22.10.2019, 10:04
Liebe Garina,
ich verstehe sehr gut was Du meinst, denn ich habe selbst im ambulanten Pflegedienst gearbeitet und dort u.A. verschiedene Senioren-WGs betreut.
Es schmerzt mich zu sehen, wie respektlos und unverschämt alte und kranke Menschen behandelt werden, nur weil sie vielleicht nicht mehr so schnell sind wie früher, und weil sie für verschiedene Dinge Hilfestellung brauchen.
Dabei vergessen Viele, dass genau diese (heute) alten Menschen uns oder unsere Eltern durch den Krieg und die Zeit danach gebracht haben.
Sie mussten daheim die "Stellung" halten, hart arbeiten und wiederaufbauen, mussten Essen für ihre hungernden Kinder, Kleidung und alles Andere IRGENDWIE besorgen, das es damals nicht so einfach in den Läden zu kaufen gab .
Viele dieser alten Menschen sind HEUTE NOCH schwer traumatisiert und leiden immer noch unter den Folgen des Krieges und dem, was sie zum Teil selbst noch als Kinder erlebt haben, da sie diese Erlebnisse überhaupt noch nicht verarbeiten konnten.
Und dass sie ihre Gefühle aufgrund dessen nicht zum Ausdruck bringen (können?) bedeutet noch lange nicht, dass sie keine haben. Auch wenn ihnen gerade DAS oft von ihren Kindern und nahen Angehörigen unterstellt wird.
Diese Dinge erfährt man aber nur, wenn man sich auf Gespräche mit den Alten einlassen kann.
Ganz schlimm finde ich es auch immer wenn ich Mütter sehe, die ihre kleinen Kinder wortlos am Arm zerren und reissen, wenn sie irgendwo sind oder etwas tun, das es die Mutter nicht haben will.
Denn auch wenn kleinere Kinder die Erklärungen der Mutter vielleicht noch nicht verstandesmäßig erfassen könnten, sie würde mit der Zeit doch verstehen, dass sie das ... nicht tun sollen, und vor allen Dingen würden sie erkennen, dass die Mutter NICHT ein UNERBITTLICHER FEIND ist.
Doch auch das führe ich zu einem guten Teil auf die noch nicht verarbeiteten Kriegserlebnisse und -traumatas zurück.
Aus der systemischen Arbeit ist bekannt, dass die Folgen schlimmer Erlebnisse von Generation zu Generation weitergegeben werden, und zwar bis zu 7 Generationen. Danach gehen sie ins kollektive Feld über.
Dadurch sind wir ALLE von diesen Geschehnissen betroffen, auch wenn wir selbst keine "Überlieferungen" oder Erinnerungen aus unserer eigenen Familie dazu haben.
Leider kann der Einzelne all dies nicht "bearbeiten" oder wegnehmen.
Wir können nur damit anfangen Andere zumindest respektvoll zu behandeln, wenn es die Zeit zulässt zuhören, und den einen oder anderen "rohen" Zeitgenossen darauf hinweisen, dass man auch freundlicher miteinander ungehen kann. Vielleicht können wir "die Anderen" so nach und nach anstecken, damit sich das Blatt doch irgendwann wenden kann.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, WIE froh und dankbar JEDER EINZELNE MENSCH IST, wenn ihm jemand EIN BISSCHEN AUFMERKSAMKEIT schenkt, auch wenn es nur wenige Minuten sein können.
Und ebenfalls aus eigener Erfahrung weiss ich, dass das selbst "rohen" Zeitgenossen mit der Zeit auffällt, und sie dann anfangen sich ihre Gedanken darüber zu machen.
Denn im Grunde wollen sie durch ihr Verhalten ja nur verhindern, dass sie ihr eigener Schmerz und ihr eigenes Verletztsein spüren, und dass es in ihr eigenes Bewusstsein hochsteigt.
Liebe Grüße
Saphirinha
ich verstehe sehr gut was Du meinst, denn ich habe selbst im ambulanten Pflegedienst gearbeitet und dort u.A. verschiedene Senioren-WGs betreut.
Es schmerzt mich zu sehen, wie respektlos und unverschämt alte und kranke Menschen behandelt werden, nur weil sie vielleicht nicht mehr so schnell sind wie früher, und weil sie für verschiedene Dinge Hilfestellung brauchen.
Dabei vergessen Viele, dass genau diese (heute) alten Menschen uns oder unsere Eltern durch den Krieg und die Zeit danach gebracht haben.
Sie mussten daheim die "Stellung" halten, hart arbeiten und wiederaufbauen, mussten Essen für ihre hungernden Kinder, Kleidung und alles Andere IRGENDWIE besorgen, das es damals nicht so einfach in den Läden zu kaufen gab .
Viele dieser alten Menschen sind HEUTE NOCH schwer traumatisiert und leiden immer noch unter den Folgen des Krieges und dem, was sie zum Teil selbst noch als Kinder erlebt haben, da sie diese Erlebnisse überhaupt noch nicht verarbeiten konnten.
Und dass sie ihre Gefühle aufgrund dessen nicht zum Ausdruck bringen (können?) bedeutet noch lange nicht, dass sie keine haben. Auch wenn ihnen gerade DAS oft von ihren Kindern und nahen Angehörigen unterstellt wird.
Diese Dinge erfährt man aber nur, wenn man sich auf Gespräche mit den Alten einlassen kann.
Ganz schlimm finde ich es auch immer wenn ich Mütter sehe, die ihre kleinen Kinder wortlos am Arm zerren und reissen, wenn sie irgendwo sind oder etwas tun, das es die Mutter nicht haben will.
Denn auch wenn kleinere Kinder die Erklärungen der Mutter vielleicht noch nicht verstandesmäßig erfassen könnten, sie würde mit der Zeit doch verstehen, dass sie das ... nicht tun sollen, und vor allen Dingen würden sie erkennen, dass die Mutter NICHT ein UNERBITTLICHER FEIND ist.
Doch auch das führe ich zu einem guten Teil auf die noch nicht verarbeiteten Kriegserlebnisse und -traumatas zurück.
Aus der systemischen Arbeit ist bekannt, dass die Folgen schlimmer Erlebnisse von Generation zu Generation weitergegeben werden, und zwar bis zu 7 Generationen. Danach gehen sie ins kollektive Feld über.
Dadurch sind wir ALLE von diesen Geschehnissen betroffen, auch wenn wir selbst keine "Überlieferungen" oder Erinnerungen aus unserer eigenen Familie dazu haben.
Leider kann der Einzelne all dies nicht "bearbeiten" oder wegnehmen.
Wir können nur damit anfangen Andere zumindest respektvoll zu behandeln, wenn es die Zeit zulässt zuhören, und den einen oder anderen "rohen" Zeitgenossen darauf hinweisen, dass man auch freundlicher miteinander ungehen kann. Vielleicht können wir "die Anderen" so nach und nach anstecken, damit sich das Blatt doch irgendwann wenden kann.
Aus eigener Erfahrung weiss ich, WIE froh und dankbar JEDER EINZELNE MENSCH IST, wenn ihm jemand EIN BISSCHEN AUFMERKSAMKEIT schenkt, auch wenn es nur wenige Minuten sein können.
Und ebenfalls aus eigener Erfahrung weiss ich, dass das selbst "rohen" Zeitgenossen mit der Zeit auffällt, und sie dann anfangen sich ihre Gedanken darüber zu machen.
Denn im Grunde wollen sie durch ihr Verhalten ja nur verhindern, dass sie ihr eigener Schmerz und ihr eigenes Verletztsein spüren, und dass es in ihr eigenes Bewusstsein hochsteigt.
Liebe Grüße
Saphirinha
Fliege mit den Adlern oder scharre mit den Hühnern.
Es ist Deine Wahl.
Ich habe mich für die Adler entschieden, denn die haben eine bedeutent bessere Aussicht .
Es ist Deine Wahl.
Ich habe mich für die Adler entschieden, denn die haben eine bedeutent bessere Aussicht .