11.11.2012, 14:02
Frage:
Man erinnert sich an den 'Geliebten' oder 'Liebling' im allgemeinen sponta-
ner, als an 'Gott' oder das 'Höchste Selbst'. Warum ist das so?
Osho:
Ganz einfach — warum sollte es nicht so sein? Dein Geliebter ist tat- sächlich vorhanden und Gott ist nur ein Hirngespinst, ein leeres, fleischlo- ses Wort. Wenn du tief in das Wort hineinsiehst, findest du nichts. Dein Gott ist nur ein Wort, aber dein Geliebter ist wirklich.
Mein Gott ist wirklich, aber dein Gott ist unwirklich. Dein Gott ist nur ein Wort, das du im Halbschlaf vernommen hast, das in deinem Inneren widerhallt und weiterschwingt — aber nur ein Wort. Was heißt es schon? Es hat keine Bedeutung, während dir dein Geliebter natürlich etwas bedeu- tet.
Deshalb sage ich ja, daß ihr Gott als Konzept, als Wort, als theologi- sche Vorstellung völlig vergessen müßt, und stattdessen lieben sollt. Liebt eure Geliebten — und liebt sie so tief, daß ein Moment kommt, in dem ihr den Geliebten nicht mehr als Körper, sondern als Seele empfindet. Das ist die Tür zum Tempel Gottes. Seid total in eurer Liebe und durch diese Tota- lität wird Andacht allmählich zu einer natürlichen Begleiterscheinung der Liebe. Die Liebe wird in Andacht verwandelt. Jeder der beiden Liebenden wird zum Fenster zu Gott.
Daher lehre ich euch nicht, gegen die Liebe anzugehen; ich lehre euch, durch die Liebe hindurchzugehen. Das ist der ganze Unterschied zwischen meiner Lehre und den Lehren der traditionellen Heiligen. Ich lehre euch den natürlichen Weg. Geht durch die Liebe hindurch. Aber seid dabei so total, versinkt so total darin, daß es mit der Zeit keine oberflächliche Ange- legenheit mehr bleibt; so total, daß ihr beginnt, die Seele des anderen in euch aufzunehmen. In solchen Momenten geht euch nämlich plötzlich auf, daß der gesamte Kosmos beseelt ist.
Wenn du einmal etwas vom Unaussprechlichen, Undefinierbaren in den Augen deines Geliebten gesehen hast, kannst du die Bäume betrach- ten und das gleiche dort wiederfinden. Dann siehst du dieselben Augen in jeder Rose; dann kannst du hingehen wo du willst, du siehst ihn überall. Aber zum erstenmal tritt Gott in deinem Geliebten in Erscheinung. Das ist natürlich. Liebe ist der natürliche Weg zu Gott.
Zwei kleine Jungen spielten gerade Murmeln miteinander, als ein sehr süßes Mädchen vorbeispazierte.
»Mensch«, sagte der eine mit Inbrunst zu seinem Spielkameraden, »wenn ich später mal aufhöre, Mädchen zu verachten, dann fang ich bei der da an!«
Schon von frühester Kindheit, schon von Anbeginn an, werdet ihr von der Liebe ergriffen. Vielleicht nennt ihr sie noch nicht so, vielleicht könnt ihr vorerst nur in Begriffen wie »Verachtung« und »Haß« denken — »diesen Menschen verachte ich nicht«, aber das ist nur eine negative Definition von Liebe. Die Liebe wird vorerst noch negativ ausgedrückt, doch mit der Zeit wird der Ausdruck dann auch positiv. Und später wird sie noch nicht ein- mal mehr auf positive Weise ausgedrückt: sie wird existentiell. Dann ist es Andacht.
Wenn du unbeirrt immer tiefer in die Liebe eindringen kannst, wirst du eines Tages feststellen, daß du bei Gott angekommen bist.
Mrs. Mulla Nasruddin klagte dem Schulleiter ihr Leid über die Tatsa- che, daß ihr 13-jähriger Sohn den ganzen Tag lang nichts Besseres zu tun hatte, als Mädchen in Miniröcken anzustarren.
»Keine Sorge«, beruhigte sie der Schulleiter. »Er geht gerade durch eine Phase, die nicht länger als den Rest seines Lebens dauern dürfte.«
Liebe ist etwas fürs ganze Leben. Ihr beginnt mit Liebe und ihr solltet auch in Liebe enden. Dann hat sich der Kreis geschlossen.
Ihr wurdet aus Liebe geboren; ihr solltet in Liebe sterben. Dann habt ihr den Kreis vollendet.
Aber euer Gott ist ein Pappkamerad, zu dem ihr euch aus Angst gesellt habt. Oder ein Konzept, das euch von anderen eingeflüstert wurde.
Ein kleines Mädchen (eins aus der 1974-er Serie), war in jungen Jah- ren schon dutzendweise im Flugzeug geflogen, aber nun befand es sich zum erstenmal auf einer Übernachtfahrt im oberen Liegesitz eines Pullmann-Doppeldeckerbusses. Leicht verstört plärrte sie in regelmä- ßigen Abständen zu ihrer Mutter herunter:
'Mami, bist du da?'
Nachdem ein Herr am anderen Ende des Abteils dieses Spiel eini- ge Stunden ertragen hatte, flötete er:
»Ja, Mami ist da. Und ich auch! Wir würden eigentlich gerne ein bißchen schlafen! Also hör in Gottes Namen mit dem dämlichen Ge- schrei auf!«
Für einen Moment herrschte vollkommenes Schweigen, dann hörte man eine zittrige kleine Stimme:
»Mami, war das Gott?«
Das ist eure Vorstellung von Gott.
Eine Vorstellung, aus Angst geboren. Euer Gott ist euer Vater, aufge- blasen zu überdimensionalen Ausmaßen, euer Schulleiter oder der Ober- wachtmeister in groß. Was meint ihr mit Gott? Ihr habt noch nie eine Er- fahrung seiner Gegenwart gemacht.
Befrachtet Gott lieber als euren Geliebten, anstatt ihn euch als euren Vater vorzustellen, denn ein Vater ist eine künstliche von der Gesellschaft eingeführte Autoritätsfigur. Es gab eine Zeit, da dieses förmliche Konzept nirgends auf der Welt existierte und irgendwann wird es vielleicht auch wie- der verschwinden.
Es ist leichter, durch einen irdischen Geliebten zum kosmischen Gelieb- ten zu gelangen. Dann gehst du den natürlichen, den spontanen Weg, oh- ne jede Unterdrückung, ohne diese unnötige Strenge in deiner Lebenswei- se. Du wirst nicht zum Masochisten.
Warum sollst du weinen und leiden, wenn du auch lachend zu Gott gelangen kannst? Warum dich dahinschleppen, wenn du auch tanzend zu Gott finden kannst? Ich lehre keinen Gott, der gegen das Leben und gegen die Liebe ist. Ich lehre einen Gott, der das Fundament, der Ursprung allen Lebens und aller Liebe ist.
Ihr könnt das Wort 'Gott' aus eurem Vokabular streichen, wenn es euch stört. Setzt 'Liebe' an seine Stelle und zwar 'liebe' mit einem kleinen T, nicht mit einem großen 'L'. Macht nicht viel Aufhebens darum. Nehmt ein kleines T für die ganz gewöhnliche 'liebe' die zwischen zwei Freunden statt- findet, zwischen einem Mann und einer Frau, zwischen einer Mutter und ihrem Kind — diese 'liebe', die immer und überall in allen Beziehungen stattfindet.
Werdet immer liebevoller, dann kommt ihr auch Gott näher, immer näher. Der Tag, an dem ihr nur noch aus Liebe besteht, ist der Tag eurer Ankunft bei Gott: er hat sich euch offenbart.
Ja, Jesus hatte recht, als er sagte: »Gott ist Liebe«. Ich gehe sogar noch weiter indem ich sage: 'liebe ist Gott'.
Jesus sagt: »Gott ist Liebe«. Ich sage: »liebe ist Gott«.
Das Wort Gott ist ein schmutziges Wort geworden, weil es so lange von den Priestern und Politikern gebraucht, beziehungsweise mißbraucht wur- de. Es ist zu einem Schimpfwort geworden, ihr könnt es vergessen, 'liebe' ist unverbraucht, frischer, existentieller, wahrer.
Liebt — und wen ihr auch liebt — er wird zu einem Gott, ihr werdet es sehen. Liebt, und am Ende findet ihr immer nur Gott.
Man erinnert sich an den 'Geliebten' oder 'Liebling' im allgemeinen sponta-
ner, als an 'Gott' oder das 'Höchste Selbst'. Warum ist das so?
Osho:
Ganz einfach — warum sollte es nicht so sein? Dein Geliebter ist tat- sächlich vorhanden und Gott ist nur ein Hirngespinst, ein leeres, fleischlo- ses Wort. Wenn du tief in das Wort hineinsiehst, findest du nichts. Dein Gott ist nur ein Wort, aber dein Geliebter ist wirklich.
Mein Gott ist wirklich, aber dein Gott ist unwirklich. Dein Gott ist nur ein Wort, das du im Halbschlaf vernommen hast, das in deinem Inneren widerhallt und weiterschwingt — aber nur ein Wort. Was heißt es schon? Es hat keine Bedeutung, während dir dein Geliebter natürlich etwas bedeu- tet.
Deshalb sage ich ja, daß ihr Gott als Konzept, als Wort, als theologi- sche Vorstellung völlig vergessen müßt, und stattdessen lieben sollt. Liebt eure Geliebten — und liebt sie so tief, daß ein Moment kommt, in dem ihr den Geliebten nicht mehr als Körper, sondern als Seele empfindet. Das ist die Tür zum Tempel Gottes. Seid total in eurer Liebe und durch diese Tota- lität wird Andacht allmählich zu einer natürlichen Begleiterscheinung der Liebe. Die Liebe wird in Andacht verwandelt. Jeder der beiden Liebenden wird zum Fenster zu Gott.
Daher lehre ich euch nicht, gegen die Liebe anzugehen; ich lehre euch, durch die Liebe hindurchzugehen. Das ist der ganze Unterschied zwischen meiner Lehre und den Lehren der traditionellen Heiligen. Ich lehre euch den natürlichen Weg. Geht durch die Liebe hindurch. Aber seid dabei so total, versinkt so total darin, daß es mit der Zeit keine oberflächliche Ange- legenheit mehr bleibt; so total, daß ihr beginnt, die Seele des anderen in euch aufzunehmen. In solchen Momenten geht euch nämlich plötzlich auf, daß der gesamte Kosmos beseelt ist.
Wenn du einmal etwas vom Unaussprechlichen, Undefinierbaren in den Augen deines Geliebten gesehen hast, kannst du die Bäume betrach- ten und das gleiche dort wiederfinden. Dann siehst du dieselben Augen in jeder Rose; dann kannst du hingehen wo du willst, du siehst ihn überall. Aber zum erstenmal tritt Gott in deinem Geliebten in Erscheinung. Das ist natürlich. Liebe ist der natürliche Weg zu Gott.
Zwei kleine Jungen spielten gerade Murmeln miteinander, als ein sehr süßes Mädchen vorbeispazierte.
»Mensch«, sagte der eine mit Inbrunst zu seinem Spielkameraden, »wenn ich später mal aufhöre, Mädchen zu verachten, dann fang ich bei der da an!«
Schon von frühester Kindheit, schon von Anbeginn an, werdet ihr von der Liebe ergriffen. Vielleicht nennt ihr sie noch nicht so, vielleicht könnt ihr vorerst nur in Begriffen wie »Verachtung« und »Haß« denken — »diesen Menschen verachte ich nicht«, aber das ist nur eine negative Definition von Liebe. Die Liebe wird vorerst noch negativ ausgedrückt, doch mit der Zeit wird der Ausdruck dann auch positiv. Und später wird sie noch nicht ein- mal mehr auf positive Weise ausgedrückt: sie wird existentiell. Dann ist es Andacht.
Wenn du unbeirrt immer tiefer in die Liebe eindringen kannst, wirst du eines Tages feststellen, daß du bei Gott angekommen bist.
Mrs. Mulla Nasruddin klagte dem Schulleiter ihr Leid über die Tatsa- che, daß ihr 13-jähriger Sohn den ganzen Tag lang nichts Besseres zu tun hatte, als Mädchen in Miniröcken anzustarren.
»Keine Sorge«, beruhigte sie der Schulleiter. »Er geht gerade durch eine Phase, die nicht länger als den Rest seines Lebens dauern dürfte.«
Liebe ist etwas fürs ganze Leben. Ihr beginnt mit Liebe und ihr solltet auch in Liebe enden. Dann hat sich der Kreis geschlossen.
Ihr wurdet aus Liebe geboren; ihr solltet in Liebe sterben. Dann habt ihr den Kreis vollendet.
Aber euer Gott ist ein Pappkamerad, zu dem ihr euch aus Angst gesellt habt. Oder ein Konzept, das euch von anderen eingeflüstert wurde.
Ein kleines Mädchen (eins aus der 1974-er Serie), war in jungen Jah- ren schon dutzendweise im Flugzeug geflogen, aber nun befand es sich zum erstenmal auf einer Übernachtfahrt im oberen Liegesitz eines Pullmann-Doppeldeckerbusses. Leicht verstört plärrte sie in regelmä- ßigen Abständen zu ihrer Mutter herunter:
'Mami, bist du da?'
Nachdem ein Herr am anderen Ende des Abteils dieses Spiel eini- ge Stunden ertragen hatte, flötete er:
»Ja, Mami ist da. Und ich auch! Wir würden eigentlich gerne ein bißchen schlafen! Also hör in Gottes Namen mit dem dämlichen Ge- schrei auf!«
Für einen Moment herrschte vollkommenes Schweigen, dann hörte man eine zittrige kleine Stimme:
»Mami, war das Gott?«
Das ist eure Vorstellung von Gott.
Eine Vorstellung, aus Angst geboren. Euer Gott ist euer Vater, aufge- blasen zu überdimensionalen Ausmaßen, euer Schulleiter oder der Ober- wachtmeister in groß. Was meint ihr mit Gott? Ihr habt noch nie eine Er- fahrung seiner Gegenwart gemacht.
Befrachtet Gott lieber als euren Geliebten, anstatt ihn euch als euren Vater vorzustellen, denn ein Vater ist eine künstliche von der Gesellschaft eingeführte Autoritätsfigur. Es gab eine Zeit, da dieses förmliche Konzept nirgends auf der Welt existierte und irgendwann wird es vielleicht auch wie- der verschwinden.
Es ist leichter, durch einen irdischen Geliebten zum kosmischen Gelieb- ten zu gelangen. Dann gehst du den natürlichen, den spontanen Weg, oh- ne jede Unterdrückung, ohne diese unnötige Strenge in deiner Lebenswei- se. Du wirst nicht zum Masochisten.
Warum sollst du weinen und leiden, wenn du auch lachend zu Gott gelangen kannst? Warum dich dahinschleppen, wenn du auch tanzend zu Gott finden kannst? Ich lehre keinen Gott, der gegen das Leben und gegen die Liebe ist. Ich lehre einen Gott, der das Fundament, der Ursprung allen Lebens und aller Liebe ist.
Ihr könnt das Wort 'Gott' aus eurem Vokabular streichen, wenn es euch stört. Setzt 'Liebe' an seine Stelle und zwar 'liebe' mit einem kleinen T, nicht mit einem großen 'L'. Macht nicht viel Aufhebens darum. Nehmt ein kleines T für die ganz gewöhnliche 'liebe' die zwischen zwei Freunden statt- findet, zwischen einem Mann und einer Frau, zwischen einer Mutter und ihrem Kind — diese 'liebe', die immer und überall in allen Beziehungen stattfindet.
Werdet immer liebevoller, dann kommt ihr auch Gott näher, immer näher. Der Tag, an dem ihr nur noch aus Liebe besteht, ist der Tag eurer Ankunft bei Gott: er hat sich euch offenbart.
Ja, Jesus hatte recht, als er sagte: »Gott ist Liebe«. Ich gehe sogar noch weiter indem ich sage: 'liebe ist Gott'.
Jesus sagt: »Gott ist Liebe«. Ich sage: »liebe ist Gott«.
Das Wort Gott ist ein schmutziges Wort geworden, weil es so lange von den Priestern und Politikern gebraucht, beziehungsweise mißbraucht wur- de. Es ist zu einem Schimpfwort geworden, ihr könnt es vergessen, 'liebe' ist unverbraucht, frischer, existentieller, wahrer.
Liebt — und wen ihr auch liebt — er wird zu einem Gott, ihr werdet es sehen. Liebt, und am Ende findet ihr immer nur Gott.
Alle Dinge mußt du suchen, um sie zu finden,
ausgenommen diesen Freund, den du,
ehe du ihn gefunden hast,
nicht suchen wirst. *Rumi (1207 - 1273)
ausgenommen diesen Freund, den du,
ehe du ihn gefunden hast,
nicht suchen wirst. *Rumi (1207 - 1273)