31.05.2012, 10:13
Charakter oder Bewusstsein?
Wie kann ich einen starken Charakter entwickeln, so dass mich nichts mehr durcheinander bringt und ich nicht die Fassung verliere?
Setz dich ans Meer und beobachte das Meer. Du siehst Millionen von Wellen, doch in seinen Tiefen bleibt das Meer ruhig und still, in tiefer Meditation. Es ist nur an der Oberfläche in Aufruhr, dort, wo es auf die Außenwelt trifft, auf den Wind. In sich selbst bleibt es immer gleich, es gibt nicht eine einzige kleine Welle, es ändert sich überhaupt nicht.
Mit dir ist es genau so. Nur an der Oberfläche, dort, wo du auf andere triffst, entsteht ein Aufruhr, es entsteht Angst, Wut, Festhalten, Habgier, Begierde.... nur an der Oberfläche, dort, wo der Wind dich berührt. Und wenn du selbst an der Oberfläche bleibst, kannst du dieses Wechselspiel nicht verändern, es wird immer gleich bleiben.
Viele Menschen versuchen es dort zu ändern, an der Oberfläche. Sie kämpfen damit, sie versuchen, keine Wellen aufkommen zu lassen, aber durch diesen Kampf entstehen immer neue Wellen, denn wenn das Meer mit dem Wind kämpft, entsteht noch mehr Aufruhr: nicht nur der Wind verursacht ihn, das Meer bewirkt ihn ebenso – an der Oberfläche entsteht ein ungeheures Chaos.
Alle Moralisten versuchen, den Menschen an der Peripherie zu verändern, dein Charakter ist deine Peripherie: Du bringst keinen Charakter mit auf die Welt, du kommst vollkommen ohne Charakter, du kommst als leeres Blatt, und alles, was du als deinen Charakter bezeichnest, ist von anderen darauf geschrieben worden. Deine Eltern, die Gesellschaft, die Lehrer und die Lehren – sie alle konditionieren dich. Du kommst als leeres Blatt und alles, was darauf geschrieben wird, stammt von anderen. Solange du nicht wieder zu einem leeren Blatt wirst, weißt du nicht, was die wahre Natur ist, was Brahma ist, was Tao ist.
Das Problem ist also nicht, wie du einen starken Charakter bekommen kannst, das Problem ist nicht, wie du einen Zustand von Nicht-Wut erreichen kannst, wie du es schaffen kannst, ungestört zu sein – nein, das ist nicht das Problem. Das Problem ist vielmehr, wie du dein Bewusstsein von der Peripherie zu deinem Zentrum lenken kannst. Dann kannst du plötzlich sehen, dass du immer ruhig gewesen bist. Dann kannst du aus einer Distanz auf deine eigene Peripherie schauen, und die Distanz ist so groß, so unendlich, dass du alles so betrachten kannst, als gehörte es nicht zu dir. Tatsächlich gehört es auch niemals zu dir. Selbst, wenn du völlig darin verloren gehst: es gibt etwas in dir, das ungestört bleibt, das jenseits davon bleibt, das ein Zeuge bleibt.
Das ganze Problem für den Sucher ist also, wie er seine Aufmerksamkeit von der Peripherie zu seinem Zentrum lenken kann. Wie er sich mit dem Teil verbinden kann, der sich nicht ändert, wie er es schafft, nicht mit seiner Oberfläche identifiziert zu sein. An der Oberfläche können andere dich stark beeinflussen, denn an der Oberfläche ist Veränderung völlig natürlich. Die Peripherie wird sich stets verändern – selbst die Peripherie eines Buddhas verändert sich.
Der Unterschied zwischen einem Buddha und dir ist nicht im Charakter begründet – vergiss das nicht, er liegt nicht in unterschiedlicher Moral, in unterschiedlicher Tugend oder Untugend, der Unterschied liegt darin, wo du verankert bist.
Du bist in der Peripherie verankert, ein Buddha ist in seinem Zentrum verankert. Er kann mit Abstand auf seine Peripherie schauen. Wenn du ihn schlägst, kann er es so betrachten, als hättest du jemand anderen geschlagen, weil sein Zentrum so weit davon entfernt ist. Es ist so, als wäre er ein Beobachter auf dem Hügel und im Tal passiert etwas, das er von weitem sehen kann. Das musst du als erstes verstehen.
Das zweite ist: es ist sehr leicht für dich, dich zu kontrollieren, aber sehr schwer, dich zu transformieren. Es ist sehr leicht, dich zu kontrollieren. Du kannst deine Wut kontrollieren, aber wie machst du das? Du wirst sie unterdrücken. Und was passiert, wenn du etwas unterdrückst? Du änderst seine Bewegungsrichtung. Du wolltest etwas rauslassen und dann unterdrückst du es, jetzt geht es nach innen – es ändert nur seine Richtung.
Aber es wäre gut gewesen, die Wut rauszulassen, denn Gift muss rausgeworfen werden. Wenn die Wut nach innen geht, dann ist das schlecht, denn sie vergiftet deinen Körper und deinen Geist. Und wenn du das lange machst... so wie jeder das macht, denn die Gesellschaft bringt dir Kontrolle bei und nicht Transformation.
Die Gesellschaft sagt: ’Kontrolliere dich’ und indem du dich kontrollierst, verschwindet das Negative tiefer und tiefer in deinem Unbewussten, und dort wird es zu einer ständigen Einrichtung. Es ist dann nicht mehr die Frage, ob du manchmal wütend bist und manchmal nicht – du bist einfach wütend. Manchmal explodierst du und manchmal explodierst du nicht, weil du keine Ausrede dafür hast, oder aber du musst eine suchen. Und vergiss nicht, Ausreden kannst du überall finden.
Du bist wütend, weil du soviel Wut unterdrückt hast, es gibt keinen Zeitpunkt, wo du nicht wütend bist - du bist höchstens mal mehr und mal weniger wütend. Dein ganzes Wesen wird durch die Unterdrückung vergiftet. Du isst mit Wut – und es hat eine ganz andere Qualität, wenn jemand sein Essen ohne Wut einnimmt: es ist schön, ihm zuzusehen, weil es ohne Gewalt passiert. Auch wenn er Fleisch isst, isst er ohne Gewalt. Du isst vielleicht nur Obst und Gemüse, aber wenn unterdrückte Wut da ist, isst du gewalttätig.
...Und das wird schließlich jeden Bereich deines Lebens durchdringen: du kannst mit jemandem schlafen, aber das hat dann mehr mit Gewalt als mit Liebe zu tun, du wirst es sehr aggressiv tun. Weil ihr einander nicht seht, wenn ihr euch liebt, wisst ihr nicht, was vor sich geht. Und du kannst es nicht wissen, weil du fast immer voller Aggressionen bist.
Darum wird ein tiefer Liebesorgasmus unmöglich – denn tief drinnen hast du Angst, dass du deine Frau oder deine Geliebte töten könntest, wenn du alle Kontrolle fallen lässt, oder dass die Frau ihren Mann oder Geliebten töten könnte. Du hast so viel Angst vor deiner eigenen Wut! Wenn du das nächste mal mit jemandem schläfst, beobachte dich: Du machst dieselben Bewegungen, als wärst du aggressiv. Beobachte dein Gesicht, stell einen Spiegel auf, damit du sehen kannst, was mit deinem Gesicht passiert! Du wirst alle Verzerrungen von Wut und Aggression darin finden.
...Durch Unterdrückung wird dein Geist gespalten. Der Teil, den du akzeptieren kannst, wird zum Bewussten, und der Teil, den du zurückweist, wird zum Unbewussten. Diese Spaltung ist nicht natürlich, sie ist das Ergebnis deiner Verdrängung. Und dann wirfst du allen Müll, den die Gesellschaft zurückweist, immer wieder in dein Unbewusstes – aber vergiss nicht, alles, was du dort hineinwirfst, wird mehr und mehr ein Teil von dir, es wird Teil deiner Hände, deiner Knochen, deines Blutes und deines Herzschlags. Heute sagen Psychologen, dass achtzig Prozent aller Krankheiten durch unterdrückte Gefühle verursacht werden: Die vielen Herzversagen bedeuten, das ebenso viel Wut in den Herzen unterdrückt wurde, so viel Hass, dass das Herz vergiftet wurde.... Wut ist schön, Sex ist schön. Aber schöne Dinge können hässlich werden, es hängt ganz von dir ab. Wenn du sie verachtest, werden sie hässlich. Transformierst du sie, werden sie göttlich. Transformierte Wut ist Mitgefühl – denn es ist dieselbe Energie. Ein Buddha ist voller Mitgefühl, woher kommt dieses Mitgefühl? Es ist dieselbe Energie, die sich vorher als Wut gezeigt hat, jetzt geht sie nicht mehr in die Wut, sondern hat sich in Mitgefühl verwandelt. Woher kommt Liebe? Ein Buddha ist liebevoll, Jesus ist Liebe. Die Energie, die im Sex fließt, verwandelt sich in Liebe.
Vergiss also nicht, wenn du etwas Natürliches verurteilst, wird es zu Gift. Es zerstört dich, es wird destruktiv und selbstmörderisch. Wenn du es transformierst, wird es göttlich, es wird zur Gotteskraft, es wird zu einem Elixier, durch das du Unsterblichkeit erlangen kannst, ein unsterbliches Sein. Doch Transformation ist nötig.
Transformation geschieht nicht durch Kontrolle, sie geschieht durch Bewusstheit. Du bist wütend, und du musst dir bewusst machen, dass du es bist – beobachte es! Es ist ein schönes Phänomen, deine Energie ist in Bewegung, sie wird heiß!
Sie ist wie die Elektrizität in den Wolken. Die Menschen hatten immer Angst vor dieser Elektrizität. Früher, als sie noch nichts drüber wussten, hielten sie sie für ihren wütenden Gott, der sie bedroht und bestraft – ihnen Angst macht, damit sie ihn anbeten, damit sie seine Existenz spüren, weil er sie strafen kann.
Aber heute haben wir diesen Gott gezähmt. Er läuft durch unsere Ventilatoren, unsere Klimaanlage, unseren Kühlschrank: Dieser Gott dient all deinen Wünschen. Seine Kraft ist gezähmt worden, er ist nicht mehr wütend, er bedroht uns nicht mehr. Die Wissenschaft hat eine äußere Kraft in einen Freund verwandelt.
Religion macht dasselbe mit deinen inneren Kräften.
Wut ist in deinem Körper wie Elektrizität; du weißt nicht, was du damit machen sollst: Entweder tötest du jemand anderen oder du tötest dich selbst. Die Gesellschaft sagt dir, dass es in Ordnung ist, wenn du dich selbst tötest, das geht nur dich etwas an, aber töte keinen anderen – und wenn du auf die Gesellschaft hörst, scheint das in Ordnung. Also wirst du entweder aggressiv oder repressiv.
Für Religion ist beides verkehrt. Hier ist es grundsätzlich nötig, sich dieser Energie, dieser Wut, dieser inneren Elektrizität bewusst zu werden und ihr Geheimnis kennen zu lernen. Es ist Elektrizität, darum erhitzt sie dich. Wenn du wütend bist, wird dir ganz heiß, und du kannst die Kühle eines Buddhas nicht verstehen. Wenn Wut in Mitgefühl transformiert ist, wird alles kühl, eine tiefe Kühle kommt auf. Buddha ist niemals erhitzt, er ist immer kühl und zentriert, denn er weiß diese innere Elektrizität zu nutzen. Elektrizität ist heiß, sie ist die Quelle der Klimaanlage. Wut ist heiß, sie ist die Quelle von Mitgefühl.
Mitgefühl ist eine innere Klimaanlage. Auf einmal ist alles kühl und schön, nichts kann dich stören und die ganze Existenz ist in einen Freund verwandelt. Es gibt keine Feinde mehr... denn wenn du mit wütenden Augen schaust, wird der Andere zum Feind, wenn du mit mitfühlenden Augen schaust, ist jeder ein Freund, ein Nachbar. Wenn du liebst, findest du Gott überall, wenn du hasst, findest du überall den Teufel. Es ist dein eigener Standpunkt, der in die Welt projiziert wird.
Wir brauchen Bewusstheit, keine Verdrängung - und mit Bewusstheit, geschieht Transformation ganz spontan. Wenn dir deine Wut bewusst wird, dringt Verstehen durch. Einfach beobachten, ohne Urteil, weder "gut" noch "schlecht" zu sagen, nur den inneren Himmel beobachten. Es gibt Blitze, Wut, du bist erhitzt, das ganze Nervensystem ist gerüttelt und geschüttelt, du zitterst am ganzen Körper – das ist ein wunderbarer Moment, denn wenn die Energie so fließt, kannst du sie leicht beobachten, wenn sie nicht fließt, kannst du sie nicht beobachten.
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Schließe deine Augen und meditiere damit. Kämpfe nicht, schau dir einfach an, was passiert – der ganze Himmel ist voller Elektrizität, es gibt so viele Blitze, so viel Schönheit – leg dich einfach auf den Boden, schau in den Himmel und beobachte. Und dann mach dasselbe im Innern.
Es gibt immer Wolken, denn ohne Wolken gäbe es keine Blitze – dunkle Wolken, Gedanken. Jemand hat dich beleidigt, jemand hat über dich gelacht, jemand hat dieses oder jenes gesagt... viele Wolken, dunkle Wolken am inneren Himmel und viele Blitze. Beobachte es! Es ist ein wunderbares Schauspiel, es ist auch fürchterlich, weil du es nicht verstehst. Es ist geheimnisvoll, und wenn man das Geheimnis nicht versteht, wird es furchtbar, du bekommst Angst davor. Wenn man es aber versteht, wird es zur Anmut, zum Geschenk, denn jetzt hast du den Schlüssel – und mit dem Schlüssel bist du der Meister.
Osho: And the Flowers Showered
http://www.osho.com/index.cfm
Wie kann ich einen starken Charakter entwickeln, so dass mich nichts mehr durcheinander bringt und ich nicht die Fassung verliere?
Setz dich ans Meer und beobachte das Meer. Du siehst Millionen von Wellen, doch in seinen Tiefen bleibt das Meer ruhig und still, in tiefer Meditation. Es ist nur an der Oberfläche in Aufruhr, dort, wo es auf die Außenwelt trifft, auf den Wind. In sich selbst bleibt es immer gleich, es gibt nicht eine einzige kleine Welle, es ändert sich überhaupt nicht.
Mit dir ist es genau so. Nur an der Oberfläche, dort, wo du auf andere triffst, entsteht ein Aufruhr, es entsteht Angst, Wut, Festhalten, Habgier, Begierde.... nur an der Oberfläche, dort, wo der Wind dich berührt. Und wenn du selbst an der Oberfläche bleibst, kannst du dieses Wechselspiel nicht verändern, es wird immer gleich bleiben.
Viele Menschen versuchen es dort zu ändern, an der Oberfläche. Sie kämpfen damit, sie versuchen, keine Wellen aufkommen zu lassen, aber durch diesen Kampf entstehen immer neue Wellen, denn wenn das Meer mit dem Wind kämpft, entsteht noch mehr Aufruhr: nicht nur der Wind verursacht ihn, das Meer bewirkt ihn ebenso – an der Oberfläche entsteht ein ungeheures Chaos.
Alle Moralisten versuchen, den Menschen an der Peripherie zu verändern, dein Charakter ist deine Peripherie: Du bringst keinen Charakter mit auf die Welt, du kommst vollkommen ohne Charakter, du kommst als leeres Blatt, und alles, was du als deinen Charakter bezeichnest, ist von anderen darauf geschrieben worden. Deine Eltern, die Gesellschaft, die Lehrer und die Lehren – sie alle konditionieren dich. Du kommst als leeres Blatt und alles, was darauf geschrieben wird, stammt von anderen. Solange du nicht wieder zu einem leeren Blatt wirst, weißt du nicht, was die wahre Natur ist, was Brahma ist, was Tao ist.
Das Problem ist also nicht, wie du einen starken Charakter bekommen kannst, das Problem ist nicht, wie du einen Zustand von Nicht-Wut erreichen kannst, wie du es schaffen kannst, ungestört zu sein – nein, das ist nicht das Problem. Das Problem ist vielmehr, wie du dein Bewusstsein von der Peripherie zu deinem Zentrum lenken kannst. Dann kannst du plötzlich sehen, dass du immer ruhig gewesen bist. Dann kannst du aus einer Distanz auf deine eigene Peripherie schauen, und die Distanz ist so groß, so unendlich, dass du alles so betrachten kannst, als gehörte es nicht zu dir. Tatsächlich gehört es auch niemals zu dir. Selbst, wenn du völlig darin verloren gehst: es gibt etwas in dir, das ungestört bleibt, das jenseits davon bleibt, das ein Zeuge bleibt.
Das ganze Problem für den Sucher ist also, wie er seine Aufmerksamkeit von der Peripherie zu seinem Zentrum lenken kann. Wie er sich mit dem Teil verbinden kann, der sich nicht ändert, wie er es schafft, nicht mit seiner Oberfläche identifiziert zu sein. An der Oberfläche können andere dich stark beeinflussen, denn an der Oberfläche ist Veränderung völlig natürlich. Die Peripherie wird sich stets verändern – selbst die Peripherie eines Buddhas verändert sich.
Der Unterschied zwischen einem Buddha und dir ist nicht im Charakter begründet – vergiss das nicht, er liegt nicht in unterschiedlicher Moral, in unterschiedlicher Tugend oder Untugend, der Unterschied liegt darin, wo du verankert bist.
Du bist in der Peripherie verankert, ein Buddha ist in seinem Zentrum verankert. Er kann mit Abstand auf seine Peripherie schauen. Wenn du ihn schlägst, kann er es so betrachten, als hättest du jemand anderen geschlagen, weil sein Zentrum so weit davon entfernt ist. Es ist so, als wäre er ein Beobachter auf dem Hügel und im Tal passiert etwas, das er von weitem sehen kann. Das musst du als erstes verstehen.
Das zweite ist: es ist sehr leicht für dich, dich zu kontrollieren, aber sehr schwer, dich zu transformieren. Es ist sehr leicht, dich zu kontrollieren. Du kannst deine Wut kontrollieren, aber wie machst du das? Du wirst sie unterdrücken. Und was passiert, wenn du etwas unterdrückst? Du änderst seine Bewegungsrichtung. Du wolltest etwas rauslassen und dann unterdrückst du es, jetzt geht es nach innen – es ändert nur seine Richtung.
Aber es wäre gut gewesen, die Wut rauszulassen, denn Gift muss rausgeworfen werden. Wenn die Wut nach innen geht, dann ist das schlecht, denn sie vergiftet deinen Körper und deinen Geist. Und wenn du das lange machst... so wie jeder das macht, denn die Gesellschaft bringt dir Kontrolle bei und nicht Transformation.
Die Gesellschaft sagt: ’Kontrolliere dich’ und indem du dich kontrollierst, verschwindet das Negative tiefer und tiefer in deinem Unbewussten, und dort wird es zu einer ständigen Einrichtung. Es ist dann nicht mehr die Frage, ob du manchmal wütend bist und manchmal nicht – du bist einfach wütend. Manchmal explodierst du und manchmal explodierst du nicht, weil du keine Ausrede dafür hast, oder aber du musst eine suchen. Und vergiss nicht, Ausreden kannst du überall finden.
Du bist wütend, weil du soviel Wut unterdrückt hast, es gibt keinen Zeitpunkt, wo du nicht wütend bist - du bist höchstens mal mehr und mal weniger wütend. Dein ganzes Wesen wird durch die Unterdrückung vergiftet. Du isst mit Wut – und es hat eine ganz andere Qualität, wenn jemand sein Essen ohne Wut einnimmt: es ist schön, ihm zuzusehen, weil es ohne Gewalt passiert. Auch wenn er Fleisch isst, isst er ohne Gewalt. Du isst vielleicht nur Obst und Gemüse, aber wenn unterdrückte Wut da ist, isst du gewalttätig.
...Und das wird schließlich jeden Bereich deines Lebens durchdringen: du kannst mit jemandem schlafen, aber das hat dann mehr mit Gewalt als mit Liebe zu tun, du wirst es sehr aggressiv tun. Weil ihr einander nicht seht, wenn ihr euch liebt, wisst ihr nicht, was vor sich geht. Und du kannst es nicht wissen, weil du fast immer voller Aggressionen bist.
Darum wird ein tiefer Liebesorgasmus unmöglich – denn tief drinnen hast du Angst, dass du deine Frau oder deine Geliebte töten könntest, wenn du alle Kontrolle fallen lässt, oder dass die Frau ihren Mann oder Geliebten töten könnte. Du hast so viel Angst vor deiner eigenen Wut! Wenn du das nächste mal mit jemandem schläfst, beobachte dich: Du machst dieselben Bewegungen, als wärst du aggressiv. Beobachte dein Gesicht, stell einen Spiegel auf, damit du sehen kannst, was mit deinem Gesicht passiert! Du wirst alle Verzerrungen von Wut und Aggression darin finden.
...Durch Unterdrückung wird dein Geist gespalten. Der Teil, den du akzeptieren kannst, wird zum Bewussten, und der Teil, den du zurückweist, wird zum Unbewussten. Diese Spaltung ist nicht natürlich, sie ist das Ergebnis deiner Verdrängung. Und dann wirfst du allen Müll, den die Gesellschaft zurückweist, immer wieder in dein Unbewusstes – aber vergiss nicht, alles, was du dort hineinwirfst, wird mehr und mehr ein Teil von dir, es wird Teil deiner Hände, deiner Knochen, deines Blutes und deines Herzschlags. Heute sagen Psychologen, dass achtzig Prozent aller Krankheiten durch unterdrückte Gefühle verursacht werden: Die vielen Herzversagen bedeuten, das ebenso viel Wut in den Herzen unterdrückt wurde, so viel Hass, dass das Herz vergiftet wurde.... Wut ist schön, Sex ist schön. Aber schöne Dinge können hässlich werden, es hängt ganz von dir ab. Wenn du sie verachtest, werden sie hässlich. Transformierst du sie, werden sie göttlich. Transformierte Wut ist Mitgefühl – denn es ist dieselbe Energie. Ein Buddha ist voller Mitgefühl, woher kommt dieses Mitgefühl? Es ist dieselbe Energie, die sich vorher als Wut gezeigt hat, jetzt geht sie nicht mehr in die Wut, sondern hat sich in Mitgefühl verwandelt. Woher kommt Liebe? Ein Buddha ist liebevoll, Jesus ist Liebe. Die Energie, die im Sex fließt, verwandelt sich in Liebe.
Vergiss also nicht, wenn du etwas Natürliches verurteilst, wird es zu Gift. Es zerstört dich, es wird destruktiv und selbstmörderisch. Wenn du es transformierst, wird es göttlich, es wird zur Gotteskraft, es wird zu einem Elixier, durch das du Unsterblichkeit erlangen kannst, ein unsterbliches Sein. Doch Transformation ist nötig.
Transformation geschieht nicht durch Kontrolle, sie geschieht durch Bewusstheit. Du bist wütend, und du musst dir bewusst machen, dass du es bist – beobachte es! Es ist ein schönes Phänomen, deine Energie ist in Bewegung, sie wird heiß!
Sie ist wie die Elektrizität in den Wolken. Die Menschen hatten immer Angst vor dieser Elektrizität. Früher, als sie noch nichts drüber wussten, hielten sie sie für ihren wütenden Gott, der sie bedroht und bestraft – ihnen Angst macht, damit sie ihn anbeten, damit sie seine Existenz spüren, weil er sie strafen kann.
Aber heute haben wir diesen Gott gezähmt. Er läuft durch unsere Ventilatoren, unsere Klimaanlage, unseren Kühlschrank: Dieser Gott dient all deinen Wünschen. Seine Kraft ist gezähmt worden, er ist nicht mehr wütend, er bedroht uns nicht mehr. Die Wissenschaft hat eine äußere Kraft in einen Freund verwandelt.
Religion macht dasselbe mit deinen inneren Kräften.
Wut ist in deinem Körper wie Elektrizität; du weißt nicht, was du damit machen sollst: Entweder tötest du jemand anderen oder du tötest dich selbst. Die Gesellschaft sagt dir, dass es in Ordnung ist, wenn du dich selbst tötest, das geht nur dich etwas an, aber töte keinen anderen – und wenn du auf die Gesellschaft hörst, scheint das in Ordnung. Also wirst du entweder aggressiv oder repressiv.
Für Religion ist beides verkehrt. Hier ist es grundsätzlich nötig, sich dieser Energie, dieser Wut, dieser inneren Elektrizität bewusst zu werden und ihr Geheimnis kennen zu lernen. Es ist Elektrizität, darum erhitzt sie dich. Wenn du wütend bist, wird dir ganz heiß, und du kannst die Kühle eines Buddhas nicht verstehen. Wenn Wut in Mitgefühl transformiert ist, wird alles kühl, eine tiefe Kühle kommt auf. Buddha ist niemals erhitzt, er ist immer kühl und zentriert, denn er weiß diese innere Elektrizität zu nutzen. Elektrizität ist heiß, sie ist die Quelle der Klimaanlage. Wut ist heiß, sie ist die Quelle von Mitgefühl.
Mitgefühl ist eine innere Klimaanlage. Auf einmal ist alles kühl und schön, nichts kann dich stören und die ganze Existenz ist in einen Freund verwandelt. Es gibt keine Feinde mehr... denn wenn du mit wütenden Augen schaust, wird der Andere zum Feind, wenn du mit mitfühlenden Augen schaust, ist jeder ein Freund, ein Nachbar. Wenn du liebst, findest du Gott überall, wenn du hasst, findest du überall den Teufel. Es ist dein eigener Standpunkt, der in die Welt projiziert wird.
Wir brauchen Bewusstheit, keine Verdrängung - und mit Bewusstheit, geschieht Transformation ganz spontan. Wenn dir deine Wut bewusst wird, dringt Verstehen durch. Einfach beobachten, ohne Urteil, weder "gut" noch "schlecht" zu sagen, nur den inneren Himmel beobachten. Es gibt Blitze, Wut, du bist erhitzt, das ganze Nervensystem ist gerüttelt und geschüttelt, du zitterst am ganzen Körper – das ist ein wunderbarer Moment, denn wenn die Energie so fließt, kannst du sie leicht beobachten, wenn sie nicht fließt, kannst du sie nicht beobachten.
>
Schließe deine Augen und meditiere damit. Kämpfe nicht, schau dir einfach an, was passiert – der ganze Himmel ist voller Elektrizität, es gibt so viele Blitze, so viel Schönheit – leg dich einfach auf den Boden, schau in den Himmel und beobachte. Und dann mach dasselbe im Innern.
Es gibt immer Wolken, denn ohne Wolken gäbe es keine Blitze – dunkle Wolken, Gedanken. Jemand hat dich beleidigt, jemand hat über dich gelacht, jemand hat dieses oder jenes gesagt... viele Wolken, dunkle Wolken am inneren Himmel und viele Blitze. Beobachte es! Es ist ein wunderbares Schauspiel, es ist auch fürchterlich, weil du es nicht verstehst. Es ist geheimnisvoll, und wenn man das Geheimnis nicht versteht, wird es furchtbar, du bekommst Angst davor. Wenn man es aber versteht, wird es zur Anmut, zum Geschenk, denn jetzt hast du den Schlüssel – und mit dem Schlüssel bist du der Meister.
Osho: And the Flowers Showered
http://www.osho.com/index.cfm