglich, selbst die Sonne wird irgendwann sterben. Auch der Körper, die Gedanken oder die Emotionen sind etwas Vergängliches. Wir sind jedoch keine Form. Wir sind auch nicht unsere Körper oder unsere Namen. Aber auch weder die Stimme in unseren Köpfen, noch das, was wir tun und getan haben. Wir sind das Raum- und Zeitlose, was mit dem Verstand nicht begriffen werden kann. Wir sind das, was durch unseren Körpern die Welt wahrnimmt, nämlich das Bewusstsein.
Ich muss an dieser Stelle hinzufügen, dass der Mensch hierzu aufgrund der Begrenztheit seines Verstandes keine wissenschaftliche Erklärungen machen kann. Es ist etwas, das man nur mit der Intuition erfassen kann. Jeder kennt die Intuition, jeder hat irgendwann einmal ein Geistesblitz erlebt, beispielsweise wenn man ein Gegenstand verliert, danach sucht und der Platz einem erst dann einfällt, wenn man nicht mehr darüber nachdenkt. Das hier Geschriebene kann nur mit der eben genannten Intuition erfasst werden. Es ist keine Theorie, sondern eine tiefe Wahrheit, die auch vor dem Urknall Gültigkeit hatte (im Gegensatz zu den Naturgesetzen)
Es ist die nackte Auslieferung an die Existenz. Es bedeutet, alle bewussten und unbewussten Glaubensstrukturen aus dem Bord zu werfen. Hieraus resultiert die Einsicht, dass ich nichts weiß. Alle Formen, auch mein ganzes Wissen über die Form (was ja selbst eine Form ist, wenn auch nur eine gedankliche), ist vergänglich. Das, was wir glauben oder tun, ändert nichts daran, wer wir sind. In einem Präsidenten oder in einem Bettler ist gleichermaßen eine wahrnehmende Instanz vorhanden. Diese Instanz, das "Ich", das in jedem vorhanden ist, ist hinter allen Identifizierungen die Ewigkeit selbst. Es ist reines Bewusstsein und frei von urteilen, in jedem Augenblick da und nimmt die Form einfach wahr. Genauer genommen ist es in DIESEM Augenblick da. Physikalische Zeit existiert gewiss, doch psychologische Zeit ist reine Illusion. Psychologische Vergangenheit und psychologische Zukunft bestehen aus Erinnerungen. Wenn jemand sich an die Vergangenheit erinnert oder etwas für die Zukunft plant, tut er es jetzt, ausschließlich in seinem Kopf. Zukunft oder Vergangenheit ist lediglich ein Gedanke, das ausschließlich in den Köpfen der Menschen existiert.
Die einzige Zeitebene, die unmittelbar wahrgenommen werden kann, ist die Gegenwart. Erinnerungen oder Hoffnungen können bestimmte Emotionen auslösen, doch Emotionen entstehen erst in dem Augenblick, in dem man sich erinnert, also Jetzt. Erst, wenn man etwas, das man geplant hat, durchlebt, wird das geplante während des Erlebens echt. Vorher ist es nur ein Gedanke. Erinnerungen sind ebenfalls nur Gedanken.
Egal mit welche Form sich der Wahrnehmende identifiziert (also mit welcher Person, mit welchem Job, mit welcher Kultur usw.), es steckt immer die selbe Instanz dahinter.
Jegliche Formen mögen früher oder später zerfallen, doch die Energie hinter allen Formen bleibt bestehen. Energie hat kein Anfang und kein Ende, sie ist durch und durch ewig. Die Energie (in welcher materiellen Form sie sich auch ausdrücken mag), das auch vor dem Urknall existierte und immer existieren wird, ist das Bewusstsein in jedem von uns. Es ist zeitlos und ist immer am Jetzt gebunden, denn es ist die Ewigkeit selbst. Das sprichwörtliche "Wir haben eine Seele" basiert auf die Täuschung im Bewusstsein des Menschen. Vielmehr müsste es "Wir haben einen Körper" heißen, weil wir nicht der Körper, sondern die Seele sind. Genauer wäre es zu sagen, dass wir beides sind, aber Letzteres ist das, was wir ewig sind. Es ist das, worüber etliche Mystiker sprachen und heute noch sprechen. Nenne es wie du willst, Buddha, Gott, Allah, Seele, Geist, Bewusstsein, Ewigkeit, Liebe, Friede, Glückseligkeit, nichts von alledem könnte das, wovon ich hier schreibe, auch nur ansatzweise beschreiben. Auch das, was ich schreibe, kann das, wovon ich schreibe, nicht beschreiben. Es kann darauf lediglich hinweisen. Darum wurden und werden etliche Mystiker zu tiefst missverstanden, zum Beispiel Jesus, Mohammed, Moses oder auch Buddha. Menschen mit einem normalen Bewusstsein können das, wovon ein Mystiker spricht, nicht verstehen, weil man es nicht verstehen kann. Der Finger, der zum Mond zeigt, ist nicht der Mond. Auch wenn ihr den Finger gründlich analysiert und untersucht, werdet ihr den Mond nicht finden. Man muss schon den Mond anschauen.
Die Menschen untersuchen den Finger, betreiben Theologie (auch Atheismus ist eine Form von Theologie), und sind überzeugt davon, dass sie dadurch etwas über den Mond herausgefunden hätten. Sie glauben obendrauf, dass nur diejenigen etwas über den Mond wüssten, die sich den gleichen Finger wie sie selbst anschauen. Diejenigen, die auf andere Finger, die zum Mond zeigen, wissen nichts über den Mond, sondern nur die, die auf den selben Finger schauen wie ich. Es ist absurd.
Der Mond, die Ewigkeit, ist für uns erst dann sichtbar, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf richten. Wenn wir ständig in Gedanken sind - unsere Gedanken haben zum Großteil keine praktische Zwecke - bekommen wir von dem, was wir wirklich sind, nichts mit. Wenn wir uns aber unsere Aufmerksamkeit auf die Ewigkeit richten, wird sie uns allmählich klar. Man fängt an, sich zu erinnern. Die Aufmerksamkeit auf die Ewigkeit zu richten bedeutet, sie auf den gegenwärtigen Augenblick zu richten, denn die Ewigkeit ist nur in ihm präsent, nicht in Gedanken, Theorien oder Interpretationen. Ihr müsst nur anwesend sein, mehr braucht es nicht, um das zu erkennen, worauf all die Mystiker gedeutet haben. Es gibt nichts heiligeres als den gegenwärtigen Augenblick. Das Universum und jedes einzelne Sandkorn darin ist heilig. Sucht nach keine Heiligen, ihr seid die Heiligen. In Worten von Jesus: "Das Königreich ist immerwährend in euch!"
Vielen Dank für das Lesen und möge deine Aufmerksamkeit stets im gegenwärtigen Augenblick verweilen!