29.11.2010, 20:05
Sehen ohne Brille - Besser sehen durch Augentraining
Schon Dr.Bates, ein Augenarzt im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts hatte sich Gedanken gemacht, warum ausgerechnet bei einem so wichtigen Organ wie das Auge, keine natürliche Heilung vorhanden sein soll. Er entwickelte ein gezieltes Augentraining, um die Brille entbehrlich zu machen oder um zumindestens die Sehleistung erheblich zu steigern, was Tausende von Patienten später bestätigen konnten. Die Industrie rund ums Auge, die ihre lukrativen Einnahmen bedroht sahen, gingen vehement gegen Dr.Bates vor.
Nach dessen Tod und der bis heute gezielten Marktstrategie werden wir alle mit dem Märchen der irreparablen Sehschwächen geleimt. Entweder Sehhilfe oder OP. Wird bei einem Kind, dass mit seinen Eltern zur Seh-Vorsorge erscheint, eine Sehschwäche festgestellt, erhält es eine Brille und meistens die Information, dass diese lebenslang getragen werden muss und wegen etwaiger Verschlechterung brav die Kontroll-Untersuchungen eingehalten werden müssen. Natürliche Alternativen werden nicht genannt.
Das Kind verinnerlicht tief die Aussage des Arztes, ebenso stark wie es früher schon seine Eltern getan haben. So wird die Lüge aufrecht erhalten. Ebenso wird bei lichtempfindlichen Augen eine Sonnenbrille empfohlen, welche das Auge vollends untrainiert und die Lichtempfindlichkeit dadurch zunimmt. Gleichzeitig wird bestens suggeriert, dass Sonnenbrillen cool aussehen und je besser die Marke, desto höher der eigene Selbstwert. Da werden schon Kleinkindern Sonnenbrillen aufgesetzt. Wer profitiert wohl davon?
Die Sehkraft ist ja keine Konstante, wie viele Menschen glauben. Ernährung, Stress, körperliche Erschöpfung u. v. m. haben einen großen Einfluss. Wenn man nun (wie ärztlich empfohlen) eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung der Sehkraft durchführt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, einen insoweit suboptimalen Tag zu erwischen und schon ist man ein Fall für die Brille. Da sich die Augen an die Gläser anpassen, wird die Fehlsichtigkeit zementiert.
Gerade Kinder werden ja regelmäßig zu allen möglichen Vorsorgeuntersuchungen vorgeführt, dann kommt das örtliche Gesundheitsamt noch in Kindergärten und Schulen.
Auch Sonnenbrillen haben durch Gesundheitshysterie eine epidemische Verbreitung gefunden, nicht nur als Statussymbol Kopfbekleidung. Als verantwortungsbewusste Mutter darf ich mein Kind bei Sonne natürlich nicht ohne Sonnenschutzfaktor 35 und Sonnenbrille mit der gefährlichen Strahlung in Kontakt kommen lassen. Zudem gibt es ja heute auch kaum noch Kinder, die ohne Zahnspange leben dürfen.
Eine Heilerin sagte einmal, die Schärfe des Sehens mit den physischen Augen entspricht auch der Schärfe des geistigen Auges. Wie die Außenschau, so die Innenschau. Demnach verbessert sich bei genügend Meditation (also Verbesserung der Innenschau) auch die Sehkraft der physischen Augen dramatisch.
Buch-Tipp: „Besser sehen durch Augentraining“ von Marilyn B. Rosanes-Berrett
Es gibt nichts kostbareres, als die Gabe des Sehens.
Das Augenlicht ist der Sinn, der uns einen Sonnenuntergang schenkt, mit dem wir ein Buch lesen, durch den uns das Lächeln eines anderen erwärmt und die Unschuld eines Kindes berührt. Wenn Du einen Deiner Sinne für ein Königreich eintauschen müsstest, wäre Dein Augenlicht wahrscheinlich der letzte, ohne das Du leben könntest. Du fragst Dich vielleicht, warum so viele Menschen Augenprobleme haben? Die offizielle Auffassung von Optikern und Augenärzten ist die, dass Deine Augen um so schlechter werden, je älter Du wirst, und dass es kein Heilmittel gibt, außer Korrekturgläser. In gleichem Maße, wie die Augen schwächer werden, werden die Gläser stärker.
Keine vielversprechende Vorstellung - und sie ist falsch.
Es ist möglich Sehprobleme zu lösen!
William H. Bates (1860 - 1931), der New Yorker Augenspezialist, begann zur Zeit der Jahrhundertwende die gängige Auffassung in Frage zu stellen. In seiner täglichen Arbeit, wenn er Augen untersuchte, entdeckte er, dass die Sehfähigkeit sich ständig ändert. Im Laufe der Jahre fand er heraus, dass es eine natürliche Art und Weise des Sehens gab. Bates fing damit an, sich selbst von Altersweitsichtigkeit zu heilen. Er fuhr fort, eine beachtliche Anzahl von Sehschwächen in sehr kurzer Zeit zu heilen. 1903 entdeckte er zum Beispiel eine einfache Technik, die verhindern konnte, dass Schulkinder kurzsichtig wurden. 1912 führte er diese Technik im Schulsystem von New York ein, und es gelang ihm die Fälle von Kurzsichtigkeit von 6% auf 1% zu verringern.
Du fragst Dich doch sicher genau wie ich, warum immer noch so viele Kinder Brillen tragen. Optiker und Augenärzte haben die Methoden von Dr. Bates weitgehend ignoriert. Aldous Huxley, der amerikanische Schriftsteller, konnte seine fast vollständige Blindheit mit der Bates-Methode überwinden. Er schrieb ein Buch darüber mit dem Titel: "Die Kunst des Sehens".
Dr. R.S. Agarwal hat fast sein ganzes Leben damit verbracht, die Bates-Methode in Indien zu lehren. Er gründete die "Schule für perfektes Sehen" im Sri Aurobindo Ashram in Pondicherry. Dr. Agarwal hat Tausenden von Menschen geholfen, ihre Augenprobleme zu überwinden, darunter grüner und grauer Star, Doppelsichtigkeit, Netzhautflecken Weitsichtigkeit, Altersweitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit, Hornhaut-verkrümmung und viele andere.
Ich habe über 26 Jahre lang Brillen getragen, bevor ich angeregt wurde, etwas gegen meine Sehschwäche zu tun. Ich hatte von Menschen gehört, denen es gelungen war, ihre ursprüngliche Sehstärke wieder zu erlangen, die aber eine große Menge Zeit darauf verwandten. Als Mensch des westlichen Kulturkreises wollte ich jedoch sofort Erfolge. 1993 las ich ein Buch von John Grinder und Richard Bandler mit dem Titel "Therapie in Trance" (USA 1981, deutsch 1984). In diesem Buch berichten sie, wie sie durch Hypnose einen Mann in das Alter von 5 Jahren zurück gehen lassen, eine Zeit, in der er seine volle Sehfähigkeit hatte. Sie ließen ihn zurück kommen und seine Sehfähigkeit, die er mit 5 Jahren hatte beibehalten - es funktionierte! Das waren aufregende Neuigkeiten.
Ich begann also, nach einem Hypnotiseur zu suchen, der dies auch für mich tun konnte. Das Universum hatte jedoch andere Vorstellungen, ich fand nämlich niemanden. Also fing ich an, nach anderen Wegen zu suchen, um meine Sehfähigkeit zu verbessern. Ich experimentierte mit unterschiedlichen Visualierungstechniken und fand heraus, dass sie in der Tat funktionierten, allerdings nur zu 25% dessen, was ich mir vorgestellt hatte. Imagination und Visualisierung sind wichtige Faktoren, das hatte Bates vor 100 Jahren bereits festgestellt.
Hier Folgen nun ein paar Ausschnitte aus dem => Buch "Besser sehen" Dr.med.Margaret D.Corbett nach der Bates-Methode
Code:
Grundlagen
Dr. Bates stellte fest, daß gutes oder schlechtes Sehen, Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit nicht von der Beschaffenheit der Linse abhängen. Er entfernte die Linse aus dem Auge eines Patienten durch die Staroperation und brachte es dennoch nach der Operation fertig, das Auge für Nah und Fern gleich sehtüchtig zu machen, wie ja auch die linsenlose Camera obscura Bilder aufnehmen kann. Diese Möglichkeit, entdeckte Dr. Bates, beruht darauf, daß das Auge nach dem Prinzip aller optischen Instrumente - Feldstecher, Teleskop und Photoapparat - arbeitet; die Längsachse des Augapfels verlängert sich beim Lesen und verkürzt sich beim Betrachten eines entfernten Gegenstandes. Dies nennt man die Akkommodation. Ist die Akkommodation gut und blickt das Auge gerade auf einen Punkt, so ist es auf ihn eingestellt. Dr. Bates erkannte weiter, daß es unmöglich ist, Einfluß auf diese Akkommodation des Augapfels bei der Fixierung eines nahen oder fernen Punktes zu nehmen, da sie von unwillkürlichen Muskeln regiert wird.
Die unwillkürliche Muskulatur funktioniert, wie und wann sie will; normal, wenn sie entspannt, anormal, wenn sie verkrampft ist. Da jeder der unwillkürlichen Muskeln ein Ausläufer eines jener langen Muskeln ist, die von außen mit dem Augapfel verbunden sind, bezeichnen wir diese unwillkürlichen Muskeln in ihrer Gesamtheit als äußere unwillkürliche Muskulatur.
Die meisten äußeren Muskeln lassen sich von unserem Willen beeinflussen. Wir können ihre Funktion willkürlich bestimmen. Diese willkürlichen Muskeln treten zum Beispiel in Tätigkeit, wenn wir die Augen von der einen nach der andern Seite rollen oder sie nach oben und unten bewegen. Solche Augenbewegungen bewirken allerdings keine Akkommodation; diese wird nur durch Entspannung erreicht.
Versuche, die Akkommodation des Auges durch Augengymnastik zu beeinflussen, haben sich als unwirksam erwiesen. Die Erklärung hierfür ist: Augengymnastik ist eine willkürliche Handlung. Solche Übungen haben keinen unmittelbaren Einfluß auf jene Muskeln, auf die wir einzuwirken bestrebt sind, eben jene, die die Einstellung auf einen nahen oder fernen Punkt bestimmen.
Darum sieht die Bates-Methode von solchen Übungen ab, die einen bewußten Einfluß auf das Auge auszuüben versuchen und in der Tat zu einer Verschlimmerung mangelhafter Sehkraft führen können. Die Bates-Methode hat das Ziel, durch vollkommene Entspannung die Sehtätigkeit zu erhöhen, damit Auge und Gehirn normal zusammenarbeiten können, die Akkommodation der Augen den unwillkürlichen Muskeln überlassen und eine klare Einstellung möglich ist.
Zwei Arten von Entspannung
Die Entspannung, das Geheimnis normalen Sehens, bildet also die Grundlage für unsere Augenübungen. Es gibt zwei Arten von Entspannung.
1. Die Entspannung, der man sich überläßt, wenn man ruht und die Augen nicht gebraucht.
2. Jene Art der Entspannung, die man ganz selbstverständlich beim Arbeiten beibehalten soll und die ein rasches und klares Sehen gewährleistet.
Sobald entspanntes Sehen zur Gewohnheit geworden ist, kräftigen sich die Augen durch den bloßen Gebrauch, wie ja auch jeder andere Körperteil durch entspannte Tätigkeit gesünder und stärker wird. So wird beispielsweise auch bei der Behandlung von Schwerhörigen stets größter Wert auf Entspannung gelegt.
Ein Athlet ist erst dann in guter Form, wenn er entspannt ist. Zeitaufnahmen von einem guten Boxer oder einem guten Läufer zeigen, wie sie, obwohl sie ihre Muskeln für kurze Augenblicke anspannen, um mehr Kraft zu entwickeln, beim Boxen oder Laufen allgemein entspannt bleiben. Hauptsächlich darum pflegen Sportler vor dem Wettkampf sich durch leichte Übungen aufzulockern.
Die normale, entspannte Funktion des Auges wird durch die großen Anforderungen des modernen Lebens stark beeinträchtigt.
Menschen, die ein gemächliches Leben führen, leiden nicht an überanstrengten Augen. Es wäre dringend geboten, Kindern schon in den untersten Schulklassen die Kunst des Sichentspannens beim Lernen und bei der Arbeit beizubringen. Tatsache ist, daß Wissen am leichtesten erworben und schöpferische Arbeit am besten geleistet wird, wenn das Gehirn entspannt und ruhig ist. Mancher Schriftsteller hat mir erzählt, ihm kämen seine besten Einfälle, wenn er völlig entspannt und ausgeruht sei, und nicht etwa, wenn er sich das Gehirn nach Ideen zermartere.
Dr. Bates hat bewiesen, daß Augen, die genügend Sonnenlicht bekommen und nicht überanstrengt werden, auch im Alter ihre Kraft behalten, weil sie beim Gebrauch entspannt waren - das Geheimnis jeder gesunden Leistungsfähigkeit. Wie außerordentlich gut die Sehkraft primitiver Völker ist, wird durch folgende Geschichte veranschaulicht: Einer meiner Studenten, der die eigene Sehkraft für weite Entfernungen geschult hatte, stellte bei einem Indianerstamm in der Wüste Untersuchungen an. Eines Tages, während er mit einem alten Indianer in der Wüste spazierenging, erblickte er durch einen starken Feldstecher am Horizont einen Hirsch. Er zeigte auf ihn und fragte seinen Begleiter, was für ein Tier das sei. Der alte Indianer warf den Kopf in den Nacken, richtete seinen Blick in die Weite und sagte: „Ein Hirsch, der in südlicher Richtung zieht." Mein Student glaubte, der Alte sei weitsichtig und sehe in der Nähe schlecht, er leide an der sogenannten ,,Alterssichtigkeit" unserer Zivilisation. Er nahm deshalb ein wenig Wüstensand, streute ihn auf seine Hand und zeigte ihn dem Alten. Der sah sich die Hand an und schilderte genau den daraufliegenden Sand.
Dr. Bates befaßte sich mit dem Sehvorgang selbst, nicht mit dem Auge. Denn sobald sich das Sehen bessert, bessert sich meist von allein auch das Augenleiden. Verkrampfung, Überanstrengung und Dezentralisation - Dezentralisation liegt vor, wenn zum Sehen ein falscher Teil der Netzhaut und nicht das Sehzentrum gebraucht wird - sind die Ursachen mangelhaften Sehens oder, wie es in der Fachsprache heißt, eines „Brechungsfehlers“. Wird die Verkrampfung ausgeschaltet, so berichtigt sich der Brechungsfehler von selbst. Die Schulmedizin vertritt die gegenteilige Auffassung:
Der Brechungsfehler ist Ursache der Verkrampfung; sie korrigiert den Brechungsfehler, aber die Verkrampfung bleibt unbeachtet. Obwohl Dr. Bates Arzt und Chirurg war, ist seine Methode im wesentlichen psychologisch-erzieherischer Art - nicht medizinischer. Wir, die wir seine Methode lehren, kümmern uns um physiologische und pathologische Probleme nicht. Es besteht für uns auch kein Grund dazu. Die Erfahrung lehrt: Wenn Menschen mit mangelhaftem Sehvermögen richtig sehen lernen, dann werden automatisch auch organische Augenleiden behoben. Ein entspanntes Auge wird besser durchblutet als eines, das falsch gebraucht oder überanstrengt wird. Je besser aber ein Organ durchblutet ist, um so leichter kann es größere Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten entwickeln und zugleich andere Mängel überwinden.
Nun liegt die Frage nahe, was Sie selbst gegen die Mängel Ihres Sehens unternehmen können. Lesen Sie aufmerksam die Beschreibung der Übungen in diesem Buch und führen Sie diejenigen Übungen aus, die für Ihren besonderen Fall geeignet sind. Lassen Sie sich davon überzeugen, daß Verkrampfung das Grundübel ist und die Ursache für Brechungsfehler und andere, noch ernstere Komplikationen. Nehmen Sie sich fest vor, die Verkrampfung zu überwinden. Führen Sie die vorgeschriebenen Übungen täglich ebenso regelmäßig durch, wie Sie Ihre Mahlzeiten einnehmen. Sie werden über die Ergebnisse erstaunt sein: Sie werden nicht nur besser sehen, sondern auch Ihr gesamtes Nervensystem wird sich kräftigen und Ihre Leistungsfähigkeit gegenüber den Beanspruchungen des täglichen Lebens wachsen. Die Entspannung des Körpers und Geistes bringt sogar eine freudigere seelische Verfassung mit sich und gibt Ihnen einen hübscheren Gesichtsausdruck.
Wer nur eine Teilbesserung seiner Sehkraft erfährt, muß die Entspannungsübungen unbedingt fortsetzen, damit die Teilbesserung erhalten bleibt. Wer dagegen eine vollkommene Normalisierung erreicht, wird eine dauernde Besserung erleben und kann auf weiteres Üben verzichten, da ihm seine guten Sehgewohnheiten in Fleisch und Blut übergegangen sind - und eingefleischte Gewohnheiten bleiben lebenslänglich haften.
Die Fovea, die Sehgrube, die Stelle des schärfsten Sehens, kann man durch die Pupille des lebenden Auges mit dem Augenspiegel beobachten. Dr. Bates brachte durch seine besondere Methode der Netzhautbeobachtung das meiste über ihre Funktion in Erfahrung. Er konnte die Netzhaut aus einer Entfernung von zwei Metern und mehr beobachten, während die Versuchsperson ihre Augen normal gebrauchte. Dr. Bates entdeckte, daß die Fovea, eine Gruppe äußerst empfindlicher Nervenenden, nur dann scharfes Sehen vermittelt, wenn das Auge seine Tätigkeit in entspanntem Zustand ausübt; daß sie nur in diesem Zustand »dynamischer Entspannung« ihre Aufgabe, jeden von dem beobachteten Gegenstand ausgehenden Lichtstrahl aufzufangen, ausüben kann. Dann, und nur dann ergibt sich scharfes Sehen.
Ist dagegen das Gehirn angespannt, so verkrampfen sich die willkürlichen Augenmuskeln; das Auge weicht ab und die einfallenden Lichtstrahlen fallen statt auf die Stelle des schärfsten Sehens auf die weniger empfindlichen peripheren Teile der Netzhaut. Die Macula nimmt scharfe, deutliche Bilder auf, die peripheren Netzhautnerven vermitteln dagegen nur unscharfe, undeutliche Bilder, die zu verarbeiten wiederum das Gehirn anstrengt. So entsteht ein unheilvoller Kreislauf. Solches Sehen bedeutet für Auge und Gehirn eine Anstrengung und ergibt nur undeutliche Bilder. Ist aber die Macula richtig eingestellt und funktioniert die Fovea gut, werden Auge und Gehirn nicht angestrengt, und die Bilder sind scharf.
Die mechanische Arbeit des Auges wird von sechs wichtigen Muskeln verrichtet, die außen am Augapfel ansetzen. Sie sind an dem Weißen des Auges, der Lederhaut, befestigt.
Vier dieser Muskeln erstrecken sich von vorn nach hinten; sie setzen vorn nahe der Hornhaut an und enden hinten an der knöchernen Augenhöhle. Einer liegt über, einer unter und je einer zu beiden Seiten des Augapfels. Sie heißen Musculi recti oder gerade Augenmuskeln.
Die beiden andern Muskeln, die Musculi obliqui oder schrägen Augenmuskeln, liegen schief um den Augapfel herum, einer setzt unten an der Lederhaut, der andere seitlich oben am Augapfel an. Alle sechs langen Muskeln sind, außer an ihrem Ansatzstück, quergestreift; an den wichtigen Ansatzstellen sind sie glatt. Der quergestreifte Teil eines jeden Muskels ist willkürlich und untersteht also unserem Willen. Die glatten Teile dagegen sind unwillkürlich, sie reagieren ohne bewußten Befehl.
Mit den länglichen, quergestreiften Teilen dieser äußeren Muskulatur rollen wir die Augen, drehen sie nach oben und unten oder bewegen sie nach den Seiten.
Die glatten Teile der Muskeln verlängern oder verkürzen unwillkürlich die Augapfelachse, stellen das Auge also für Nah- und Weitsehen ein. Beide glatten Muskelgruppen funktionieren tadellos, ziehen die Augapfelachse in die Länge oder verkürzen sie in vollkommenem Zusammenspiel, sofern ihre Tätigkeit nicht durch Verkrampfung gestört wird - mit andern Worten: Wenn sie entspannt bleiben, wie ja auch sonst jede Körperbewegung von dem ungehemmten Zusammenspiel der entgegengesetzt wirkenden Muskeln abhängt.
Die willkürlichen Teile der äußeren Muskulatur bewegen den Augapfel und richten die Pupille auf den Gegenstand, den man sehen will. Die unwillkürlichen Teile dieser Muskeln dehnen den Augapfel in die Länge, wenn der Gegenstand nah, und verkürzen ihn, wenn er fern ist. Vollziehen Verlängerung und Verkürzung des Augapfels sich normal, fällt das Bild stets auf die richtige Stelle der Netzhaut, auf die Macula.
Es wird behauptet, daß überanstrengte Augen die Leistungsfähigkeit des Körpers um neunzig Prozent herabsetzen können. Bei einem derartig erschöpften Zustand stellt sich ein ständiges Müdigkeitsgefühl ein und man ist schon erschöpft, bevor der Tag richtig begonnen hat. Wenn jedoch Gehirn und Auge entspannt sind, stellt sich die normale Nervenkraft wieder ein, und Kraft und Leistungsfähigkeit steigern sich erheblich.
Der Elefantenschwung
Stellen Sie die Füße parallel und weit genug auseinander, um sich im Gleichgewicht halten zu können, und verlagern Sie in rhythmischer Bewegung das Körpergewicht abwechselnd vom einen Fuß auf den andern, wie Sie es bei Elefanten im Zirkus gesehen haben. Indes Sie sich von der einen nach der andern Seite wiegen, lassen
Sie Kopf und Schultern mit den Bewegungen mitgehen; heben Sie die Arme, die von den gelockerten Schultern schlaff herabhängen, etwas und lassen Sie sie frei mitschwingen. Zählen Sie laut im Rhythmus der Bewegungen. Das ist sehr wichtig, da man beim Sprechen oder Singen den Atem nicht anhalten kann. Das Anhalten des Atems ist eine Begleiterscheinung der Verkrampfung. Tiefes, rhythmisches Atmen ist Voraussetzung für Entspannung und gutes Sehen. Betrachten Sie das Schwingen nicht als Übung, sondern als angenehme Hingabe an den Rhythmus, so wie beim Walzer. Die Entspannung wird gefördert, wenn Sie beim Schwingen eine Walzerplatte spielen lassen oder ein Lied summen.
Vergewissern Sie sich, daß Nacken-, Brust- und Schultermuskeln locker sind und ihre Stellung bequem ist. Schwingen Sie sachte den ganzen Körper nach der einen und der andern Seite. Bis zum sechzigsten Schwung entwickelt sich die gewünschte Entspannung, und von da bis zum hundertsten Schwung genießen Sie erst das Gefühl der vollkommenen Befreiung der Nerven und Muskeln: jeder Wirbel des Rückgrats ist gelockert und alle inneren Organe sind entspannt. Und das beste dabei ist, daß die Augen, ohne daß es ihrem Besitzer bewußt wird, die vielen unwillkürlichen vibrierenden Bewegungen mitmachen, die zum besseren Sehen beitragen. Kümmern Sie sich aber nicht um die Augen; diese unwillkürlichen Bewegungen können Sie doch nicht wahrnehmen. Festzustellen sind sie nur an dem Eindruck, das Zimmer ziehe in entgegengesetzter Richtung an den Augen vorüber, als wäre es ein Eisenbahnzug, der hin- und herfährt. Sie wiegen sich hierhin, dahin - kommt es Ihnen nicht vor, als gleite das Zimmer an Ihnen vorüber? W a r n u n g: Betreiben Sie diese Schwünge nicht als Gymnastik. Eine Schülerin erklärte mir: »Ich bin begeistert vom Elefantenschwung! Meine Taille ist viel schlanker geworden und das Doppelkinn verschwindet.« Sie warf den Körper gewaltsam rechtsherum und linksherum und drehte dabei den Kopf, soweit sie nur konnte. Alle Vorteile des Schwungs gingen dabei verloren: Die Lockerung der unwillkürlichen Muskeln, die leichte Massage der Rückenwirbel, die wohltuende Erleichterung für die Herz-, Lungen- und Darmtätigkeit, die Erweiterung der Blutgefäße zugunsten eines besseren Blutkreislaufs.
Überkommt Sie beim Schwingen ein leichter Schwindel, so stimmt die Bewegung der Augen mit der des Körpers nicht überein. Achten Sie darauf, sich ganz von den schwingenden Bewegungen tragen zu lassen. Sobald Geist und Augen sich daran gewöhnt haben, die Umwelt an sich vorüberziehen zu lassen, ohne irgendwelche Gegenstände zu fixieren oder an ihnen mit dem Blick hängenzubleiben, werden Übelkeit beim Fahren - im Zug oder im Fahrstuhl - und sogar Seekrankheit der Vergangenheit angehören. Machen Sie morgens beim Aufstehen hundert Körperschwünge; Sie werden Ihren Körper von den Spannungen befreien, die während des Schlafens entstanden sind, denn viele Menschen verkrampfen sich auch im Schlaf. Vor dem Zubettgehen machen Sie wieder hundert Schwünge, und Ihre Nerven und Muskeln werden auch im Schlaf entspannt bleiben.
Die Sonnenbestrahlung
Ein Forscher, aus dem dunkelsten Afrika zurückgekehrt, brachte einen Film mit, der die Gesundheitszustände und die Gewohnheiten der Eingeborenenstämme schilderte, die er besucht hatte. Die Flußbewohner, so berichtete er, fischen mit der Hand in den Stromschnellen, völlig ungeschützt gegen die unerbittliche afrikanische Sonne und den blendenden Widerschein des Wassers. Ihre herrlichen Gestalten, die wir im Film sahen, sind kerngesund. Mit raschem Blick und flinken Bewegungen fangen sie mit der bloßen Hand, ohne jedes Angelgerät, ihre Beute. Die Pygmäen dagegen, die im Urwald zwischen Wurzeln, Moder und Schlingpflanzen leben, wo nie die Sonne hinscheint, sind kränklich, rachitisch und schwachsichtig. Der Sonnenschein tut dem menschlichen Körper und den Augen not; er ist eine Gabe Gottes für alle Lebewesen. Wenn Sonnenschein und helles Licht Sie stören, kann das auf die irrige Auffassung zurückzuführen sein, die Augen müßten gegen starkes Licht geschützt werden. Glücklicherweise kommt man von dieser Idee immer mehr ab. Oder haben Sie Ihre Augen etwa zu Treibhauspflanzen gemacht und ihre Fähigkeit geschwächt, das zum Sehen notwendige Licht zu vertragen und zu verwerten?
Augen sind Lichtempfänger. Die Netzhaut muß durch Licht angeregt werden, um Schatten wahrnehmen zu können. Ist man angespannt, wird das eindringende Licht von den Augen übertrieben stark und wie ein Schock empfunden. Alle Teile des Auges verkrampfen sich dabei und unterbinden den normalen Kreislauf. Die Folge sind Schmerzen und Unbehagen. Sie können aber Ihre Augen allmählich daran gewöhnen, das Sonnenlicht ohne Unbehagen zu vertragen. Diese Fähigkeit der Augen ist äußerst wichtig; denn Sonnenschein, das beste Licht, ist für die Gesundheit der Augen und für normale Funktion unentbehrlich. Gutes Sehen braucht Licht, nicht Dunkelheit.
Die Sonne tut Wunder an den Augen. Sie löst verkrampfte Muskeln. Jeder, der Sonnenbäder nimmt, weiß, wie sich Muskeln, Nerven und Sehnen durch die Wärme der Sonne wenigstens zum Teil entspannen. Genauso verhält es sich bei der Augenmuskulatur. Sonnenlicht regt den Sehnerv an und hilft der Netzhaut, den Sehpurpur rasch zu erneuern. Augen, die Sonnenlicht entbehren, sehen schlecht, der Sehnerv ist mangelhaft durchblutet und ungenügend angeregt und der Sehpurpur in der Netzhaut wird nur langsam ersetzt.
Bei seelischen Spannungen wirkt Sonnenschein beruhigend. Ihre Sorgen werden Sie weniger bedrücken, eine Lösung wird leichter gefunden werden, wenn Sie in frischem Tempo einen Spaziergang in der Sonne machen.
Das Sonnenlicht reguliert die Tätigkeit der Tränendrüsen, so daß sie die richtige Menge an Tränenflüssigkeit zur Befeuchtung und Desinfektion der Augen absondern. Die Tränenkanälchen, die die Feuchtigkeit aus den Augen durch die Nase ableiten, bleiben, wenn sie von der Sonne genügend bestrahlt sind, offen und durchgängig. Augen, die von der Sonne gut bestrahlt sind, leiden nicht an Juckreiz und Entzündung der Augenlider. Über das Gefühl, sie hätten Sand in den Augen, klagen meist Menschen, deren Augen übermäßig beansprucht werden.
Nehmen wir an, daß Ihre Augen nicht an frische Luft und helles Licht gewöhnt sind und insbesondere die Sonne nicht vertragen. Gewöhnen Sie sie daran! Aber nur allmählich; stürzen Sie nicht gleich in den Sonnenschein hinaus und versuchen Sie nicht, in den Himmel zu starren. Sie sollten überhaupt nie starren, am allerwenigsten in die Sonne. Mildern Sie statt dessen den Schock, der durch einen zu starken und plötzlichen Gegensatz verursacht wird, indem Sie die Augen nach und nach ans Licht gewöhnen. Stellen Sie sich in den sonnigen Hauseingang oder an den Rand eines Mauerschattens. Schließen Sie die Augen und wiegen Sie sich, das Gesicht der Sonne zugewandt, wie es der Elefant tut, bewegen Sie dabei den Kopf von der einen Schattenseite durch das Sonnenlicht nach dem Schatten der andern Seite. Stützen Sie sich, wenn nötig, mit der Hand an etwas Festes, damit Sie das Gleichgewicht behalten. Es wird Ihnen vorkommen, als zöge die Sonne an ihrem Gesicht vorüber. Atmen Sie tief, während Sie schwingen, und stellen Sie sich vor, die Sonne pendele vor Ihrem Gesicht hin und her, von einem Ohr zum andern. Bald wird das helle Licht Ihnen nicht mehr unangenehm, sondern wohltuend sein. Betreiben Sie, wenige Minuten nur, aber mehrmals am Tage, diese Gewöhnung an die Sonne, bis sie Ihnen nicht mehr unangenehm ist und das Gesicht dabei ruhig und die Augenlider entspannt bleiben. Dann erst kommt der nächste Schritt.
Schirmen Sie mit der Hand das eine Auge vollkommen ab, halten Sie die Hand aber so locker, daß sich das Auge mit dem andern zugleich bequem öffnen und schließen kann. Beginnen Sie nun mit dem Elefantenschwung und vergessen Sie nicht, tief zu atmen. Blinzeln Sie im Vorbeischwingen den Boden an. Heben Sie dann Kopf und Ellbogen und blinzeln Sie direkt in die Sonne. Sie werden erstaunt sein, weder ein Unbehagen noch einen Schock zu verspüren. Blinzeln Sie mit dem andern Auge auf die gleiche Weise. Versuchen Sie aber nicht, mit beiden Augen zugleich die Sonne anzublinzeln, obwohl auch das unschädlich wäre. Wir alle haben auf der Landstraße oder am Meer in die Sonne geblinzelt, ohne daß es schädliche Nachwirkungen gegeben hätte. Dennoch bedeutet es eine größere Anstrengung, mit beiden Augen zugleich in die Sonne zu blinzeln, und für alle unsere Entspannungsübungen gilt, daß die leichteste und bequemste Art der Durchführung auch die beste ist.
Wie lange Sie sich bei diesen Übungen der Sonne aussetzen sollen, werden Sie selbst am besten beurteilen können. Vorteilhafter ist öfteres und kurzes Bestrahlen. Je nachdem, wie sich Ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt haben und es Ihnen angenehm ist, bleiben Sie in der Sonne. Üben Sie nicht etwa so lange, bis die Lider brennen. An einem kalten Wintertag werden Sie mehr Sonne vertragen als an einem heißen Mittag in der Wüste. Weniger in der Sonne zu sein, aber dafür öfter, ist bekömmlicher, als in der Sonne förmlich zu braten. Lassen Sie sich von den Sonnenfleckchen und -fünkchen, die vor Ihren Augen flimmern, nicht beunruhigen; sie sind nur Nachbilder, die auf der Netzhaut zurückbleiben und sofort verschwinden, wenn die Augen für einige Minuten verdunkelt werden. Eine stumpfe Netzhaut nimmt Bilder schon nach dem ersten Sonnenbad klarer auf. Gehen Sie nach dem Sonnenbad ins Haus und decken Sie die Augen für die doppelte Zeitdauer der Bestrahlung mit den Händen zu. Bei zunehmender Kräftigung der Augen werden die Nachbilder verschwinden, ohne daß Sie die Augen erst durch Zudecken ausruhen müssen.
Bedenken Sie, daß es der Schock von dem plötzlichen Gegensatz, nicht die Helligkeit an sich ist, der den Augen anfangs nicht behagt. Sonnen Sie die geschlossenen Augen, sooft Sie vom dunklen Zimmer ins helle Licht hinausgehen und bevor Sie sich in den Wagen setzen und gegen das Licht fahren.
Wenn Sie das In-die-Sonne-Blinzeln gewissenhaft üben, werden Sie bald von heller Zimmerbeleuchtung oder entgegenkommendem Scheinwerferlicht nicht mehr geblendet werden.
Die Sonne wird Ihre Augen glänzend machen wie Edelsteine. Machen Sie sie nicht stumpf, schwächen Sie sie nicht durch das Tragen einer dunklen Brille.
Die Sonne ist Speise und Trank für die Augen.
Der Einfluß der Atmung auf das Sehen
Jeder weiß, daß zum Gesundsein tiefes Atmen notwendig ist. Manches körperliche Leiden ist erst durch richtiges Atmen geheilt worden. Wenige aber wissen, daß gutes Atmen auch für gutes Sehen unentbehrlich ist. Jeder kann sich selbst davon überzeugen, wie ihm „schwarz vor den Augen“ wird, wenn er den Atem lang genug anhält. Dennoch halten fast alle Schwachsichtigen den Atem an, wenn sie etwas sehen wollen, oder atmen bestenfalls so flach, als gehe es nur darum, dem Körper bloß ein Fünkchen Leben zu lassen. Die Arbeit am Zeichenbrett strengt den technischen Zeichner meist an und ermüdet ihn. Auf Befragen gibt er zu, vor lauter Eifer das Atmen vergessen zu haben. Das gilt ebenso für Künstler, Buchhalter, Stenotypisten und andere, die im Sitzen arbeiten. Die Augen bedürfen des Sauerstoffes und einer guten Durchblutung; erreicht wird das durch tiefes Atmen.
Es gibt viele Atemmethoden. Wir haben festgestellt, daß das Seufzen für die Augen die wirksamste Art des Atmens ist.
Das Einatmen vollzieht sich mit mehr oder weniger Kraftaufwand - die Muskeln müssen dabei arbeiten. Wenn der Atem angehalten wird, spannen sich die Muskeln, das Gesicht läuft dabei rot oder sogar blau an. Wir alle kennen das eigensinnige Kind, das, um der Mutter oder dem Kindermädchen Angst zu machen und seine Launen durchzusetzen, den Atem anhält. Beim Ausatmen ergibt sich eine vollkommene Entspannung. Beim Seufzen entspannen sich sämtliche Körperteile, alles gibt nach, und während die Luft aus den Lungen entweicht, wird der ganze Körper gereinigt. Für die Augen ist dieser Vorgang von sofortigem Vorteil. Ein Beispiel:
Ein Mann, der am Erblinden war und dessen Augenlicht allmählich wiederhergestellt wurde, vermochte zunächst den jeweiligen Gegenstand nur beim Seufzen zu erkennen. Freilich mußte er, um ausatmen zu können, erst tief Atem holen.
Das Gähnen, ein Zeichen für Sauerstoffmangel, bringt den Blutkreislauf in Gang und ist sowohl anregend wie entspannend. Ein Seufzer aber bezweckt und bewirkt ausschließlich die Lockerung und Lösung der Spannungen.
Das Seufzen ist ein natürlicher Vorgang. Ein kleines Kind seufzt auf, wenn es das Köpfchen zur Seite dreht und in tiefen Schlaf fällt. Ein kleiner Hund seufzt, nachdem er sich zu einem friedlichen Schläfchen auf den Teppich gelegt hat. Kinder, die aus Angst oder Wut einen Weinkrampf bekommen, seufzen heftig, wenn die Spannung sich löst. Der Seufzer ist der Übergang zu normalem Zustand; das Kind kann wieder lächeln. Im Krankenhaus gilt der erste Seufzer nach einer Operation als Zeichen, daß die Krisis vorüber ist.
Will man einen Gegenstand klarer sehen, so wird das besser gelingen, wenn man tief ausatmet. Das Sehvermögen wird sofort schärfer und bessert sich bei schwachen Augen für einen Moment. Achten Sie darauf, tief und rhythmisch zu atmen, namentlich dann, wenn Sie die Augen besonders beanspruchen. Gutes Atmen ist für gutes Sehen unentbehrlich, da es während der Augenblicke gespannter Aufmerksamkeit und des damit verbundenen Anhaltens des Atems dem mit Kohlensäure überladenen Blut neuen Sauerstoff zuführt.
Übungsteil
Steigerung des Weitsehens
Ermutigend ist die Tatsache, daß keine Anstrengung von Dauer ist. Zuweilen strengt man sich weniger an, und in solchen Zeiten bessert sich sofort das Sehen; im Augenblick aber, da die Anstrengung größer wird, ist die Sehkraft gemindert. Jeder kurzsichtige Mensch, der zeitweise keine Brille trägt, hat die Erfahrung gemacht, daß er die Ferne plötzlich mit einer Klarheit sieht, als hätte er eine Brille auf. Im Anfang wird es sich nur um kurze Augenblicke normalen oder gar übernormalen Sehens handeln, da die alte Gewohnheit, absichtlich sehen zu wollen, gleich wieder einsetzt. Dennoch ermutigt der flüchtige Genuß normalen Sehens den Kurzsichtigen, sich allmählich genügend zu entspannen, um die normale Augenfunktion aufrechterhalten zu können.
Die Psychologen sind sich darüber einig, daß Angst die Muskeln sich zusammenziehen läßt. Die beiden schrägen Muskeln, die den Augapfel umfassen und ihn verlängern, sind bei kurzsichtigen Augen verkrampft. Sie lockern sich und arbeiten mit ihren Gegenmuskeln, den geraden Augenmuskeln nur dann richtig zusammen, wenn Auge und Gehirn entspannt sind. Also besteht gutes Sehen aus der guten Gewohnheit, entspannt zu sehen. Gute Gewohnheiten lassen sich nur durch Übungen im richtigen Gebrauch der Augen entwickeln, die dann normal, und ohne daß man bewußt darauf achtet, ihren Dienst tun. Dr. John Dewey erklärt: Erst wenn durch regelmäßiges Üben die Zusammenarbeit zwischen Auge und Gehirn so vervollkommnet ist, daß sie von selbst eintritt, ist richtiges Sehen hergestellt.
Kurzsichtige Augen fürchten die Entfernung so sehr, daß sie alles Interesse am Weitsehen verlieren und sich auf eine engbegrenzte Umwelt einstellen. Diese geistige Teilnahmslosigkeit ist eine schlechte Gewohnheit. Solche Augen müssen lernen, sich wieder mit dem Begriff „Ferne“ zu befreunden und sich für das, was „da draußen“ geschieht, zu interessieren. Dies ist der erste Schritt zu ihrer Erlösung aus der Verkrampfung.
Ein kurzsichtiges Mädchen klagte mir: „Ich kann aber nicht einmal die andere Seite des Zimmers sehen!“ Ich fragte: „Was sehen Sie da nicht? Sie sehen doch die Wand, wie hoch und wie breit sie ist. Sie sehen die Tür, wenn sie aufgeht, und die Fenster mit ihren Jalousien. Was ist sonst da? Schauen Sie hin und sagen Sie es mir.“ Auf den Befehl hin, Einzelheiten zu schildern, beschrieb sie ein Ölgemälde, den darauf abgebildeten Gegenstand, das Büchergestell, die Vasen darauf, die Lampe, den Sessel, den Schreibtisch und schließlich das Schreibzeug, Bleistift, Feder und ein Lineal auf dem Löschblatt des Schreibtisches. Es wurde ihr klargemacht, daß der Fehler nicht bei ihren Augen lag, sondern bei ihrem Gehirn, das die Augen nicht vorteilhaft zu gebrauchen verstand. Dasselbe Mädchen ging ein andermal durch ein Zimmer, in das leuchtend grüne neue Polstermöbel gestellt worden waren. Die Farbe der alten Möbel war mattbraun gewesen. Der Gegensatz war für jemanden, der wie sie das Zimmer gut kannte, auffallend genug. Ich fragte: „Wie gefallen Ihnen die neuen Möbel?“ „Ach, sind sie gekommen?“ fragte sie überrascht. Sie war unmittelbar an ihnen vorbeigegangen, ohne die Veränderung zu merken. Das Sofa und zwei Polstersessel waren so groß, daß sie auch der Kurzsichtigste hätte sehen können. Das Mädchen hatte einfach nicht hingeschaut. So gehen kurzsichtige Menschen durchs Leben: Das Gehirn verlernt das Sehen.
Überanstrengung der Augen ist eine äußerst heikle Sache; man weiß nicht, wann und wie man es dazu kommen läßt, sonst würde man es unterlassen. Sobald die Überanstrengung da ist, ist der Schaden schon geschehen, denn sie entzieht dem Organismus neunzig Prozent seiner Sehkraft. Sogar eine Brille ist nicht imstande, die Spannungen zu beseitigen oder die Augenmuskeln zu lockern, die nach wie vor verkrampft bleiben. Die Augengläser übernehmen lediglich die Arbeit, die den Akkommodationsmuskeln obliegt. Sobald die Verkrampfung behoben ist und die festgehaltenen Energien dem normalen Gebrauch wieder zugeführt werden, nehmen Kraft, Ausdauer und Energien mächtig zu.
Die Kurzsichtigkeit
Die Augengläser sind bei diesen Übungen abzulegen
Kurzsichtige Menschen müssen, um entfernte Gegenstände ohne Augengläser sehen zu können, folgendes wissen:
1. Das kurzsichtige Auge muß lernen, in Formvergleichen zu denken, denn so sieht das normale Auge - indem es vergleicht. Schauen Sie alles, was Sie sehen, daraufhin an, ob es groß oder klein ist, gerade oder gebogen, lang oder kurz, dick oder dünn, breit oder schmal. Augen, denen Dinge in einer Entfernung von mehr als drei Metern verschwommen oder als unerkennbare Masse erscheinen, sind nicht gewöhnt, die Umrisse zu beachten, die scharfen Kanten, an denen das Licht durch den Gegenstand gebrochen wird. Sie denken nicht daran, die Gestalt des Gegenstandes festzustellen und so das Gehirn bei seiner Aufgabe zu unterstützen, den Gegenstand zu erkennen.
Eine gute Übung ist es, sich bei geschlossenen Augen die großen Buchstaben des Alphabets mit dem Zeigefinger auf den Handteller in Blockschrift zu zeichnen und sich die Form der einzelnen Buchstaben genau vorzusagen. „A“ ist ein Dreieck, „B“, „C“ und „D“ sind runde Linien, „E“ ist ein Rechteck, „F“ ist schlank und so weiter. Es ist erstaunlich, wie interessant die Buchstaben dabei werden können.
2. Gewöhnen Sie es sich an, beim Sehen den Gegenstand nach seinen Feinheiten und Einzelheiten mit den Augen abzusuchen. Wie oft muß ich von Kurzsichtigen hören: „Nun, da Sie mich auf diese Einzelheit aufmerksam gemacht haben, sehe ich sie ganz gut. Ich hatte sie vorher gar nicht bemerkt.“ Der Grund, warum die Augen sie nicht bemerkten, ist, daß sie nicht über den ganzen Gegenstand hinweggewandert waren, ihn nicht abgetastet hatten.
Ihr Blick war an ihm in seiner Gesamtheit als an einem großen Fleck hängengeblieben und hatte versucht, ihn als ein Ganzes aufzunehmen, ihn sozusagen in sich aufzusaugen. Aber Gehirn und Augen können nicht auf diese Weise arbeiten. Beide müssen in raschester Folge über jede kleinste Einzelheit des Gegenstandes hinwandern, jedes Teilchen für sich im Bruchteil einer Sekunde wahrnehmen, bis auch der kleinste Teil beachtet worden ist.
Mit anderen Worten: Gewöhnen Sie Ihre Augen daran, sich rasch zu bewegen. Eine ausgezeichnete Übung ist, ganze Reihen von Dingen schnell zu zählen. Versuchen Sie nicht, es genau zu machen; tun Sie nur, als ob Sie zählten. Sie werden feststellen, daß Ihre Augen, wenn Sie täglich üben, immer weniger Dinge dabei überspringen. Was Sie zählen sollen? Die Zacken eines Musters, Wiederholungen in einem Stoff, Blumen auf der Tapete, Streifen auf einem Stoff, Bücher auf Bücherbrettern, die Fenster eines vorbeifahrenden Zuges oder einer Straßenbahn, die Köpfe vor Ihnen in einem Hörsaal, die Vögel auf einem Telegraphendraht.
Wenn es Ihnen schwerfällt, sich Gesichter zu merken, so gewiß deshalb, weil Sie sie nie genau angesehen haben. Lernen Sie, alle Züge eines Gesichtes aufmerksam zu betrachten, mit dem Blick von einem zum anderen Auge zu wandern, von einer zur anderen Augenbraue, von der Nase zum Mund und Kinn und zurück zu den Augen. Vergleichen Sie die Größe der beiden Augen und ihren Ausdruck. Prägen Sie sich die Ebenmäßigkeit oder Unebenheiten der Augenbrauen und Ohren ein, studieren Sie die Nase, den Mund, das Kinn. Sie werden recht interessante Einzelheiten finden, wenn Sie entdecken, was sich dabei alles zeigt. Wenn Sie einmal das ganze Gesicht genau gesehen haben, werden Sie sich auch daran erinnern können. Angestrengte Augen neigen dazu, das Gesicht mit einem einzigen starren Blick wie ein Löschblatt in sich aufsaugen zu wollen; sie heften den Blick an eine Einzelheit. Selbstverständlich können Sie sich dann an den Rest nicht erinnern.
3. Gewöhnen Sie es dem Geist an, sich für die Entfernung und für Dinge, die in der Entfernung sind, zu interessieren. Kurzsichtige Augen fühlen sich entfernten Gegenständen gegenüber derart hilflos, daß sie gar nicht erst wagen, einen Blick, der versagen könnte, auf sie zu werfen. Und so rücken die Grenzen ihrer Welt immer enger zusammen, bis es ihnen gar nicht mehr in den Sinn kommt, weiter wegzuschauen, ob „da draußen“ etwas zu sehen ist. Nicht einmal Augengläser können diese geistige Gewohnheit ändern. Das Auge muß unentwegt nach etwas Sichtbarem suchen und dadurch das Verlangen nach Antwort auf die Frage „Was ist es?“ verstärken.
4. Bringen Sie den Augen bei, den Unterschied in der Erscheinung ein und desselben Gegenstandes zu studieren, der von nahem und von weitem gesehen wird; also zu erkennen, wie sich die Dinge perspektivisch verändern. Die folgenden Übungen bezwecken, die Augen an der Entfernung zu interessieren.
Übungen zur Entwicklung des Weitsehens
Das Kegelspiel
Zur Vorbereitung baden Sie die Augen in der Sonne oder in hellem Licht und decken sie dann mit den Handtellern zu. Während Sie sie zugedeckt halten, richten Sie Ihre Gedanken auf eine Kegelbahn. Stellen Sie im Geist die Kegel in einer Reihe auf, malen Sie sie sorgfältig an und behalten Sie die Reihenfolge der Farben im Gedächtnis. Nehmen Sie eine Kegelkugel, mit der Sie die Kegel umwerfen wollen. Verfolgen Sie, wie die Kugel Ihre Hand verläßt, über die Bahn rollt und den ersten Kegel umwirft Wiederholen Sie dies, bis alle neun Kegel umgeworfen sind.
Erkennungsübungen
1. Setzen Sie sich am Ende eines langen, gut beleuchteten Raumes bequem in einen Stuhl, um die Einrichtung anzuschauen. Betrachten Sie zuerst die zwei nächstgelegenen Gegenstände zu beiden Seiten, indem Sie den Kopf erst nach der einen, dann nach der andern Seite drehen. Schließen Sie die Augen und prägen Sie sich gut ein, wie die beiden Gegenstände aussehen.
2. Gehen Sie nun zu den beiden nächsten Gegenständen über, die ein wenig weiter entfernt liegen, schauen Sie sie abwechselnd sorgfältig an, während Sie den Kopf von der einen nach der andern Seite drehen. Schließen Sie die Augen und drehen Sie den Kopf in Richtung des zuerst betrachteten Gegenstandes, dann in Richtung des andern.
3. Erinnern Sie sich an das, was Sie gesehen haben, öffnen Sie die Augen, sehen Sie es wieder an und setzen Sie die Übung mit noch weiter entfernten Gegenständen zu beiden Seiten fort.
4. Wagen Sie sich mit den Augen schrittweise immer weiter vor, von Gegenstand zu Gegenstand, wobei Sie Ihr Interesse auf das beschränken, was Sie betrachten, und mit Ihren Augen jeden Gegenstand genau abtasten. Stellen Sie seine Formen fest und nehmen Sie dabei möglichst viele Einzelheiten auf.
5. Sie werden wahrscheinlich sehr bald bei Gegenständen zu beiden Seiten des Raumes angelangt sein, die so weit entfernt sind, daß Sie sie nicht mehr erkennen können. Beschäftigen Sie sich mit den beiden Unbekannten, halten Sie sich kurz bei diesem, dann bei jenem auf. Vergessen Sie nicht, die Augen immer wieder zu schließen, sie rasten zu lassen und tief und oft zu atmen. Strengen Sie sich nicht an; lassen Sie das Sehen auf sich zukommen und die Augen tun, was sie wollen. Stellen Sie Vermutungen an, wie es das normale Auge tut. Möglicherweise wird der eine oder andere Gegenstand dann im Bewußtsein oder vor dem Auge plötzlich klar aufblitzen. Auf welche Weise er Ihnen auch deutlich wird:
nehmen Sie es hin; mit der Zeit trägt es zum besseren Sehen bei.
6. Wenn aber nichts dergleichen geschieht, dann begeben Sie sich zu den Gegenständen hin und untersuchen Sie sie aus nächster Nähe. Warum gelang es Ihnen nicht, sie zu erkennen? Haben Sie Größe und Gestalt aus der Entfernung falsch gesehen? Versäumten Sie, die Gegenstände nach ihren Einzelheiten mit dem Blick abzutasten? Inwiefern sehen sie in der Nähe anders aus als aus der Ferne?
7. Kehren Sie nun zu Ihrem Sessel zurück, decken Sie die Augen zu und stellen Sie sich die Gegenstände so vor, wie Sie sie aus der Nähe gesehen haben. Holen Sie tief Atem und atmen Sie aus, während Sie die Augen öffnen; vielleicht werden Sie von einem kurzen Augenblick klaren Sehens überrascht.
Machen Sie diese Übungen nicht lange auf einmal, sondern lieber alle Tage ein wenig. Was am ersten Tag unmöglich schien, wird beim nächsten Mal leichter sein.
Das Kino
Kinos bieten Ihnen eine gute Gelegenheit, das Weitsehen zu fördern. Betrachten Sie ohne Augengläser die Leinwand. Setzen Sie sich nahe genug, um ohne Anstrengung sehen zu können, etwa in die Mitte der ersten oder zweiten Reihe. Denken Sie daran, oft zu blinzeln, tief und rhythmisch zu atmen und die Leinwand nach Einzelheiten abzusuchen. Schließen Sie ab und zu kurz die Augen oder schauen Sie auf eine dunkle Stelle, um die Augen durch den Kontrast von Hell und Dunkel ausruhen zu lassen. Handelt es sich um einen Film mit vielen Außenaufnahmen, so nehmen Sie jede Gelegenheit wahr, tief in den Hintergrund, in die im Film gebotene Entfernung zu schauen. Im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung ist der Kinobesuch für die Augen gut und kann zur Besserung der Kurzsichtigkeit dienen. Da alles in ständiger Bewegung ist, ist es unmöglich, den Blick starr auf eine Stelle zu heften; Filme zwingen die Augen, sich zu bewegen. Haben Sie beim ersten Kinobesuch ohne Brille in der ersten Reihe gesessen, so werden Sie im Verlauf einiger Wochen feststellen, daß Sie in immer größerem Abstand von der Leinwand sitzen und sehen können. Früher als Sie geglaubt haben, werden Sie sogar in der ersten Balkonreihe sitzen und den Film genauso gut zu sehen vermögen. Der schräge Blick nach unten ist den Augen wohltuend, die Kopfhaltung bequemer für das Genick. Jetzt werden ihre weitsichtigen Bekannten wieder gern mit Ihnen zusammensitzen.
Vergessen Sie nicht unsere Regel für den Gebrauch der Augen:
Bequemlichkeit ist alles. Lassen Sie die Augen nicht müde werden. Ist noch ein Beifilm dabei, wird Ihnen am Anfang die Ausdauer fehlen, die dazu notwendig ist, einen ganzen Abend ohne Brille zu verbringen. Sie haben sich zu lange auf Ihre Krücken verlassen. Dann müssen Sie die Augen für eine Weile mit den Händen zudecken oder die Brille aufsetzen. Aber je mehr sich die Augen daran gewöhnen, ohne diese Hilfe zu sehen, um so länger werden Sie aushalten, ohne zu ermüden. Halten Sie, wenn möglich, den Kopf so, daß Sie schräg hinab auf die Leinwand blicken; schauen Sie ohne Verkrampfung hin und denken Sie daran, zu atmen.
Eine vorzügliche Übung ist es, sich einen interessanten Film anzusehen und dann ein zweites Mal hinzugehen, diesmal aber die Augen mit den Händen abzudecken und den ganzen Film im Geist an sich vorbeiziehen zu lassen, während man zuhört. Das Sehen wird zweifelsohne viel klarer sein, wenn Sie dann die Hände wegnehmen.
Die zweite Kegelübung
Nichts ist so gut für die Verbesserung der Sehweite und Sehschärfe wie das Kegelspiel. Eine moderne Kegelbahn ist gut beleuchtet und durchlüftet. Beobachtet der Spieler die Kegelkugel in seiner Hand, während er zum Wurf ausholt, und wirft er dann einen raschen Blick auf die Kegel, oder anders: schaut er erst einmal auf die Kegel, wenn er zum Zielen ausholt, und verfolgt er dann beim Wurf die Kugel mit den Augen, wenn sie auf die Kegel zurollt, so wird ihm der Wurf besser gelingen.
Für Kurzsichtige ist es zweckmäßig, die stehengebliebenen Kegel schnell zu überblicken und ihre Zahl zu schätzen. Je länger man spielt, um so sicherer wird man schätzen.
Sogar das Anschreiben der Spielergebnisse kann von Nutzen sein. In manchen modernen Kegelbahnen werden die am Pult mit dem Bleistift notierten Punkte im gleichen Augenblick auf eine erhöhte Tafel in einiger Entfernung gestrahlt. Das handgeschriebene Spielergebnis mit dem auf die Tafel gestrahlten zu vergleichen, tut für die Entwicklung des Weitsehens Wunder.
Die Telegraphenmasten
Vor und nach der Übung decken Sie die Augen ab und lassen die Sonne oder Licht darauf scheinen.
1. Stellen Sie sich an eine Stelle, von wo aus Sie an einer langen Reihe von Telegraphenmasten entlangblicken können. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den ersten Mast und drehen Sie Ihre Nase dahin, wohin Sie schauen. Gleiten Sie mit dem Blick an der linken Seite des Mastes hinauf bis zur Spitze, wobei Sie den Kopf heben, und dann auf der rechten Seite wieder ganz herunter bis zum Boden. Achten Sie auf alles, was Sie sehen: auf Astlöcher oder Risse im unteren Teil und auf Querbalken und Streben weiter oben, die an den Enden Isolatoren aus Porzellan tragen.
2. Zählen Sie die Drähte und gleiten Sie an den Drähten weiter bis zum nächsten Mast.
3. Nachdenklich und langsam wiederholen Sie das Heruntergleiten am nächsten Mast; tun Sie es mit der gleichen Sorgfalt wie beim ersten.
4. Vergleichen Sie sein Aussehen mit dem des ersten. Sie sollen den Eindruck bekommen, daß dieser weiter weg ist als der erste. Durch diese Übung wird das Gefühl für Entfernung geübt.
5. Schließen Sie die Augen, ruhen Sie aus und atmen Sie.
6. Öffnen Sie die Augen wieder und gleiten Sie die Drähte entlang vom ersten Mast zum zweiten; mehrere Male hin und her.
7.Gehen Sie zum dritten Mast über und wiederholen Sie dasselbe. Bei dieser Übung werden Sie täglich schärfere und detailliertere Bilder erhalten und mit der Zeit den siebten und achten Mast besser sehen können als anfangs den ersten und zweiten.
STEIGERUNG DES NAHSEHENS
Heutzutage entdecken die meisten Menschen, wenn sie etwa vierzig Jahre alt sind, daß sie zum Lesen entweder längere Arme brauchen, um das Buch zu halten, oder bessere Augen, um den Druck deutlicher zu sehen. Augen, die beim Lesen Schwierigkeiten haben, sind vielleicht weitsichtig oder astigmatisch oder auch alterssichtig. Alterssichtigkeit führt man auf eine Verhärtung der Linse zurück. Solche Augen starren die Druckzeilen entlang. Sie sind nicht beweglich wie das normale Auge, aber sie können lernen, sich wieder zu bewegen. Sie können sich verjüngen, indem Sie lernen, mit entspannten Augen zu lesen. Verkrampfung und nicht Alter stört das Nahsehen. Wir alle kennen alte Leute, die ihre Fähigkeit, ohne Brille zu lesen, behalten haben. Reisende erzählten vor dem Krieg, daß sie in belgischen Klöstern alte Frauen gesehen hätten, die ihr ganzes Leben damit verbracht hatten, die berühmten Brüsseler Spitzen herzustellen, ohne daß sie, obwohl sie achtzig Jahre und älter waren, Brillen gebraucht hätten. Sie arbeiteten bei sehr gutem Licht, meistens bei Tageslicht, nicht bei künstlichem, und kannten keine Sorgen oder Hast und Eile, wodurch ihre Nerven angespannt worden wären. Sie waren ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, was die Augen leisten können, wenn man während der Arbeit entspannt bleibt.
Spannung verursacht Versagen beim Lesen, in diesem Fall die Spannung der vier geraden Augenmuskeln, die den Augapfel verkürzen. Wenn sie durch geistige Entspannung gelockert werden, dann können ihre beiden Gegenspieler, die schrägen Augenmuskeln, ihre Aufgabe erfüllen und den Augapfel verlängern. Dann kann man bequem und ohne Anstrengung lesen. Die Linse ändert sich dabei nicht; ob sie verhärtet oder elastisch ist, spielt offenbar keine Rolle, denn das Lesen ist in beiden Fällen möglich. Wenn man ernsthaft und ausdauernd übt, sich zu entspannen, dann kann man ungeachtet seines Alters die Fähigkeit behalten, gut in der Nähe zu sehen. Wissenschaftlich ausgedrückt: Augen, die die Fähigkeit zu akkommodieren verloren haben, sollten wieder dazu erzogen werden.
Fünf gute Vorsätze für Alterssichtige
1. Entschließen Sie sich, öfter und tief zu atmen, wenn Sie die Augen zum Nahsehen gebrauchen. Atmen Sie, um zu sehen!
2. Die Augäpfel sollen sich beim Lesen weich anfühlen. Entspannen Sie die Augenlider und vermindern Sie den Druck in der Augenhöhle; das befreit sie von der Verkrampfung (siehe das Kapitel „Zusammenfassung täglicher Entspannungsübungen“). Schließen Sie des öfteren die Augen, um sich zu vergewissern, ob sich die Augen weich anfühlen; versuchen Sie dieses Gefühl wiederzubekommen, wenn es Ihnen verlorengeht.
3. Schließen Sie öfters die Lider, um die Augen sich erholen zu lassen und sie zu bespülen. Damit beugen Sie Trübungen und Augengrieß vor.
4. Sooft Sie untertags in die Ferne sehen, blicken Sie anschließend zum Ausgleich rasch auf etwas Nahes, und seien es nur Ihre Armbanduhr oder Ihre Fingernägel.
5. Gewöhnen Sie Ihre Augen daran, die betrachteten Gegenstände scharf abzuzeichnen und zu umreißen. Das wird Ihre Beobachtungsgabe schärfen, indem Sie sich bei entfernten Dingen, die Sie ja gut sehen können, daran gewöhnen, die Augen richtig hin und her wandern zu lassen; eine Gewohnheit, die Sie dann auch auf nahe Dinge, die Sie schwerer sehen können, übertragen.
Der erste Schritt zur Wiederentwicklung des Sehvermögens ist die Ausschaltung seelischer Spannungsursachen. Dies erreichen Sie durch geistige Entspannung, wie es im Kapitel „Allgemeine geistige Entspannung“ angegeben ist. Menschen mit solchen Augen müssen sowohl das körperliche wie auch das geistige Starren unterbrechen, da sie dabei sozusagen nur in einer ruckartigen Folge von Wahrnehmungen denken und lesen können. Wir müssen Geist und Blick zu einem flüssigen Bewegungsablauf erziehen und genauso mit dem Kopf wie mit den Augen lesen. Sogar die Anhänger der schulgerechten Methode sind zu dieser Einsicht gekommen und lehren nun, daß „Sehen mehr bedeutet, als nur optisch scharf wahrzunehmen“.
Der nächste Schritt ist die Entspannung der Augen. Machen Sie all die Entspannungsübungen aus dem Kapitel „Zusammenfassung täglicher Entspannungsübungen“, besonders die Morgenübungen; denn gerade weitsichtige Augen müssen gelockert und geöffnet und von dem Druck der von oben schwer auf dem Augapfel lastenden Lider und Augenbrauen befreit werden.
Legen Sie besonderes Gewicht auf das Abdecken und Baden der Augen in der Sonne. Seltsamerweise scheuen gerade solche Menschen, deren Augen es am nötigsten haben, sowohl den Sonnenschein wie den erforderlichen Zeitaufwand, die Fähigkeit des Entspannens durch Abdecken der Augen zu entwickeln. Aber mit Beharrlichkeit kann man es dahin bringen, das helle Licht zu vertragen und die Ruhe zu genießen, die durch das Abdecken der Augen erzeugt wird.
Ratschläge für alternde Augen: Baden Sie die Augen in der Sonne oder in hellem Licht und machen Sie dabei den Elefantenschwung. Die körperliche Bewegung beruhigt die Nerven und steigert die angenehme Wirkung des Abdeckens der Augen. Lassen Sie sich das Abdecken der Augen auf keinen Fall langweilig werden und zwingen Sie sich nicht, stillzusitzen, wenn Sie innerlich kribbelig sind und all die Dinge im Sinn haben, die Sie erledigen könnten, während Sie sich diese Erholung von zehn Minuten gönnen. Bedenken Sie, daß eine kleine Pause zur Entspannung ein Zeitgewinn ist. Nach dem wohltuenden Abdecken der Augen werden Sie Ihre Gedanken besser sammeln können, Ihre Leistungsfähigkeit ist erhöht und Sie brauchen weniger Zeit für Ihre Arbeit. Mit anderen Worten: Sie werden sich dann nicht geistig und körperlich „im Kreise drehen“. Lassen Sie das Radio eine angenehme Musik, eine interessante Erzählung oder ein gutes Hörspiel vortragen, wenn Sie die Handteller über die sanft geschlossenen Augen so halten, daß sie wie eine weiche, warme, dunkle Schale auf ihnen liegen. Stützen Sie die Ellbogen auf ein Kissen, damit die Arme nicht ermüden. Geben Sie sich einer frohen Stimmung hin, denken Sie nicht an Unangenehmes. Seufzen Sie tief und nehmen Sie sich vor, Ihre Ruhepause richtig auszukosten.
Jetzt sind Ihre Augen zum Gebrauch bereit. Bedenken Sie:
1. Sie werden jetzt nicht krampfhaft versuchen, etwas Gedrucktes zu sehen; denn je mehr Sie sich anstrengen, desto eher werden Sie verwischt, schmerzhaft und undeutlich sehen.
2. Sie werden nicht künstlich mit Hilfe der Augenlider und Brauen versuchen, deutlicher zu lesen. Solche drückenden und verzerrenden Einwirkungen sind schlecht für die Augen und verhindern eine Besserung und dauerndes gutes Sehen.
3. Denken Sie daran, daß die Erinnerung an mangelhaftes und undeutliches Sehen die Sehkraft verschlechtert. Lassen Sie es deshalb nicht zu, daß Ihr Geist sich mit der Erinnerung an astigmatische Fehler abgibt. Schließen Sie statt dessen die Augen und denken Sie an etwas früher Geschehenes, das scharf und deutlich abgegrenzt war. Stellen Sie sich geistig auf vollkommenes Sehen ein.
4. Baden Sie die Augen in der Sonne oder im hellen Licht und decken Sie sie während des Übens mit den Händen oft zu. Ruhen Sie sich, wenn irgend möglich, aus, noch ehe Sie müde werden.
Jeder kennt den Spruch: „Vorbeugen ist besser als Heilen.“ Sagen Sie sich: Wenn Sie ausruhen, bevor Sie müde sind, werden Sie nie erschöpft sein.
5.Versorgen Sie sich mit bestem Licht, wenn möglich mit Sonnenlicht, sonst mit gutem Tageslicht oder einem gleichwertigen künstlichen Licht (siehe das Kapitel „Zentralisation und Licht“). Wenn Sie in der Sonne lesen, halten Sie das Buch so, daß es nicht blendet.
6.Machen Sie während des Lesens oft die geistigen Übungen; sie entspannen das Gehirn und lockern die gespannten Augenmuskeln.
Eine ausgezeichnete Vorbereitung für die Leseübungen ist, neben dein Sonnenbaden und Zudecken, die Kalenderübung im Kapitel „Steigerung des Weitsehens“. Wenn Sie mit dem kleinen Taschenkalender (Übung C) üben, wobei Sie von den kleinen Zahlen auf die großen, entfernten schauen, dann benutzen Sie im Anfang keinen zu kleinen Kalender, sondern einen, den Sie mühelos sehen können. Halten Sie ihn, wenn nötig, in Armesweite von den Augen entfernt. Im Lauf der Zeit, wenn ihre Sehkraft zunimmt, werden Sie den Kalender nach und nach näher rücken können. Schauen Sie die „1“ auf dem Kalender in Ihrer Hand, dann die auf dem großen Kalender und schließlich wieder die kleine Zahl in der Hand an. Damit geben Sie dem verkürzten Augapfel Gelegenheit, sich zweimal zum Nahsehen zu verlängern und nur einmal weit zu sehen. Denken Sie daran, die Augen nach jeder „Rundfahrt“ zu schließen, einige Male zu schwingen und zu atmen. Lassen Sie die Augen jedesmal leicht auf den Zahlen ruhen, statt nach ihnen zu schnappen oder klares Sehen erzwingen zu wollen. Nehmen Sie den jeweiligen Eindruck gelassen hin, schließen Sie die Augen und stellen Sie sich die Zahl klar vor, so wie sie erscheinen m ü ß t e.
Die Annäherungsübung
1. Decken Sie mit dem Handteller ein Auge so lose zu, daß es sich zusammen mit dem andern öffnen kann. Krümmen Sie die andere Hand zusammen, wie ein Wahrsager es verlangt, wenn er die Linien lesen will.
2. Halten Sie die Hand in Armesweite und streifen Sie mit dem Blick hin und her über all die Weinen Linien.
3. Schließen Sie die Augen und fahren Sie im Geist fort, mit dem Blick über die Handfläche hin- und herzuwandern, und stellen Sie sich dabei die Linien vor, die Sie jeweils sehen.
4. Holen Sie tief Atem, rücken Sie die Hand näher, öffnen Sie die Augen und blicken Sie wieder über die Hand hin.
5. Wiederholen Sie: Hin- und herschauen, Augen schließen, sich erinnern. Bringen Sie die Hand immer näher ans Gesicht, bis sie ganz nahe vor der Nase steht. Sie werden einige Linien noch immer mühelos sehen, weil Sie den Augapfel schrittweise verlängert haben.
6. Wiederholen Sie die Übung nun mit dem anderen Auge und der anderen Hand.
7. Und jetzt: Eine Ruhepause mit Sonnenbad und Zudecken der Augen.
8. Wiederholen Sie dann das Ganze mit beiden Augen zusammen. Sie müßten schon viel besser sehen können. W a r n u n g: Versuchen Sie jetzt, da Sie mit beiden Augen üben, nicht, die Hand so dicht vor die Nase zu halten, wie Sie es bei einem Auge getan haben; es kann Ihnen Unbehagen verursachen.
Wenn Sie diese Übung mit Erfolg gemacht haben, gehen Sie zur Fingerabdruckübung über.
Die Fingerabdruckübung
1. Decken Sie mit dem Handteller ein Auge zu. Strecken Sie den Arm aus und halten Sie die Spitze des Zeigefingers so vor sich, daß Sie mit dem andern Auge all die feinen Linien verfolgen können, für die sich die Fingerabdruckspezialisten interessieren.
2. Schließen Sie die Augen, stellen Sie sich die soeben gesehenen Linien vor und rücken Sie, ohne die Augen zu öffnen, den Finger um etwa drei Zentimeter näher.
3. Atmen Sie tief aus und öffnen Sie langsam die Augen, den Blick auf die Fingerkuppe gerichtet. Verfolgen Sie wieder all die winzigen Tastlinien, die sich dem Auge zeigen.
4. Wiederholen Sie das mit geschlossenen Augen und bringen Sie den Finger noch ein kleines bißchen näher an das Auge, ohne ein deutliches Sehen erzwingen zu wollen. Warten Sie, bis sich das Sehen von selbst einstellt.
Diese Übung verlängert langsam den Augapfel, indem sie die geraden Muskeln lockert und die schrägen Muskeln veranlaßt, sich zusammenzuziehen, wodurch der Augapfel verlängert wird, so daß man in der Nähe sehen kann. Die Übung ist leicht, da nichts gedeutet werden muß. Sie strengen sich also dabei nicht an, das Gehirn bleibt entspannt. Wenn Sie die Sonne auf die Fingerkuppe scheinen lassen, wird die Übung noch leichter sein. Diese einfache Übung kann, ohne daß es auffällt, zu jeder Zeit und überall gemacht werden und bewirkt eine allmähliche Lockerung des Augapfels.
Die Zahnstocherübung
Diese Übung soll das Zentralisieren fördern und das Auge lehren, einen einzigen winzigen Punkt für den Bruchteil einer Sekunde am besten zu sehen. Je kleiner der Punkt, der gesehen wird, um so vollkommener ist das Sehen. Bemühen Sie sich nicht, die Punkte klar zu sehen, lassen Sie sie von selbst deutlich werden; das kann geschehen, wenn Sie den Kopf von einem zum andern Punkt hin- und herwiegen.
1. Nehmen Sie zwei Zahnstocher, wenn möglich farbige. Suchen Sie einen roten und einen grünen heraus. Halten Sie den roten senkrecht in der linken Hand, den grünen ebenso in der rechten Hand, beide Hände etwa einen halben Meter auseinander.
2. Schließen Sie nun die Augen und wiegen Sie leicht den Kopf von einer Seite zur andern, richten Sie die Nase und die Gedanken erst auf die Spitze des einen Zahnstochers, dann auf die Spitze des andern.
3. Öffnen Sie die Augen und sehen Sie die eine, dann die andere Spitze an, während Sie viermal den Kopf hin- und herbewegen.
4. Die Augen wieder schließen, das Kopfwiegen fortsetzen und an das denken, was Sie eben gesehen haben, indes Sie die Zahnstocher näher zusammenrücken. Wenn sie Ihnen dann verwischt oder doppelt erscheinen, kümmern Sie sich nicht darum. Sie w i s s e n ja, wie scharf und deutlich die Spitzen sind; machen Sie sich also, sooft Sie die Augen schließen, eine klare Vorstellung von ihnen. Beim erneuten Öffnen der Augen kann es sein, daß Sie die Spitzen deutlicher sehen.
Achten Sie darauf, daß Sie sich das Gefühl, wie Sie die eine der kleinen Zahnstocherspitzen verlassen und zur andern hinüberwandern, genau einprägen. Jedesmal, wenn Sie die Augen für vier Kopfschwünge schließen, rücken Sie die Zahnstocher einander um drei Zentimeter näher, bis der Abstand zwischen ihnen nur noch so breit ist wie ein Zahnstocher. Können Sie nun immer noch Augen und Gehirn erst auf die eine, dann auf die andere Spitze einstellen? Lautet die Antwort ja, dann zentralisieren Sie richtig