15.11.2012, 22:48
Der Fragesteller fragte: »Was verstehst du unter dem »Weg der Religion«? Ich war schon immer so ausgesprochen gegen die Religion, daß ich mir nicht vorstellen kann, was es bedeutet.«
Genau, wie kannst du es auch verstehen, wenn du gegen die Religion bist? Und wenn du für die Religion bist, kannst du es genausowenig verste- hen. Leute, die für oder gegen etwas sind, können es niemals verstehen, weil sie a priori schon eine Entscheidung getroffen haben. Ohne es über- haupt erfahren zu haben, sind sie schon überzeugt. Sie haben Vorurteile.
Wenn du beschlossen hast, daß es Gott gibt, wirst du niemals imstande sein, ihn zu erfahren. Und wenn du beschlossen hast, daß Gott nicht exi- stiert, kannst du ihn genausowenig erfahren. Sei etwas offener. Sei nicht so voller Vorurteile. Triff keine Entscheidungen im voraus. Mach die Erfah- rung, und laß die Erfahrung entscheiden. Entscheide dich niemals, bevor du etwas erfahren hast. Niemals, niemals! Sonst bist du ständig von deinem Vorurteil erfüllt, und dieses Vorurteil wird zu einer Trennwand, die dir nicht erlaubt, zu sehen, was ist.
»Der Weg der Religion« ist der Weg der Wahrheit, der Weg der Natur. Das Wort »Religion« stammt aus einer Wurzel, die »zusammenbringen« be- deutet — religare. Normalerweise seid ihr aus der Existenz herausgefallen. Ihr habt vergessen, daß ihr euch nicht mehr in Einklang mit der Existenz befindet und begonnen, eure eigenen Wege zu gehen. Ihr habt den Kon- takt mit der Realität verloren und angefangen, in eurer Phantasie zu leben. Das ist es, was ich als die Lüge bezeichne. Ihr habt begonnen, ein privates Leben zu führen; ihr lebt nicht länger im Existentiellen. Ihr seid »Idioten« geworden. Das Wort »Idiot« ist sehr schön; es bedeutet ursprünglich: einer, der ein privates Leben führt. Einer, der seinem eigenen Lebensidiom nach- hängt, ist ein Idiot. Die Welt geht in die eine Richtung und du gehst in eine andere — dann bist du ein Idiot. Die gesamte Existenz bewegt sich in eine bestimmte Richtung und du hast dein eigenes Privatziel.
Ein Mensch, der hinter dem Geld her ist, ist ein Idiot, denn die Sonne ist nicht hinter dem Geld her, der Mond ist nicht hinter dem Geld her, die Bäume sind nicht hinter dem Geld her, die Flüsse, die Berge, sind samt und sonders nicht so idiotisch. Die gesamte Existenz lebt ohne Geld, und der Mensch ist wie verrückt hinter dem Geld her... Er leidet unter schwerer Idiotie, der schlimmsten Krankheit, die es gibt. Er hat ein privates Ziel. Wenn er Gort eines Tages gegenübertritt und Gott ihn fragt: »Wonach hast du gestrebt?« und er antwortet: »Nach Geld«, wird Gott nicht fähig sein, zu begreifen, was er mit »Geld« wohl meint. Es wird nicht leicht sein, ihm das klarzumachen. Irgendein großer Wirtschaftsexperte — Adam Smith oder Ricardo oder Galbraith oder sonst jemand, wäre vielleicht dazu imstande, aber ich bezweifele es. Gott wird nicht begreifen können, was Geld ist. Die gesamte Existenz kommt ohne Geld aus. Der Mensch hat eine Idiotie in die Welt gesetzt.
Oder du sagst: »Ich war hinter politischer Macht her«, dann kann Gott das genausowenig verstehen. Du wirst ihm kaum klarmachen können, daß du Minister oder Premierminister oder Präsident werden wolltest. Dann fragt er: »Wozu? Warum, um alles in der Welt, sollte man jemals machtgierig werden? Ich habe dir doch all die Macht gegeben, die du brauchst, und alle erdenklichen Möglichkeiten, selig und froh zu sein. Wo- für hast du diese Gelegenheiten dein Leben lang versäumt? Warum hast du das alles für etwas Blödsinniges, Dummes geopfert? Weil du unbedingt auf einem Thron sitzen wolltest?« Denkt nur an eure Kaiser und Könige — wie dumm, wie absolut blödsinnig! Aber der Mensch hat sich seine Idiotien geschaffen.
»Der Weg der Religion« bedeutet, nicht idiotisch zu sein, kein privates Ziel zu haben. Das universale Ziel genügt. Kommt damit in Einklang, schwingt damit zusammen. Kämpft nicht dagegen, sondern fließt mit ihm. Wo auch immer die Gesamtheit hingeht, geht mit; und ihr werdet niemals irgendwelche Sorgen haben, und ihr werdet keine Qualen erleiden und nicht aufgespalten, ihr werdet nicht zerrissen sein. Religion bedeutet: das, was dich zusammenfügt. Du wirst nicht in Stücke zerrissen, du fällst nicht in Einzelteile auseinander, du wirst zu einer Ganzheit.
Religion ist die Wissenschaft der Wiederentdeckung der vergessenen Sprache der Ekstase. Immer, wenn du im Einklang mit der Existenz bist, bist du ekstatisch, du wirst mit Seligkeit erfüllt und fühlst dich begnadet.
Das geschieht auch dir manchmal. Vielleicht bist du dir dessen gar nicht bewußt. Manchmal, wenn du die Bäume anschaust, erfüllt dich ihr Grün; auf einmal bist du im Einklang mit den Bäumen. Du bist nicht länger der Betrachter, und die Bäume sind nicht länger das Betrachtete. Du bist nicht getrennt. Etwas verbindet dich; plötzlich ist ein Kontakt entstanden, eine Verbundenheit, eine Brücke. Dein Verstand hört auf, zu plappern; du bist so still wie die Bäume und fängst an, wirklich zu fühlen. Dein Herz pulsiert mit neuer Lebendigkeit und einer neuen Schwingung — und du bist selig. Du bist vollkommen zufrieden und erfüllt.
Dabei hat dir der Baum gar nichts gegeben. Ein Baum ist in dieser Hin- sicht sehr arm. Was kann ein Baum einem Menschen schon geben? Er kann dir kein Geld und keine Macht verschaffen. Er kann dir überhaupt nichts von dem geben, was du gerne hättest; und trotzdem — du sitzt nur einfach an seiner Seite und lehnst dich gegen seinen Stamm, fühlst, wie der Saft in seinem Inneren aufsteigt und atmest den Duft, der ihn ringsum- her wie ein Hauch umgibt — und auf einmal bist du selbstvergessen, du bist ekstatisch, du bist im Einklang. Und dadurch, daß du im Einklang mit dem Baum bist, kommst du in Einklang mit dem ganzen Universum.
Manchmal sitzt du am Flußufer und betrachtest den Fluß und alles wird ruhig und still. Nicht, daß du etwas tust, um ruhig und still zu werden — niemand kann irgendetwas dazu tun — und wenn, dann wäre es ab- surd. Du kannst so regungslos wie eine Buddhastatue dasitzen, aber das nützt dir gar nichts...
Genau, wie kannst du es auch verstehen, wenn du gegen die Religion bist? Und wenn du für die Religion bist, kannst du es genausowenig verste- hen. Leute, die für oder gegen etwas sind, können es niemals verstehen, weil sie a priori schon eine Entscheidung getroffen haben. Ohne es über- haupt erfahren zu haben, sind sie schon überzeugt. Sie haben Vorurteile.
Wenn du beschlossen hast, daß es Gott gibt, wirst du niemals imstande sein, ihn zu erfahren. Und wenn du beschlossen hast, daß Gott nicht exi- stiert, kannst du ihn genausowenig erfahren. Sei etwas offener. Sei nicht so voller Vorurteile. Triff keine Entscheidungen im voraus. Mach die Erfah- rung, und laß die Erfahrung entscheiden. Entscheide dich niemals, bevor du etwas erfahren hast. Niemals, niemals! Sonst bist du ständig von deinem Vorurteil erfüllt, und dieses Vorurteil wird zu einer Trennwand, die dir nicht erlaubt, zu sehen, was ist.
»Der Weg der Religion« ist der Weg der Wahrheit, der Weg der Natur. Das Wort »Religion« stammt aus einer Wurzel, die »zusammenbringen« be- deutet — religare. Normalerweise seid ihr aus der Existenz herausgefallen. Ihr habt vergessen, daß ihr euch nicht mehr in Einklang mit der Existenz befindet und begonnen, eure eigenen Wege zu gehen. Ihr habt den Kon- takt mit der Realität verloren und angefangen, in eurer Phantasie zu leben. Das ist es, was ich als die Lüge bezeichne. Ihr habt begonnen, ein privates Leben zu führen; ihr lebt nicht länger im Existentiellen. Ihr seid »Idioten« geworden. Das Wort »Idiot« ist sehr schön; es bedeutet ursprünglich: einer, der ein privates Leben führt. Einer, der seinem eigenen Lebensidiom nach- hängt, ist ein Idiot. Die Welt geht in die eine Richtung und du gehst in eine andere — dann bist du ein Idiot. Die gesamte Existenz bewegt sich in eine bestimmte Richtung und du hast dein eigenes Privatziel.
Ein Mensch, der hinter dem Geld her ist, ist ein Idiot, denn die Sonne ist nicht hinter dem Geld her, der Mond ist nicht hinter dem Geld her, die Bäume sind nicht hinter dem Geld her, die Flüsse, die Berge, sind samt und sonders nicht so idiotisch. Die gesamte Existenz lebt ohne Geld, und der Mensch ist wie verrückt hinter dem Geld her... Er leidet unter schwerer Idiotie, der schlimmsten Krankheit, die es gibt. Er hat ein privates Ziel. Wenn er Gort eines Tages gegenübertritt und Gott ihn fragt: »Wonach hast du gestrebt?« und er antwortet: »Nach Geld«, wird Gott nicht fähig sein, zu begreifen, was er mit »Geld« wohl meint. Es wird nicht leicht sein, ihm das klarzumachen. Irgendein großer Wirtschaftsexperte — Adam Smith oder Ricardo oder Galbraith oder sonst jemand, wäre vielleicht dazu imstande, aber ich bezweifele es. Gott wird nicht begreifen können, was Geld ist. Die gesamte Existenz kommt ohne Geld aus. Der Mensch hat eine Idiotie in die Welt gesetzt.
Oder du sagst: »Ich war hinter politischer Macht her«, dann kann Gott das genausowenig verstehen. Du wirst ihm kaum klarmachen können, daß du Minister oder Premierminister oder Präsident werden wolltest. Dann fragt er: »Wozu? Warum, um alles in der Welt, sollte man jemals machtgierig werden? Ich habe dir doch all die Macht gegeben, die du brauchst, und alle erdenklichen Möglichkeiten, selig und froh zu sein. Wo- für hast du diese Gelegenheiten dein Leben lang versäumt? Warum hast du das alles für etwas Blödsinniges, Dummes geopfert? Weil du unbedingt auf einem Thron sitzen wolltest?« Denkt nur an eure Kaiser und Könige — wie dumm, wie absolut blödsinnig! Aber der Mensch hat sich seine Idiotien geschaffen.
»Der Weg der Religion« bedeutet, nicht idiotisch zu sein, kein privates Ziel zu haben. Das universale Ziel genügt. Kommt damit in Einklang, schwingt damit zusammen. Kämpft nicht dagegen, sondern fließt mit ihm. Wo auch immer die Gesamtheit hingeht, geht mit; und ihr werdet niemals irgendwelche Sorgen haben, und ihr werdet keine Qualen erleiden und nicht aufgespalten, ihr werdet nicht zerrissen sein. Religion bedeutet: das, was dich zusammenfügt. Du wirst nicht in Stücke zerrissen, du fällst nicht in Einzelteile auseinander, du wirst zu einer Ganzheit.
Religion ist die Wissenschaft der Wiederentdeckung der vergessenen Sprache der Ekstase. Immer, wenn du im Einklang mit der Existenz bist, bist du ekstatisch, du wirst mit Seligkeit erfüllt und fühlst dich begnadet.
Das geschieht auch dir manchmal. Vielleicht bist du dir dessen gar nicht bewußt. Manchmal, wenn du die Bäume anschaust, erfüllt dich ihr Grün; auf einmal bist du im Einklang mit den Bäumen. Du bist nicht länger der Betrachter, und die Bäume sind nicht länger das Betrachtete. Du bist nicht getrennt. Etwas verbindet dich; plötzlich ist ein Kontakt entstanden, eine Verbundenheit, eine Brücke. Dein Verstand hört auf, zu plappern; du bist so still wie die Bäume und fängst an, wirklich zu fühlen. Dein Herz pulsiert mit neuer Lebendigkeit und einer neuen Schwingung — und du bist selig. Du bist vollkommen zufrieden und erfüllt.
Dabei hat dir der Baum gar nichts gegeben. Ein Baum ist in dieser Hin- sicht sehr arm. Was kann ein Baum einem Menschen schon geben? Er kann dir kein Geld und keine Macht verschaffen. Er kann dir überhaupt nichts von dem geben, was du gerne hättest; und trotzdem — du sitzt nur einfach an seiner Seite und lehnst dich gegen seinen Stamm, fühlst, wie der Saft in seinem Inneren aufsteigt und atmest den Duft, der ihn ringsum- her wie ein Hauch umgibt — und auf einmal bist du selbstvergessen, du bist ekstatisch, du bist im Einklang. Und dadurch, daß du im Einklang mit dem Baum bist, kommst du in Einklang mit dem ganzen Universum.
Manchmal sitzt du am Flußufer und betrachtest den Fluß und alles wird ruhig und still. Nicht, daß du etwas tust, um ruhig und still zu werden — niemand kann irgendetwas dazu tun — und wenn, dann wäre es ab- surd. Du kannst so regungslos wie eine Buddhastatue dasitzen, aber das nützt dir gar nichts...
Alle Dinge mußt du suchen, um sie zu finden,
ausgenommen diesen Freund, den du,
ehe du ihn gefunden hast,
nicht suchen wirst. *Rumi (1207 - 1273)
ausgenommen diesen Freund, den du,
ehe du ihn gefunden hast,
nicht suchen wirst. *Rumi (1207 - 1273)