18.05.2020, 23:16
Na klar, liebe ELA, wir alle waren schon immer in ein System eingebunden, dass wir uns nicht selber ausgesucht oder erschaffen haben, das taten doch meistens andere für uns, aber wir wurden dort hineingeboren und empfanden es als Normalität, die ja auch unsere Eltern nie in Frage stellten. Woher soll ein Bewusstsein für wirkliche Freiheit denn auch herkommen ?
Wir wissen ja nichtmal, was das in seiner ganzen Tragweite bedeutet oder was man sich darunter vorstellen könnte. Die totale Anarchie vielleicht ? Eine absolut herrschaftsfreie Gesellschaftsform, die bisher aber nur in philosophischen Werken seinen Wortgebrauch findet. Aber ist denn wirklich jeder einzelne dazu fähig, sich in dieser maximalen Selbstverantwortung wohlzufühlen ? Da bin ich mir eben nicht wirklich sicher.
Im Moment jedenfalls werden fundamentale Grundrechte einfach auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, ohne dass es eine tatsächliche Wissenschaft oder Wahrheit rechtfertigen würde, einfach so, weil es ihnen gefällt ihre Eigeninteressen durchzusetzen und die wenigen Rechte und Freiheiten, die uns bisher noch geblieben sind, werden uns damit jetzt auch noch genommen. Unter anderem natürlich das Recht zum Widerstand, wenn man eine Veranstaltung verbietet oder nur mit einer Teilnehmerzahl von 50 Personen erlaubt.
Natürlich fördert die Isolation auch zutage, was man an Problemen sonst gut verschieben konnte, aber man wird sie sich unter diesem Zwang nicht anschauen, sondern mal wieder auf anderes projizieren, das oft nichts mit dem wesentlichen Kern zu tun hat. Viele Menschen kennen nunmal nichts anderes, als diese
"eingefädelte Realität" wie du es nennst und nicht wenige waren damit ja auch zufrieden, jedenfalls mehr oder weniger. Und alle anderen waren sowieso darauf aus, früher oder später etwas in ihrem Leben zu ändern, was durch die Maßnahmen aber fast unmöglich gemacht wird und niemand weiß ja, wie lange dieser ganze Spuk noch andauern soll. Es einfach nur auszusitzen, halte ich für ein bisschen zuviel verlangt. Ein kollektives "standup" klingt da schon viel besser in meinen Ohren. Und ja, dass man die "Alltagsmasken" besser kaschieren kann ist ein guter Einwand, den ich gern unterschreiben kann, aber auch das ist ja ein Teil der privaten Persönlichkeit und eigentlich kein Erkennungsmerkmal gefügsamer Bürger. Was, wenn wir alle Radios und Fernseher aus dem Fenster werfen würden, wer könnte uns dann noch weitere Anweisungen geben oder Panik streuen? Oder wie auch Canine schon sagte, wenn wir das alles einfach ignorieren würden, ob sie uns dann alle in den Knast stecken könnten? Widerstand im Sinne von Boykott, so wie Ghandi es seinerzeit vorlebte, kann dem Unterdrücker doch viel mehr zu schaffen machen, als rohe Gewalt, die von der anderen Seite dann ebenfalls nur mit Gewalt beantwortet werden kann. Sabine sprach ja ähnlich darüber und ebenso wie sie bedank ich mich jetzt zum Schluss für alle Beiträge, besonders auch die Videos, die ich aber aufgrund ihrer Länge noch nicht vollständig ansehen konnte, doch Stück um Stück werd ich natürlich dranbleiben.
Also vielen lieben Dank euch allen für den regen und interessanten Austausch und für eure herzliche Verbundenheit
nordwind
Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen.
Georg Christoph Lichtenberg
Georg Christoph Lichtenberg